- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Verden-Eissel – War es Leichtsinn, Wagemut oder die Suche nach einem Abenteuer? Wahrscheinlich eine Mischung aus allem, was die beiden Jungs Heinz Bischoff und Wolfgang Förster antrieb, in den dunklen Eisseler See zu springen und nach einem Flugzeugwrack im Sommer der 1950er-Jahre zu tauchen. Nachkriegszeit in Deutschland (Teil sechs der Serie).
Nur mit Badehose bekleidet, so stehen Heinz Bischoff und Wolfgang Förster am Eisseler See. 16 oder 17 Jahre sind sie damals alt. „Angst hatten wir keine“, lacht Bischoff bei der Erinnerung an die Zeit. Er fühlt sich gut, ist ein trainierter, geübter Schwimmer. Was auf dem Grund des Sees liegt – die Überreste eines im Krieg abgestürzten amerikanischen Bombers B17 – weckte die Begehrlichkeiten der Jungs. „Wir hatten Kontakt zu einem Schrotthändler aufgenommen, auch mein Vater unterstützte uns bei dem Vorhaben“, erzählt Bischoff.
Am Eisseler See: Noch einmal tief Luft holen
Noch einmal tief Luft holen, den Körper angespannt, sprangen die beiden Jungs kopfüber in den See. Mit kräftigen Armzügen ging es weiter und weiter Richtung Grund. „Sehen konnten wir in dem trüben Wasser nichts, aber fühlen“, erinnert sich Bischoff. Immer tiefer tauchten die Abenteurer, versuchten, den Bomber, oder das, was von ihm übrig war, in der Dunkelheit irgendwie zu ertasten.
Der Schrotthändler und Vater Bischoff warten
Am Ufer, unter den beiden Eschen, da wo der See einen Bogen macht, warteten derweil in angespannter, aber auch erwartungsvoller Stimmung der Schrotthändler und Vater Fritz Bischoff. Auch etliches Publikum aus dem Dorf hatte sich an dieser Stelle versammelt, wo der See mit sechs Metern am tiefsten ist und die Überreste des Bombers vermutet wurden.
Die Jungen versuchten, sich derweil unter der Wasseroberfläche zu orientieren, kamen zwischenzeitlich immer mal wieder an die Oberfläche, um Luft zu holen, machten aber sofort kehrt, um einen weiteren Versuch zu starten. Sie ließen nicht locker. Mit leeren Händen wollten sie schließlich nicht nach Hause gehen. „Mein Vater und auch der Schrotthändler spornten uns immer wieder an, aber wir wollten natürlich auch unbedingt fündig werden“, so Bischoff.
Die beiden Jungs lassen nicht locker
Die Hartnäckigkeit der Jungs sollte belohnt werden. Zwar nicht sehen, aber fühlen konnten Bischoff und Förster, dass da auf dem Grund des Sees etwas lag. Ein großes Durcheinander zwar, aber, so viel war sicher: „Die Teile gehörten zweifellos zu dem Bomber“, erinnert sich Heinz Bischoff.
Doch wie die schwere Last, die Motoren oder Tragflächen, aus der Tiefe bergen?
Tragflächen der B17 Bomber mit Flaschenzug heben
Am Ufer entwickelte sich nach dem Fund hektische Betriebsamkeit. Der Schrotthändler wusste, was zu tun war, packte einen Flaschenzug aus. Einen Kran gab es nicht, also wohin mit dem sperrigen Hilfsmittel, und vor allem, wie mit dem Flaschenzug die Wrackteile sicher aus dem Wasser hochziehen?
Die Gruppe der Schatzsucher fackelte nicht lange, suchte in eine der beiden mächtigen Eschen den stärksten Ast und machte den Flaschenzug daran fest. Derweil tauchten die Jungs wieder und wieder ab, dieses Mal mit Seilen in der Hand, deren Enden sie mit den Wrackteilen auf dem Grund verknoteten. Kräftemäßig eine zehrende Arbeit in totaler Finsternis, dabei immer die Luft anhaltend und so ordentlich unter Zeitdruck.
Die Gruppe der Schatzsucher fackelte nicht lange
Aber es sollte gelingen. Die Seile fest verknotet, ein leichter Ruck und oben, am Ufer, spannten die Männer ihre Muskeln. Der Flaschenzug knarrte und ächzte, doch er hielt dem Druck stand. Aber dann, ein Knacken und Krachen. Mit Getöse brach der Ast der Esche unter der Last der Wrackteile. Der „dicke Fisch“ drohte vom Haken zu reißen, die Mission zu scheitern.
Der Ast der Esche bricht
Doch Glück gehabt: Einzelne Wrackteile blieben an der Oberfläche, was die Männer und Jugendlichen noch zusätzlich anspornte. „Wir schafften es, den Flaschenzug, an dem die Teile hingen, an einen anderen Ast zu befestigen, und der hielt“, erzählt Bischoff. Das Jagdfieber hatte die Jugendlichen jetzt richtig gepackt.
Zur Serie
Heinz Bischoff hat nach der Ausweisung seiner Familie aus Schlesien bis in die 1950er-Jahre in der Ortschaft Eissel gelebt. Günter Palm, ebenfalls in Eissel aufgewachsen und auch Verfasser der Dorfchronik Eissel, arbeitet derzeit an einem Buch, in dem das Zeitgeschehen aus der Epoche des Dorfes ausführlich aufgearbeitet werden soll. Heinz Bischoff lebt heute in Uphusen.
• Nächster Teil: Immer mehr Wrackteile und ein kleiner Reichtum