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Zulauf in Dörverden mit und ohne Migrationshintergrund

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Von: Christel Niemann

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Leute beim Backen
Waffeln für Jessica (hinten) – gebacken wird im Team. © Niemann

Hochbetrieb herrscht im Jugendtreff Dörverden. Kinder können sich ihre Sorgen von der Seele reden.

Dörverden – Mehl, Eier und übrige Zutaten in eine große Schüssel geben, dann kräftig umrühren und siehe da, schon ist der Waffelteig zubereitet. Am Mittwoch herrschte Hochbetrieb in der Küche des Jugendtreff Dörverden. „Jessica hat Geburtstag und deshalb backen wir heute für sie“, sagte eines der Mädchen, während es zwei, drei Esslöffel Teig auf das Waffeleisen verteilte. Und einige Minuten später breitete sich der Duft frisch gebackener Waffeln in den Räumlichkeiten aus und selbst die älteren Kids konnten kaum abwarten, die süßen Backwerke zu vernaschen.

Als der Jugendtreff Dörverden im Oktober 2019 am neuen Standort in der Großen Straße eröffnet wurde, sollte es ein Ort werden, wo Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen sozialen Schichten und unterschiedlicher Herkunft sich treffen und Gemeinschaft finden. „Und es hat funktioniert. Das Angebot wird gut angenommen“, sagt Jessica Sennholz, die den Treff in Trägerschaft der Sozialpädagogischen Familien- und Lebenshilfe („SoFa“) im wöchentlichen Wechsel mit Inge Jackwerth gemeinsam mit Samir Huran leitet. Sennholz spricht von einer sehr erfreulichen Entwicklung der Einrichtung, zumal auch das Geschlechterverhältnis mittlerweile sehr ausgewogen sei. „Das ist super und spricht für den Jugendtreff.“ Als Grund hierfür vermutet die studierte Soziologin spezielle Angebote für Mädchen, aber auch die entspannte Atmosphäre im Haus. „Der Jugendtreff ist zum festen Treffpunkt für viele Kinder und Jugendliche geworden und erstaunlicherweise ist aktuell auch die Altersstruktur gut gemischt.“

Besucher im Alter von 10 bis 18 Jahren schauten regelmäßig vorbei und sie könne beim besten Willen nicht sagen, welche Altersklasse am stärksten vertreten sei. Von den Betreuern werden den Kindern und Jugendlichen unterschiedliche Angebote gemacht. Neben den Klassikern wie Tischkicker und Gesellschaftsspiele können sich Teenager im Jugendtreff von den Betreuern aber auch bei einer Bewerbung helfen lassen, oder sich an sie wenden, wenn es Probleme in Schule, Ausbildung oder in der Familie gibt. Sennholz: „Das kommt aber eher sehr selten vor. Der Fokus auf Beratung ist entgegen meiner ursprünglichen Erwartung eher gering. Die jungen Besucher, gleichgültig ob mit oder ohne Migrationshintergrund oder ob sie aus Syrien oder der Ukraine geflüchtet sind, sie alle kommen hierher um abzuschalten, um zu spielen und um zu chillen. Und die Jüngeren wollen einfach nur Kind sein.“ Ein ernstes Gespräch führen, sich die Sorgen von der Seele reden, dass geschehe im Jugendtreff zumeist eher nebenbei. Sennholz erzählt beispielhaft von einem Jungen, dessen Mutter wegen einer Krebserkrankung für viele Wochen zur Kur musste. „Ich habe seine Ängste und seine Veränderung gespürt, habe immer wieder nachgefragt was los ist, aber er hat gemauert. Dann beim Kickern, also beim gemeinsamen agieren, brach es aus ihm heraus, und er hat sich seinen ganzen Kummer von der Seele geredet.“ Klar erzählten die Jugendlichen immer wieder auch von Unsicherheit, Frust oder Langeweile. Aber auch das geschehe nur selten gezielt. Dennoch wüssten sie, dass sie nicht alleine da durch müssten. „Wann immer sie wollen, wird ihnen vertraulich geholfen.“

Für dieses Jahr haben sich die Mitarbeiter zusammen mit ihren jungen Besuchern zwei größere Projekte vorgenommen. Zum einen wollen sie den Hof des Jugendtreff optisch aufhübschen und selbst aus Paletten stabile Sitzmöbel bauen. Zum anderen ist der Jugendtreff auf der Suche nach einem technisch versierten Menschen, der sie beim Thema 3-D-Drucker unterstützt und die Kids in die kreativen Möglichkeiten eines 3-D-Druckers einweist. Der über das niedersächsische Aktionsprogramm „Startklar in die Zukunft“ finanzierte Drucker ist bereits vorhanden, was jedoch fehlt, ist ein Mensch, der beispielsweise mit den Kids eigene 3D-Modelle am PC erstellt und ihnen zeigt, wie man diese mit dem 3-D-Drucker auszudrucken kann.

Immer mittwochs von 15 bis 19 Uhr ist die Tür zum Jugendtreff in der Große Straße 86 in Dörverden für die jungen Besucher geöffnet.  nie

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