Boris Johnsons Tories: Wegweisende Wahlniederlage nach über 100 Jahren
Boris Johnson hat sein Misstrauensvotum überlebt, doch sein Zuspruch ist im Keller. Das zeigt jetzt vor allem ein historisch schlechtes Wahlergebnis der Tories.
London – Boris Johnson bleibt Premierminister, trotz Misstrauensvotum, dem Partygate und anderen Skandalen. Der britische Regierungschef denkt gar nicht an Rücktritt, doch er hat seiner eigenen Partei massiv geschadet. Das zeigen jüngste Wahlergebnisse bei zwei Nachwahlen in England: Sie münden in einer historischen Niederlage der britischen Regierungspartei – vor allem an einem Ort.
Boris Johnsons Misstrauensvotum schadet den Tories: Partei verliert wegweisende Nachwahlen
Boris Johnsons Vorgehen und das daraus resultierende Misstrauensvotum ziehen seine Partei massiv in Mitleidenschaft. Bei Nachwahlen in Tiverton and Honiton sowie Wakefield verlieren die Konservativen gegen andere Parteien. Was wenig dramatisch klingt, ist doch ein klares Indiz dafür, wie viele alt eingesessene Tory-Wähler ihrer Partei den Rücken gekehrt haben – dazu dürfte Johnson entscheidend beigetragen haben. Besonders das Ergebnis aus Tiverton and Honiton im Südwesten von England erschüttert die Partei.

Tiverton and Honiton gilt als konservative Bastion, hier haben die Tories eine gefühlte, sowie tatsächliche, Ewigkeit die Abgeordneten gestellt: Über hundert Jahre. Nun verloren sie die Wahl an die Liberaldemokraten. Doch auch im Norden des Landes musste die Regierungspartei eine, wenn auch weniger geschichtsträchtige, Niederlage einstecken: In Wakefield unterlagen die Tories der Labour-Partei, deren Führer Keir Starmer Johnson bereits als „Mann ohne Scham“ bezeichnet hatte.
Boris Johnson: Misstrauensvotum und Wahlniederlagen, doch der britische Premierminister gibt nicht auf
Nach den Wahlen mehren sich erneut die Rufe nach einem Rücktritt von Boris Johnson. Misstrauensvotum und Wahlniederlagen lassen den britischen Premierminister indes nicht resignieren, er hält weiter an seinem Posten fest. Die, nach wie vor zahlreichen, parteiinternen Gegner des Regierungschefs hatten durch das missglückte Misstrauensvotum zuvor einen herben Dämpfer erhalten. Wenig überraschend verkündete der Regierungschef im Anschluss an die verpatzte Wahl nun also erneut, weitermachen zu wollen, mit einem Versprechen: Johnson will den Wählern zuzuhören.
Der Premierminister sagte laut Guardian: „Es ist absolut richtig, dass wir einige schwierige Nachwahlergebnisse hatten, die, so denke ich, eine Menge Dinge widerspiegeln, aber wir müssen erkennen, dass die Wähler im Moment eine schwierige Zeit durchmachen.“ Er betonte Verantwortung übernehmen zu wollen und erklärte zudem, die Lebenshaltungskrise sei für Wähler derzeit das wichtigste – in Großbritannien droht Millionen Menschen derzeit das Abrutschen in Armut. Paradox in diesem Kontext: Auf Arbeitskämpfe im Bereich der Bahn hatte Boris Johnson zuletzt mit einem Angriff auf das Streikrecht reagiert.
Boris Johnson Rücktritt keine Option – für den Tory-Co.-Vorsitzenden Oliver Dowden schon
Boris Johnsons Rücktritt scheint ausgeschlossen: Von selbst wird der Premier nicht abtreten und das Misstrauensvotum ist überstanden. Für andere Parteifunktionäre ist der Rücktritt derweil sehr wohl eine Option, so etwa für den Co.-Vorsitzenden der Tories, Oliver Dowden. Dowden war nach den aktuellen Wahlniederlagen zurückgetreten, er zeigte sich „bestürzt und enttäuscht über die jüngsten Ereignisse“.
Seine anschließenden Einlassungen war auch ein Seitenhieb gegen Boris Johnson: Dowden schwor der konservativen Partei die Loyalität, Johnson hingegen erwähnte er in diesem Rahmen nicht. Stattdessen sagte er, jemand müsse „Verantwortung übernehmen“. Das will Boris Johnson tun, nach Ansicht vieler ist es dafür allerdings zu spät.