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Zwei neue Meiler geplant: Die Niederlande entdecken die Atomkraft

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Von: Jens Kiffmeier

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Aus einem mach drei: Die Niederlande bauen wegen der Energiekrise zwei neue Atomkraftwerke. Im Gespräch war auch ein Standort nahe Niedersachsen.

Amsterdam/Hannover – Rund um Deutschland erlebt die Atomkraft eine Renaissance: Nach Polen und Frankreich setzen auch die Niederlande künftig verstärkt auf Kernenergie. So plant der Nachbar im Westen den Bau von zwei neuen Meilern, wie das Energieministerium in Den Haag mitteilte. Entstehen sollen die beiden AKWs in der Gemeinde Borssele in der Provinz Zeeland. In Hannover dürfte das für Aufatmen gesorgt haben. Denn ein favorisierter Standort nahe der Grenze zu Niedersachsen scheint vom Tisch zu sein. Dennoch zieht sich um Deutschland ein Ring neuer Atomkraftwerke zusammen.

Atomkraft: Die Energiekrise treibt die Niederlande zum Bau zwei neuer Kernkraftwerke

Die Entscheidung der Regierung von Ministerpräsident Mark Rutte in Den Haag lässt aufhorchen. Denn bislang spielte die Atomkraft in dem Land kaum eine Rolle. Derzeit ist nur ein AKW-Meiler in Betrieb. Bislang wird der Energiebedarf zu einem Großteil durch Erdgas aus der Region Groningen gedeckt. Bis zum Jahr 2030 soll der Umstieg auf die Erneuerbaren Energien aber gelungen sein, bis zu 80 Prozent des Energieverbrauchs soll dann aus Solar- oder Windkraft gedeckt werden. Die verbleibende Lücke soll dann durch die neuen Atomkraftwerke geschlossen werden.

Plant den Bau neuer Atomkraftwerke in den Niederlanden: Ministerpräsident Mark Rutte.
Plant den Bau neuer Atomkraftwerke in den Niederlanden: Ministerpräsident Mark Rutte. © Bernd von Jutrczenka/Marco de Swart/dpa/Montage

Bau von zwei neuen Atomkraftwerken: Niederlande verzichten auf AKW in Grenznähe zu Niedersachsen

Angedacht ist der Bau der beiden Meiler in der Nähe von Borssele. Dort steht auch bereits das bislang einzige Kernkraftwerk der Niederlande. Dessen Betriebserlaubnis soll nun nach einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa über das Jahr 2035 verlängert werden. Die Fertigstellung der neuen AKWs ist ebenfalls für das Jahr 2035 geplant. Mit einer Kapazität von 1000 bis 1650 Megawatt sollen die Reaktoren dann neun bis 13 Prozent der niederländischen Stromproduktion liefern. Alternativ ist noch Rotterdam als Standort im Gespräch. Eemshaven nahe der Landesgrenze zu Niedersachsen galt lange auch als Favorit. Doch diese Variante ist jetzt vom Tisch.

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Unklar blieb zunächst, ob die niedersächsische Landesregierung gegen den grenznahen Bau erfolgreich interveniert hat. Fakt ist aber, dass die Entstehung neuer Atomkraftwerke rund um Deutschland wieder zunimmt. Während hierzulande die Bundesregierung wegen der Energiekrise im Ukraine-Krieg sich lediglich auf eine kurzfristig verlängerte Nutzung der Atomenergie durchgerungen hat, setzen neben der Niederlande auch Frankreich und Polen auf die Kernkraft.

Kernkraft, nein danke? Sowohl die Niederlande als auch Frankreich oder Polen haben eine andere Meinung

Insbesondere der Bau des ersten Meilers in Polen erregte zuletzt die Gemüter. So soll dieser in Ostsee-Nähe in der Woiwodschaft Pommern entstehen. Mehrere deutsche Bundesländer laufen dagegen Sturm. Sowohl Brandenburg als auch Berlin, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern rief die Politik zum sofortigen Planungsstopp auf. „Vor dem Hintergrund der verheerenden Atomunfälle in Tschernobyl und Fukushima sollte auf Pläne zur weiteren Nutzung der Kernenergie im Interesse der Bevölkerung und Umwelt aller Ostseeanrainer verzichtet werden“, erklärten die Verbraucherschutzministerien in einer gemeinsamen Stellungnahme. Bis Dienstag war eine Beteiligung am grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsverfahren möglich. (jkf/dpa)

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