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9. Mai als „Wendepunkt“: Erklärt Putin offiziell den Krieg?

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Von: Lukas Rogalla

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Was macht Wladimir Putin am 9. Mai? Fachleute rechnen am „Tag des Sieges“ mit einer neuen Eskalation Russlands im Ukraine-Krieg. Die Anzeichen verdichten sich.

Moskau – Am 24. Februar 2022 hat Russland einen großangelegten Angriff auf die Ukraine gestartet. Wladimir Putin spricht von einer militärischen „Spezialoperation“. Der russische Präsident besteht auf diesen Begriff, denn wer in Russland von einem „Krieg“ gegen das Nachbarland spricht, riskiert bis zu 15 Jahre Gefängnis.

Nun wird spekuliert, dass Russland am 9. Mai einen Schritt weiter gehen könnte – und der Ukraine offiziell den Krieg erklärt. Was genau würde das für den Krieg bedeuten?

Szenarien für den 9. Mai: Russland könnte Ukraine-Krieg weiter eskalieren lassen

Der 9. Mai hat in Europa eine große historische Bedeutung. Das Datum ist in Russland als „Tag des Sieges“ über Nazi-Deutschland bekannt. Die Symbolkraft könne Putin westlichen Experten zufolge für verschiedene Schritte nutzen. Entweder verkündet der Präsident einen militärischen Erfolg in der Ukraine, er eskaliert den Krieg weiter – oder beides.

„Ich glaube, dass er sich von der ‚Spezialoperation‘ abwenden wird“, sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace dem Sender LBC Radio Ende April. „Er hat den Weg geebnet, um sagen zu können: ‚Schaut, das ist jetzt ein Krieg gegen Nazis, und dafür brauche ich mehr Leute. Ich brauche mehr russisches Kanonenfutter.“ Wallace „wäre nicht überrascht“, wenn Putin der Ukraine am 9. Mai den Krieg erklärt und eine große Mobilmachung startet. Konkrete Hinweise darauf habe er allerdings keine. Seit Beginn des Konflikts spricht Putin von einer „Entnazifizierung“ der Ukraine – ein Land mit einem jüdischen Präsidenten. Auch der Chef der ukrainischen Militäraufklärung, Kyrylo Budanow, sprach von Plänen einer großen Mobilisierung. Fachleute des „Royal United Services Institute“ sehen in diesem Kontext sogar einen „Wendepunkt“ im Ukraine-Krieg.

Eine offizielle Kriegseklärung könnte die Unterstützung der russischen Bevölkerung für die Invasion stärken. Putin könnte auch Reservisten und Wehrpflichtige einberufen – Kräfte, die das Militär Russlands unbedingt braucht. Mehr als 20.000 russische Soldaten sollen nach ukrainischen Angaben seit Beginn der Invasion am 24. Februar bereits getötet worden sein. Die Kampfhandlungen in der Ukraine könnten durch russische Verstärkung also intensiviert werden.

9. Mai im Ukraine-Krieg: Was macht Russland am „Tag des Sieges“?

Seit einigen Wochen, als die ukrainischen Verteidiger mehrere Gebiete zurückerobern konnten, fokussieren sich die Russen und prorussischen Separatisten auf die Region Donbass in der Ostukraine. Ein US-Regierungsbeamter bezeichnete die russischen Bemühungen dort als „blutleer“ und „sehr vorsichtig, sehr schwach“. Die Kämpfer würden nichts mehr riskieren wollen, da ihre Truppen ohnehin dezimiert seien. „Sie werden reingehen, den Sieg erklären, dann ihre Truppen zurückziehen, nur damit die Ukrainer es zurückholen“, sagte er am Montag (02.05.2022) vor der Presse im Pentagon. Große Schwächen seien vor allem bei den Befehlshabern und in der Logistik auszumachen.

Wladimir Putin, Präsident von Russland
Wladimir Putin: Erklärt der Präsident von Russland am 9. Mai den Krieg gegen die Ukraine? (Archivfoto) © Mikhail Klimentyev/dpa

Die USA hätten „höchst glaubwürdige“ Geheimdienstinformationen, die sagen, dass Russland „irgendwann Mitte Mai“ versuchen werde, die Regionen Luhansk und Donezk zu annektieren. Das gab OSZE-Botschafter Michael Carpenter am Montag bekannt. Auch in der Region um Cherson im Südosten der Ukraine könnte Russland eine „Volksrepublik“ ausrufen und annektieren.

Ned Price, Sprecher des US-Außenministeriums, sagte, dass Russland alles tun werde, was sie können“, um den 9. Mai für Propagandazwecke zu nutzen. Es gebe einen „guten Grund“, das zu glauben. Die Propaganda sollen von den Rückschlägen auf dem Schlachtfeld in der Ukraine ablenken. Price fügte hinzu, dass es höchst ironisch wäre, sollte Russland am „Tag des Sieges“ den Krieg erklären.

Ukraine-Krieg: Lawrow weist Spekulationen um Ende des Krieges am 9. Mai zurück

Auch Moskau hat auf die Spekulationen des Westens reagiert. Laut Außenminister Sergej Lawrow werde der Militäreinsatz in der Ukraine nicht durch „irgendein Datum“ beeinflusst werden. „Das Tempo des Einsatzes in der Ukraine hängt in erster Linie von der Notwendigkeit ab, die Risiken für die Zivilbevölkerung und die russischen Militärangehörigen zu minimieren“, sagte er in einem Interview mit dem italienischen Fernsehsender Mediaset.

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Dass Russland am „Tag des Sieges“ auch den Sieg über die Ukraine ausruft, gilt als höchst unwahrscheinlich. Dafür hat das Militär seit Beginn der Invasion kaum nennenswerte Erfolge erzielen können. Nun blicken viele Menschen mit Spannung auf Putins Rede zur traditionellen Militärparade am 9. Mai – und auf eine mögliche Eskalation des Krieges.

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