1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Verden
  4. Verden

Weltfrauentag in Verden: Frech und fordernd

Erstellt:

Von: Katrin Preuß

Kommentare

Ausgestattet mit bunten Plakaten und Transparenten, bewegten sich die Demonstrantinnen vom Lugenstein in Richtung Rathausplatz und verliehen ihren Forderungen dabei lautstark Ausdruck.
Ausgestattet mit bunten Plakaten und Transparenten, bewegten sich die Demonstrantinnen vom Lugenstein in Richtung Rathausplatz und verliehen ihren Forderungen dabei lautstark Ausdruck. © Preuß

Ein kreisweites Bündnis hatte anlässlich des Weltfrauentages zur Demonstration nach Verden eingeladen. Dabei wurde klar: Bis zur Gleichberechtigung ist noch viel zu tun.

Verden – Bunt, fröhlich, weil unter Gleichgesinnten, aber auch kämpferisch zeigten sich die Teilnehmerinnen (die Männer sind an dieser Stelle mitgemeint) bei Demonstration und Kundgebung anlässlich des internationalen Weltfrauentages, initiiert von einem kreisweiten Frauenbündnis.

Rund 180 Menschen hatte Achims Gleichstellungsbeauftragte Dr. Angelika Saupe in dem Zug gezählt, der sich am Mittwochnachmittag langsam vom Lugenstein in Richtung Rathausplatz bewegte. Manch einer mag das nach wenig klingen. Doch es ist die Qualität, der Inhalt, der zählt. Und diese Frauen hatten, stellvertretend für ihre vielen Geschlechtsgenossinnen, einiges mitzuteilen.

Ausgestattet waren sie mit Transparenten und Plakaten, die deutlich machten: Es gilt viele Baustellen zu beackern, bis die Gleichberechtigung von Frau und Mann nicht mehr nur auf dem Papier existiert und Frauenrecht als Menschenrecht Anerkennung findet.

Bis nicht mehr an jedem dritten Tag in Deutschland eine Frau Opfer eines Mordes, eines Femizides wird, einfach, weil sie eine Frau ist. Bis weltweit jährlich nicht mehr 47 000 Frauen bei einer illegalen, weil in ihrem Land verbotenen Abtreibung sterben. Bis Vergewaltigungen, wie laut UN ganz aktuell im Ukraine-Krieg, nicht mehr als Waffe eingesetzt werden. Bis die weibliche Hälfte der deutschen Bevölkerung auch durch eine weibliche Hälfte der Bundestagsmitglieder vertreten wird und nicht nur durch ein Drittel. Bis sie gleichen Lohn für gleiche Jobs erhalten. Bis anerkannt wird, dass Hausarbeit ebenfalls Arbeit ist. Bis auch Männer diesbezüglich in die Pflicht genommen werden. Und und und...

„Mehr Frauen in die Parlamente“, „Abtreibung legalisieren“, „Verhütung kostenlos“, „Care-Arbeit für alle“, „Jetzt: Ehegattensplitting – später: Altersarmut“ lauteten nur einige der Forderungen und Parolen, die schließlich auch von den drei Rednerinnen Emily Karius (Fridays for Future/Grüne Jugend), Miriam Bömer (DGB) und Ulla Schobert (Frauenhaus/Biss) aufgegriffen wurden.

Beispiel ungerechte Bezahlung: Im Schnitt verdienten Frauen 18 Prozent weniger Lohn als Männer. Miriam Bömer formulierte es so: Bis zum sogenannten Equal Pay Day, in diesem Jahr der 7. März, haben Frauen de facto umsonst gearbeitet. Dabei seien sie es, „die den Laden am Laufen halten“, betonte die Gewerkschafterin.

Und die Ökonomin hatte noch mehr Zahlen auf Lager. Nach ihrer Aussage sind Frauen im Schnitt 7,4 Tage pro Woche weniger erwerbstätig.  „Frauen tragen immer noch die Hauptlast der Care-Arbeit“, erklärte Bömer diesen Umstand. Während der Mann also entgeltlich seinem Beruf nachgeht, ist es meistens die Frau, die den Haushalt schmeißt, sich um die Erziehung der Kinder und gegebenenfalls auch noch um zu pflegende Angehörige kümmert. Unentgeltlich. Um dann finanziell abhängig zu sein und dies im Alter zu bleiben.

„Es bleibt noch viel zu tun“, fasste Ulla Schobert zusammen und forderte ihre Mitstreiterinnen auf: „Kämpfen wir weiter für unsere Rechte und die Rechte der Frauen weltweit.“ Ihre Botschaft: „Veränderungen sind möglich!“

„Frauen sind erst dann erfolgreich, wenn niemand mehr überrascht ist, dass sie erfolgreich sind“, hatte eine Demonstrantin auf ihr Schild geschrieben. Es ist ein Zitat der britischen Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst. Möge es den Frauen der Gegenwart besser ergehen als ihr. Pankhurst starb 1928. Die Erfüllung ihrer Prophezeiung hat sie nicht mehr erlebt.

Auch interessant

Kommentare