Autoverkehr in Verden nimmt drastisch zu

Mehr Leute auf Fahrrädern? Bessere Öffis? Schön wärs. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Der Straßenverkehr in der Stadt Verden hat massiv zugenommen.
Verden/Achim – Mehr Leute auf Fahrrädern? Bessere Öffis? Schön wärs. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Der Straßenverkehr in der Stadt Verden hat massiv zugenommen. Allen voran die Lindhooper Straße, die mit Wachstumsraten von 20 Prozent innerhalb von sechs Jahren zur meistbefahrenen Innenstadtstraße des Landkreises unter den Landesstraßen aufgestiegen ist und den bisherigen Spitzenreiter, die Achimer Obernstraße zwischen Uesen und Innenstadt, abgelöst hat. 12 800 Fahrzeuge touren pro Tag über den Abschnitt vom Berliner Ring bis zum Johanniswall, davon rund 500 Lastwagen. Das belegen die Zahlen, die die Straßenbaubehörde Niedersachsen jetzt veröffentlicht hat.
Achimer Verkehrsader spürbar entlastet
Umgekehrt die Entwicklung auf der Achimer Obernstraße. 13 400 Fahrzeuge wurde pro Jahr vor sechs Jahren gezählt, aktuell sind es noch 12 400. Im gleichen Umfang hat auch die Belastung der anderen Achimer Hauptverkehrsstrecken nachgelassen, die der Uesener Feldstraße, der Verdener Straße und der Bremer Straße, und das, obwohl die Blechlawine aus Richtung Thedinghausen den Angaben zufolge sogar zugenommen hat.
An der Aller-Mündung ist es indes die Lindhooper Straße nicht allein, der deutliche Zuwächse zugeschrieben werden. Wie berichtet legte auch die Bundesstraße aus Richtung Hönisch kräftig zu. 16 800 Fahrzeuge quälen sich täglich durch dieses Nadelöhr, vor sechs Jahren waren es noch 2 000 weniger. Die Lastwagenmenge legte um 200 auf 1 300 zu. Pro Tag. Die höchste Verkehrsdichte im Landkreis außerhalb der Autobahnen spielt sich indes auf der Bundesstraße in Verden zwischen Nordertor und Autobahnauffahrt Verden Nord ab. 17 400 Fahrzeuge quälen sich vorbei an Wohngebieten und Naherholung wie den Bürgerpark, 900 mehr als noch vor sechs Jahren.
Hönisch Stammgast im Verkehrsfunk
Ein ganz normaler Werktag in der Rush Hour. Der Verkehrsfunk nennt nur noch die Staus mit mehr als drei Kilometern Länge. Erst die Autobahnen, dann die Landstraßen. Und da ist sie dabei. Die Strecke von Stedebergen nach Hönisch. Regelmäßig dabei. Und das, obwohl der Verkehr laut Straßenbehörde in den vergangenen sechs Jahren sogar um hundert pro Tag abgenommen hat. Die Hönischer Kreuzung hat sich endgültig zur Staufalle des Südkreises entwickelt. Und ein Ende ist nicht in Sicht. „Klar, in grauer Vorzeit ist mal ein Kreisel an dieser Stelle thematisiert worden“, sagt Rainer Kamermann von der Stadt Verden. Aber das sei viele Jahre her, gehört habe er seither nichts, im Übrigen sei die Straßenbaubehörde zuständig, da hier im wesentlichen Bundes- und Landesstraßen aufeinandertreffen.
Zuletzt war die Kreuzung wegen ihrer häufigen Unfälle in die Schlagzeilen geraten. Autofahrer aus Richtung Südbrücke oder Groß-Hutbergen, die nach links abbiegen wollen, und schon schepperte es. Daraufhin wurden die Abbiegezyklen der Ampel verändert. Das Ergebnis: Die Kreuzung ist sicherer geworden, aber die Wartezeiten auf der Bundesstraße verlängerten sich. Dabei liegt Hönisch im Ranking der meistbefahrenen Knotenpunkte der Stadt längst nicht etwa vorn. Hinter dem Nordertor-Kreisel und dem Dauelser Kreisel sogar nur auf Platz drei, nur dass die beiden Kreisel das erhöhte Verkehrsaufkommen offenbar besser abarbeiten können.
Kreisel nicht die Generallösung
Die Straßenbaubehörde Verden steht indes weiterhin einem Kreisel skeptisch gegenüber. Er sei nicht Generallösung für alle verkehrsreichen und stauträchtigen Kreuzungen, teilt Behörden-Pressesprecherin Anna Pajak mit. Fußgänger und Radfahrer hätten durch einen Kreisel-Bau Nachteile. Da dieser Knotenpunkt verkehrsrechtlich als „förmlich außerhalb der Ortsdurchfahrt“ betrachtet werden würde, hätten Radler und Fußgänger keine Vorfahrtsrechte mehr. Eine Ampelkreuzung biete da definitiv mehr Sicherheit.
Überhaupt sei die Kreuzung Hönisch eine sehr komplexe Kreuzung. Hier träfen verschiedenste Straßen aufeinander: Bundesstraße, Landesstraße, Gemeindestraße, Straßen innerhalb der förmlichen Ortsdurchfahrt, Straßen außerhalb der förmlichen Ortsdurchfahrt, so Pajak. Wie genau ein Kreisverkehr aussehen dürfe und solle, steht in diversen offiziellen Richtlinien und Merkblättern, an die sich die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr halten müsse. Unter anderem sei festgesetzt, dass die einzelnen Verkehrsströme der Zufahrtsstraßen gleich sein sollen – und das sei hier zum Beispiel nicht gegeben. Oft bildeten sich auch ungleichmäßige Rückstaus an den Einfahrten zum Kreisverkehr. Aus Zeitdruck und Ungeduld könne es dann auch zu Fehleinschätzungen seitens der Autofahrer kommen.
Dritter Allerübergang entlastet Innenstadt
Auch wenn Kreisverkehre an anderen Orten der Stadt ebenfalls von Straßen unterschiedlicher Kategorie gespeist werden, eines vermögen sie nicht. Kreisel können die Verkehrsmenge nicht reduzieren. Das steht fest. Auch in Verden nicht. Die Blechlawine rollt immer noch mitten durch die Stadt, als gäbe es keine Stadtplanung. Dabei liegt eine Lösung längst vor. Die Ingenieurgemeinschaft Schubert aus Hannover entwickelte das Verkehrskonzept für den Südkreis. Vor drei Jahren erblickte es das Licht der Öffentlichkeit. Und darin detailliert beschrieben: Ein sogenannter Bundesstraßen-Bypass von Stedebergen über Wahnebergen entlang der Eisenbahnbrücke über die Aller und dann zum Eitzer Kreisel. Sogar mit konkreten Zahlen wartete das Büro auf. Um mehr als 5 000 Fahrzeuge könne Hönisch, könne vor allem die Verdener Innenstadt entlastet werden. Die Pläne sind nie wirklich an die Öffentlichkeit gelangt. Sie verstauben in irgendwelchen Schubladen.