Visionen für die neue Verdener Oberschule

Verden - Zum Beginn des neuen Schuljahres gibt es in Verden keine Haupt- und Realschule mehr. Beide verschmelzen dann zur Oberschule. Die Planungsgruppe zu deren Einrichtung erarbeitet gerade mit Hochdruck, wie der Unterricht an dieser neuen Schulform aussehen soll.
Interessante Impulse erhielten die Lehrkräfte der Real- und der Klaus-Störtebeker-Schule sowie Gäste aus Verwaltung und Landesschulbehörde gestern von Andreas Müller, Leiter des Instituts Beatenberg in der Schweiz. Müller ist einer der führenden und innovativsten Köpfe bei der Entwicklung neuer Schul- und Lernkonzepte in Europa sowie Autor diverser viel beachteter Fachbücher.
Es sei wichtig zu sehen, wie sich die Gesellschaft entwickelt hat und welche Bedürfnisse die Kinder heute haben, sagte Müller im Pressegespräch. „Wir haben heute andere Kinder als vor 20 Jahren, wir müssen ihnen besser gerecht werden, sie befähigen, sich wieder für Dinge zu interessieren.“ Dabei ginge es keinesfalls um Therapieangebote. Wichtig sei es, die Kinder zu bestärken und ihnen Selbstvertrauen zu geben. „Frustrationstoleranz ist wichtig, um sich sozial bewegen zu können. Wenn ich das Gefühl habe, ich kann das nicht, dann wird es auch nichts.“
Erfolg dagegen gebe Selbstvertrauen und ziehe so weitere Erfolge nach sich. Die Schule müsse überlegen, wie sie die Fähigkeiten der Kinder stärken könne. Müller sieht für das Lernen kein Endziel, sondern betrachtet es als einen Prozess, den die Schüler selbst steuern und der von den Lehrern begleitet wird. Damit das funktioniert, müsse auch die Schule umdenken und überlegen, was in welchem Zeitraum verändert werden muss und welche Auswirkungen dieses hat. Ein Aufwand, der sich laut Müller auf jeden Fall lohnt: „Die Schule kann sehr hohe Effekte auf ein erfolgreiches Leben haben.“
„Die Oberschule muss ihren Weg finden“
„Die Oberschule muss ihren Weg finden. Wir haben jetzt ganz andere Voraussetzungen“, sagt auch der Leiter der Planungsgruppe und Realschulrektor Christian Piechot. Bei einer vorangegangenen Veranstaltung habe man im Kollegium bereits überlegt, welche Kompetenzen vorhanden seien. „Wir wollen die Schule in Verden neu erfinden und brauchen jemanden, der uns Visionen vermittelt, und Andreas Müller hat sehr interessante Visionen.“
Selbstkompetenz und Frustrationstoleranz sind auch für Piechot der Schlüssel für den Lernerfolg. „Das Schulsystem produziert massenhaft Verlierer. Die Schüler werden selten dazu geführt, stolz auf sich zu sein. Der Schüler muss merken, dass er etwas leisten kann, wenn er sich anstrengt“, sagte er. Der Ansatz der neuen Oberschule sei, dass jeder Schüler, der sie besuche, auf einen guten Bildungsweg gebracht wird, das sei ein Paradigmenwechsel. „Andreas Müller hilft, den Kopf aufzumachen und zu sehen, wo Dinge sind, die nicht funktionieren und hilft uns, unsere Arbeit und die Sicht auf die Schüler zu verändern“, so Piechot.
ahk