Kundgebung am Bahnhof in Verden: Rechte Querdenker tauchen nicht auf

Das Netzwerk Unantastbar, ein kreisweiter Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Gruppen, hatte für Mittwoch kurzfristig eine Kundgebung „Gegen rechte Querdenker, Antisemitismus und Verschwörungsmythen“ auf die Beine gestellt. Anlass war ein „Spontan-Spaziergang“, zu dem die sogenannten „Freiheitsboten“ nach Verden eingeladen hatten.
Verden – Omas gegen Rechts waren da, Pfadfinder vom Stamm Amelungen auch, dazu Vertreter der Gewerkschaft Verdi, von Amnesty International, vom Weser-Aller-Bündnis: Engagiert für Demokratie und Zivilcourage (Wabe) und einige mehr: Mehr als 50 Teilnehmer zählte die Kundgebung „Gegen rechte Querdenker, Antisemitismus und Verschwörungsmythen“ am Mittwochabend auf dem Verdener Bahnhofsvorplatz.
Das Netzwerk Unantastbar, ein kreisweiter Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Gruppen, hatte die Veranstaltung kurzfristig auf die Beine gestellt, nachdem bekannt geworden war, dass die sogenannten „Freiheitsboten“ zu einen „Spontan-Spaziergang“ eingeladen hatten.
Die allerdings, die in sozialen Netzwerken aufgefordert worden waren, mit „Kerzen oder Taschenlampen oder Trillerpfeifen“ ausgerüstet, zum Verdener Bahnhof zu kommen, ließen sich dort nicht blicken. Zwar wurde an der Ecke zum Holzmarkt eine 16-köpfige Gruppe ausgemacht, die der Querdenker-Szene zuzuordnen ist. Auch berichtete ein Kundgebungsteilnehmer von zwei Frauen samt Kind, die ihn auf der Suche nach dem „Spaziergang“ angesprochen hätten. Das „Flagge zeigen“ überließen die Anhänger der „Freiheitsboten“ aber den Gegendemonstranten. „Gut so“, zeigte sich Mitorganisator Rudi Klemm damit zufrieden. Diese wenigen könnten ja jetzt weitererzählen, dass Verden kein gutes Pflaster für sie ist.
Dennoch: Als Wabe-Koordinator beobachtet Klemm die Aktivitäten von Corona-Leugnern, die sich gerne als Opfer inszenierten, mit großer Sorge. Diese versuchten, „ernsthaft besorgte Menschen zu fischen“ und „Vertrauen zu schaffen bei Bürgern, die verunsichert sind“. Letzten Endes gehe es den rechten Gruppierungen, die sich auch mit gewaltbereiten Leuten verknüpften, einzig um „Eskalation und die Diffamierung von demokratischen Institutionen“, so Klemm.

Als Beispiel führt er eine Tat aus dem vergangenen September an. Unbekannte hatten seinerzeit eine Grundschule im Kreis Nienburg mit Parolen besprüht. „Nazi-Lehrer“, „Maske ab“ oder auch „Covid ist eine Lüge“ war auf Mauern und Fenstern zu lesen. Klemm: „Da ist deutlich geworden, dass diese Leute das Befinden der Kinder gar nicht interessiert.“
„Wir stellen uns gemeinsam vor die Schwachen“, gab Oma gegen Rechts Birgit Behrmann denn auch am Mittwoch als Devise aus. Eine Forderung, die die Jugendlichen vom Stamm Amelungen mit ihrer Teilnahme unterstrichen. „Ich will dem Frieden dienen und mich für die Gemeinschaft einsetzen, in der ich lebe“, zitierten sie eine Pfadfinderregel. Diese sei ihnen die Motivation gewesen, zum Bahnhof zu kommen. Denn „wir arbeiten viel mit Kindern zusammen. Und die gehören ja auch zu den schützenswerten Personengruppen“.
Polizei hat keinen Grund einzugreifen
Zum Schutz der Kundgebungsteilnehmer wiederum waren einige Polizistinnen und Polizisten zum Bahnhof gekommen. Vom Rande des ZOB aus beobachteten sie das Geschehen auf dem Vorplatz. Eingreifen mussten sie nicht. „Wir rechnen damit, dass die andere Seite gar nicht anreist“, hatte Einsatzleiter Boris Koch zu Beginn erklärt. Er sollte recht behalten.
Ob dies bei einem möglichen nächsten Mal auch so sein wird? Rudi Klemm jedenfalls mochte keine Entwarnung geben. Sein Appell an die Teilnehmer lautet daher, nicht nur friedlich zu demonstrieren, sondern „beharrlich und, wenn es sein muss, immer wieder“.
Von Katrin Preuß