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Hohe Energiekosten machen Verdener Geschäftsinhabern zu schaffen

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Von: Erika Wennhold

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Keine Bäume, kein Schmuck: Hier wird nicht gerade zum Verweilen eingeladen.
Keine Bäume, kein Schmuck: Hier wird nicht gerade zum Verweilen eingeladen. © wennhold

In Verden kursieren Gerüchte. Welches Geschäft schließt, welches ist kurz davor, wer steht außerdem mit dem Rücken zur Wand. Erst hat die Pandemie den Geschäftsleuten in der Fußgängerzone zu schaffen gemacht, jetzt sind es die Energiekosten, die nicht nur deren Kasse plündern, sondern auch die Portemonnaies der Kunden. Deren Zurückhaltung ist bei den Geschäftsleuten in der Innenstadt deutlich zu spüren.

Verden – Das bestätigt die Inhaberin von „Heike und Paule“, Heike Schmidt, die kurzfristig nicht vorhat, ihr Geschäft zu schließen, aber stets darauf vorbereitet ist, die Reißleine zu ziehen. „Vor Corona lief es richtig gut“, sagt sie. Jetzt sei eine deutliche Zurückhaltung spürbar. „Man hangelt sich von einer saisonal wichtigen Einnahmequelle zur nächsten und spürt jedes Mal, dass es weniger wird.“ Zur Zeit verkauft sie Schulranzen, Spielzeug sei kaum gefragt. „Die Leute greifen zu den billigen Angeboten im Supermarkt oder suchen im Internet nach Schnäppchen.“ Und überhaupt: „Seit Corona und Homeoffice sind die Leute bequem geworden und lassen sich alles Mögliche nach Hause schicken.“

Heike Schmidt ist froh, dass es Geschäfte wie „Deerns und Butjer“ ganz in der Nähe gibt und sieht auch das Spielwarengeschäft Witte, nur ein paar Häuser von ihr entfernt, nicht als Konkurrenz an. „Im Gegenteil, so eine Konzentration belebt eher das Geschäft.“ Was aber deutlich fehle, sei etwas, dass zum Verweilen in der Stadt einlade. Sitzgelegenheiten etwa oder die Möglichkeit, eine Kleinigkeit im Vorbeigehen zu essen. Auch für jüngere Menschen gebe es wenig Angebote. Insgesamt findet Schmidt, dass sich die Innenstadt mit Blumen und mehr Bäumen hübscher machen und zu einem größeren Anziehungspunkt werden könnte.

Wirtschaftsförderer bedauert Schließungen

Stattdessen schließen Traditionsgeschäft wie das Café Erasmie. Andere stünden mit dem Rücken zur Wand. Wie Sibylle Jackl, Inhaberin des Cafés, zu Bedenken gibt. Ihr hätten die Energiekosten den Boden unter den Füssen weggerissen. Jackl: „Das geht anderen ebenso.“

Wirtschaftsförderer Fabian Fortmann von der Stadtverwaltung bedauert dies sehr, ebenso wie andere Geschäftsschließungen, gibt aber zu bedenken, dass Handel eben auch Wandel ist. Als Erfolg verbucht er alles, was im Rahmen „Probierstadt Verden“ angeboten worden ist. Einige der Pop-up-Stores, die von der Stadt unterstützt wurden, hätten sich mit Erfolg fest etabliert. „Es gibt immer wieder Menschen, die es wagen, sich selbstständig zu machen und gute Ideen umsetzen, wie zum Beispiel die „KostBar“ in der Herrlichkeit.“ Aktuell sei es wegen der hohen Energiekosten schwierig, die Menschen seien verunsichert, und das bekämen die Geschäftsinhaber zu spüren. Ob es sich Vermieter immer leisten könnten, ihren Mietern vorübergehend entgegenzukommen, wisse er nicht, aber das sei natürlich eine große Hilfe.

Wie gut das Angebot in der Innenstadt angenommen werde oder die Parkmöglichkeit sei beziehungsweise die Verweildauer positiv beeinflusst werden könne, lasse die Stadt Verden regelmäßig durch Befragungen ermitteln. Die Erreichbarkeit und die Qualität des Angebotes müssten jedoch in der Waage sein. „Es sind unstete Zeiten, man verspürt mehr Dynamik. Es wird Neues geben und Altes, das wegbricht.“

Ob die Stadt ein Projekt wie die „Probierstadt Verden“ mit der Förderung von Pop-up-Stores noch einmal neu auflegen werde, sei nicht konkret geplant, aber auch nicht ausgeschlossen. Das Programm sei Ende 2022 ausgelaufen, dennoch könnte Interesse bekundet werden. „Wir sammeln das dann erst mal und entscheiden, ob wir uns wieder neu für Fördermittel bewerben.“

Sein Fazit: „Für Verden hat sich das Projekt gelohnt. Mehrere Nutzer haben mit ihren Ideen und Angeboten inzwischen Erfolg. „Und das, obwohl wir mit dem Start praktisch in die Corona-Krise hineingerasselt sind.“

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