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Zehn Jahre nach Gründung: AfD träumt von Regierungsmacht

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Von: Jens Kiffmeier

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Zehn Jahre nach der Gründung feiert die AfD in Königsstein ihr Jubiläum – und liebäugelt mit der Macht. Führt bald kein Weg mehr an der Partei vorbei?

Königstein – Alles begann in einem Gemeindesaal in Oberursel im Taunus. Am 6. Februar trommelten Bernd Lucke und Konrad Adam eine kleine Gruppe von Euro-Skeptikern zusammen – zur Gründung der Alternative für Deutschland (AfD). Anfangs belächelt, hat sich die Neugründung fest im politischen System etabliert. Doch aus der Splitterpartei einiger Professoren ist zehn Jahre nach der Gründung eine stramm rechte Organisation geworden, die an diesem Montag in Königstein ihr zehnjähriges Jubiläum feiert – und von einer Koalitionsbeteiligung in den kommenden Monaten und Jahren träumt.

„Wir werden in Zukunft auch Regierungsverantwortung übernehmen können“, sagte Parteichef Tino Chrupalla im ZDF-Morgenmagazin. In Ostdeutschland sei die AfD eine der stärksten Parteien. „Damit wird es für andere Parteien immer schwieriger, Bündnisse gegen uns zu schmieden“, fügte er hinzu. Ähnlich hatte sich vor wenigen Wochen auch schon seine Co-Vorsitzende Alice Weidel zu möglichen Regierungsbeteiligungen geäußert.

Gründung vor zehn Jahren: AfD feiert ihr Jubiläum in Königstein – Chrupalla träumt von Macht

Die AfD feiert an diesem Montag im hessischen Königstein ihr zehnjähriges Bestehen. Der Ort liegt nur wenige Kilometer von dem Gemeindesaal entfernt, in dem die Gründung einst stattfand und von wo der rasante Aufstieg losging. Im Bundestag ist die Partei seit 2017 vertreten. Sie sitzt mittlerweile in 15 von 16 Landesparlamenten. Damit ist die AfD eine der erfolgreichsten Parteigründungen in der Geschichte der bundesrepublikanischen Politik. Doch der Verfassungsschutz beobachtet die AfD mittlerweile auch als rechtsextremistischen Verdachtsfall. Dabei hatte die Partei einst als Sprachrohr einer kleinen Bewegung angefangen, die in der Eurokrise die Abschaffung der europäischen Gemeinschaftswährung gefordert haben.

Ist es machbar? Zehn Jahre nach der Gründung träumen Tino Chrupalla und Alice Weidel (beide AfD) von der Macht.
Ist es machbar? Zehn Jahre nach der Gründung träumen Tino Chrupalla und Alice Weidel (beide AfD) von der Macht. © Bernd von Jutrczenka/dpa

AfD-Gründung: Konrad Adam bedauert zehn Jahre später die Entwicklung

Seit ihrer Gründung hat die Partei einen radikalen Wandel durchlaufen. Von den Gründern sind mittlerweile fast alle aus der Partei wieder ausgetreten – ob Bernd Lucke oder Frauke Petry. Als letzter aus der Riege schmiss der frühere Journalist Konrad Adam im Jahr 2021 hin. Rückblickend empfindet er durchaus so etwas wie Bedauern. Zwar sei es richtig gewesen, sagte er im Interview mit t-online, vor zehn Jahren eine konservative Alternative zur Merkel-CDU zu schaffen. „Aber die heutige Partei mit diesen Parolen und diesen Leuten habe ich so nicht gewollt“, räumte er ein.

Dabei war die AfD von Anfang an auch ein Anziehungspunkt für rechtsextreme Gruppen. Die Partei sei nie einheitlich gewesen, sagt Adam. Und auch Lucke räumte das bei seinem Abgang im Jahr 2015 ein. Als er hinschmiss, nannte er als Gründe islam- und ausländerfeindliche Positionen innerhalb der AfD sowie eine „antiwestliche, dezidiert prorussische“ Ausrichtung in der Außen- und Sicherheitspolitik.

AfD: Verfassungsschutz warnt vor Rechtsextremisten in der Partei

Die extremen Kräfte haben mittlerweile in der Partei die Oberhand gewonnen. Der Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas Haldewang, warnte unlängst vor dem Rechtsruck. „Es geht weiter nach rechtsaußen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Kräfte, die versuchen, die extremistischen Tendenzen aus der Partei zu verdrängen, nehme man „kaum noch wahr“. Außer den radikalen Strömungen um Extremisten wie Björn Höcke zieht die Partei auch „Reichsbürger“ oder Querdenker an, die alle zusammen die ähnlichen Umsturzfantasien teilen.

AfD: Aktuell gibt Umfrage der Partei vor den Landtagswahlen Auftrieb

Trotz der weiter voranschreitenden Radikalisierung kann die AfD im Jahr zehn nach ihrer Gründung weiter im Wahlvolk punkten. Im kommenden Jahr werden in Sachsen, Brandenburg und Thüringen neue Landtage gewählt – und die Alternative für Deutschland macht sich in den Umfragen berechtigte Hoffnungen auf hohe zweistellige Ergebnisse. Doch ob es für eine Regierungsbeteiligung reicht, bleibt wohl vorerst abzuwarten.

Denn bislang fehlt der AfD ein Bündnispartner. Trotz der Streitereien um konservative Rechtsaußenpolitikern wie Hans Georg Maaßen will CDU-Parteichef Friedrich Merz nicht mit der AfD koalieren. Bereits Anfang des Jahres hatte ein CDU-Sprecher klargestellt: „Wir haben einen klaren Parteitagsbeschluss. Jede Zusammenarbeit mit der AfD ist ausgeschlossen. Unsere Brandmauer nach rechts muss stehen.“ (jkf)

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