Vortrag bei den „Bienenfreunden Verden“: Wie Blühflächen die Insekten retten

Im Mittelpunkt der ersten Hauptversammlung des Vereins „Bienenfreunde Verden“ stand ein Vortrag von Prof. Dr. Werner von der Ohe. Er ging auf die Gefährdung und nachhaltige Gegenmaßnahmen der Insekten ein.
Verden/Kreepen – Mit einem Dutzend Mitgliedern ist der junge Verein der „Bienenfreunde Verden“ in das neue Jahr gegangen. Auf der Jahreshauptversammlung zeigte sich, dass die Stärke des kleinen Vereins im Engagement für Insekten und Biodiversität liegt und in der Vernetzung. Der Vorsitzende Heinrich Kersten konnte neben den Mitgliedern zahlreiche Gäste, darunter Vorsitzende der Imkervereine Achim, Rotenburg und Bremen und ein Mitglied des Präsidiums des Deutschen Imker Bundes, zur öffentlichen Sitzung begrüßen. Nicht zuletzt der angekündigte Fachvortrag von Werner von der Ohe „Honig- und Wildbienen – deren Gefährdung und nachhaltige Gegenmaßnahmen“ hatte viele angelockt.
Der Wissenschaftler, der ehemals Leiter des Bieneninstituts in Celle war, war unter anderem mit seinen Untersuchungen über die Auswirkungen von Blühmischungen auf Insekten auf großes Interesse gestoßen. Ihm hatten die Bienenfreunde in ihrer Sitzung breiten Raum eingeräumt. Fast zwei Stunden fesselte von der Ohe seine Zuhörer denn auch mit seinen Ergebnissen. Einige davon hatte er auf Blühflächen in Verden gewonnen. „Die Honigbiene hat den Imker. Dessen Augenmerk muss darauf liegen, dass es den Völkern gut geht“, erklärte von der Ohe, „die Wildbiene braucht genügend Licht und Nahrung“. Und wo das die Natur nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung stellen kann, seien Blühflächen, wie sie Imker, Jäger und Landwirte im Landkreis Verden anlegen, hilfreiche Ergänzungen.
Seine Beobachtungen hatte von der Ohe seit 2019 über mehrere Jahre im Auftrag des niedersächsischen Landwirtschaftsminiteriums angestellt. Sie hätten gezeigt, dass Blühflächen möglichst über mehrere Jahre angelegt bleiben müssen. Seine Beflugszählungen hatten gezeigt, dass sie in Nachbarschaft von Naturräumen, den Lebensräumen von Insekten, angelegt werden sollten und die Bodenqualität eine Rolle spielt. „Nach zwei Jahren ist in Blühflächen das größte Nahrungsangebot für Insekten gegeben“, stellte der Celler Fachmann fest. Wichtig sei aber auch, dass die Blühfelder nicht schon nach einem Jahr umgebrochen werden. Sonst würden auch die im Boden befindlichen nachwachsenden Insekten mitvernichtet. Der Referent empfahl, die Flächen nach Jahren gestaffelt umzubrechen, um die Individuen im Boden zu retten.
Ausräumen konnte von der Ohe einen „imkerlichen Disput“, auf den Heinrich Kersten hinweist. Einige hätten die Aussaatzeit im Sommer bevorzugt, um das Nahrungsangebot der Bienen später im Jahr zu gewährleisten, andere hätten eine frühe Aussaat befürwortet, weil die Pflanzen dann Bodenbrütern Schutz bieten. Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass spätblühende Kulturen, wie vermehrt Blühflächenprojekte auch im Landkreis Verden, nicht förderlich für die Bienen seien.
Die Versuche haben gezeigt, so der Wissenschaftler, dass am günstigsten die Ausbringung im Herbst für das kommende Jahr am günstigsten sei. Spätblühende Kulturen würden das Nahrungsangebot über den Sommer hinaus erweitern. Dieser späte und zusätzliche Eintrag von Pollen ermögliche einen sehr guten Start der Brutentwicklung im darauffolgenden Frühjahr. Völkerverluste traten nicht auf.
Nicht zuletzt das Interesse der Zuhörer mit Nachfragen und Diskussion hatte den Vortrag in den Mittelpunkt des Nachmittags gestellt. Ergänzend meldete sich Jürgen Luttmann zu Wort. Der Vorsitzende der Jägerschaft im Landkreis Verden, erläuterte, wie die Blühflächen zum Teil über die Förderung aus dem Verdener Hegefonds ermöglicht wurden. In 15 Jahren seien so 1,43 Millionen Euro dafür ausgegeben worden. Die Blühprogramme, die aus dem Hegefondsbudget gefördert werden, sind mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Verden abgestimmt. Für drei Programme (von ein- bis mehrjährig) mit vorgegebenen Aussaatterminen im Herbst oder Frühjahr stehen zwei speziell entwickelte Saatgutmischungen zur Verfügung. Anträge für die Förderung könnten über den zuständigen Jagdausübungsberechtigten gestellt werden.
„Für den Fall, dass ab Herbst 2023 nach den GAP-Regeln vier Prozent der Ackerfläche aus der Produktion genommen werden müssen, planen wir, ein spezielles Blühflächen-Förderprogramm auf diesen Flächen anzubieten“, konnte Heinrich Kersten ergänzen. Die Rahmenbedingungen für das Projekt zur Steigerung der Biodiversität seien fast ausgehandelt. Verständlicherweise wurde dieses beachtliche Programm mit großer Freude aufgenommen.
In seinem Tätigkeitsbericht sprach Kersten die vielfältigen Aktivitäten im vergangenen Jahr im Verbund zwischen Imkern, Landwirtschaft und Jägerschaft des Landkreises Verden nochmals an. Mit Erfolg, so Kersten weiter, haben fünf Teilnehmer ihren Imkergrundkurs abgeschlossen, alle erhielten die Teilnahmebescheinigungen mit Fachkundenachweis in der Sitzung überreicht. Mit den „Jungimkern“ wächst die Mitgliederzahl um einen beachtlichen Prozentsatz in kurzer Zeit. Ein Highlight sei der Besuch der Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast in den fünf Hektar Blühflächen im Juli in Huxhall gewesen.
Ehrungen erhielten drei Imker- für ihre rückstandsfreien Frühtrachthonige aus 2022. Als symbolische Anerkennung im Verbund mit den Landwirten erhielt Landwirt Holger Meier ein Glas des untersuchten Honigs. Bei Wahlen ersetzten die Mitglieder Schriftführer Constantin Mund mit Hartmut Kettelhodt.