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Wasserschutzgebiet liegt nur 450 Meter entfernt von der Gasbohrung in Odeweg

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Von: Henning Leeske

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Zwei Männer diskutieren Punkte auf einer Karte.
Der Chef des Rotenburger Wasserwerkes ,Ralf Heuer (l.), zeigt dem Betriebsleiter Gas Nord, Daniel Richardson, wo genau das Wasserschutzgebiet endet. © Leeske

Wintershall Dea will jährlich 170 Millionen Kubikmeter Erdgas aus Odeweg fördern

Odeweg – Ab Sommer soll gebohrt werden. Das Vorhaben, die geplante dritte Bohrung Z3 im Erdgasfeld Weissenmoor stand im Mittelpunkt eines Infomarktes, zu dem das Unternehmen Wintershall Dea eingeladen hatte. Klar, dass sich auch Vertreter der Bürgerinitiative „Lintler Geest gegen Gasbohren“ in Odeweg informierten.

Seit 1996 beziehungsweise 2014 fördere das Unternehmen bereits Erdgas aus den Bohrungen Z1 und Z2. Nun wolle man durch eine dritte Bohrung Z3 die Reserven effizient nutzen und einen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland erbringen. Jährlich 170 Millionen Kubikmeter heimisches Erdgas, was einer Verdoppelung der aktuellen Fördermenge in Odeweg entspreche, sollen gefördert werden und über die Gasverdichterstation in Brammer ins deutsche Ferngasnetz eingespeist werden. Vorhandene Feldleitungen aus den bisherigen Bohrungen sollen dazu genutzt werden.

Der Geologe Tobias Hubert von Wintershall Dea erklärte, wie die Bohrung auf eine Tiefe von ungefähr 4 700 Meter geteuft werden soll und wie das Erdgas aus dem Gestein gewonnen wird. Ziel sei eine 50 Meter mächtige Schicht von oberrotliegendem Sandstein, wo das Erdgas in den Gesteinsporen lagert. Durch das Anbohren dieses Gesteins werde das Gas angezapft und entweiche ohne weitere Einwirkung. Das sei der große Gegensatz zum nordamerikanischen Fracking. „Hier dichtet der Zechstein über dem Sandstein ab. Sonst wäre das Erdgas schon längst entwichen“, erklärte der Geologe die Besonderheit der Odeweger Lagerstätte. Die bisherigen beiden Bohrungen prognostizierten das Vorkommen und den wirtschaftlichen Erfolg. Das erwartete, zusätzlich geförderte Erdgas aus Z3 würde dem jährlichen Verbrauch von 35 000 Vier-Personen Haushalten entsprechen.

Die Z3 werde auf einem neuzubauenden Bohrplatz neben Z1 in den Untergrund geteuft. Zusätzlich müsse dort eine neue Gastrocknungsanlage gebaut werden. Dabei soll auf vorhandene Ressourcen, wie Ausrüstung und Technik zurückgegriffen werden. Die Bohrung werde sechs Monate dauern und im dritten Quartal 2023 beginnen.

„Eine Beeinflussung des Grundwassers kann bei der von Wintershall Dea angewendeten Bohrtechnik grundsätzlich ausgeschlossen werden“, hieß es in der Präsentation. Weiter werde die Bohrung mit wasserunbedenklichen Stoffen durchgeführt, die maximal schwach wassergefährdend seien. Auch die Vorgaben des Wasserrechts würden erfüllt und die Bohrplatzgestaltung stelle sicher, dass keine der Flüssigkeiten in den Untergrund gelangen könnten. Oberflächenwasser im inneren Bereich des Bohrplatzes würde vorsorglich immer aufgefangen und fachgerecht extern entsorgt, weil dort potentiell schwach wassergefährdende Stoffe anfallen würden. Das Lagerstättenwasser werde über zertifizierte Fachfirmen entsorgt oder über eine Versenkbohrung wieder nach Aufbereitung in den Untergrund verbracht.

Außerdem werde die fertige Bohrung eine dichte Barriere oberflächennah in den Grundwasserschichten bekommen. „Nichts kann aus der Verrohrung nach außen dringen und nichts hinein“, hieß es von Wintershall Dea. Zement sorge dafür mit einer sicheren Verbindung zwischen dem undurchlässigen Gestein und der Verrohrung. Eine permanente Fernüberwachung kontrolliere die Integrität und Dichtheit der Bohrung auf Dauer vor Ort.

Das Thema Grundwasserschutz thematisierte der Chef des Rotenburger Wasserversorgungsverbands, Ralf Heuer aus Kirchwalsede, im Gespräch mit dem Betriebsleiter von Wintershall Gas Nord, Daniel Richardson. Denn das Rotenburger Wasserschutzgebiet Süd endet nur 450 Meter vor der geplanten Bohrung Z3, da es in den Landkreis Verden gewissermaßen überlappt. Im Rahmen der Umweltverträglichkeitsvorprüfung (UVP), über die der Pressesprecher des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), Eike Bruns, informierte, sei der Wasserversorgungsverband wegen der 450 Meter Abstand als „unbetroffen“ ausgewiesen worden.

Darüber beschwerte sich Heuer bei den Verantwortlichen von Wintershall Dea und LBEG. Er verlangte zudem über die weiteren Schritte im Genehmigungsverfahren ausführlich informiert zu werden.

LBEG-Vertreter Bruns verwies auf die bisherigen Verfahren für Z1 und Z2. Da seien schon viele Sachverhalte abgeprüft worden. Allerdings habe der technische Fortschritt diverse höhere Standards hinsichtlich der Dichtheit der Verrohrungen gebracht. Das fließe in das neue Genehmigungsverfahren ein. „Vom Fluchtweg bis zur Dichtheit der Bohrung ist alles neu zu überprüfen“, so Bruns. Nach Plänen von Wintershall Dea werde der Bohrplatz ab Juni gebaut und nach erfolgreicher Bohrung ab dem zweiten Quartal 2024 das erste Erdgas aus Z3 fördern.  lee

Ein Mann hält einen Stein vor sich.
Geologe Tobias Hubert zeigt den Sandstein (r.), der das Erdgas in seinen Poren enthält. © Leeske

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