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Generationswechsel bei der Frauenberatung Verden

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Von: Katrin Preuß

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Noch ein Team in der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung: Klara Landwehr, Regine Balk und Anni Noack (v.l.).
Noch ein Team in der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung: Klara Landwehr, Regine Balk und Anni Noack (v.l.). © Preuß

„Viel erreicht und noch viel zu tun“, bilanziert Regine Balk ihre Tätigkeit in der Frauenberatung Verden. Nach 20 Jahren geht sie nun in den Ruhestand.

Verden – „Jetzt bin ich mal dran“, sagt Regine Balk entschieden. Lachend fügt sie hinzu, sie setze nun um, was sie in den zurückliegenden Jahren immer anderen gepredigt hat: achtsam auf die eigenen Bedürfnisse schauen. Nach 20 Jahren in der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung, als Fürsprecherin der Frauen, als entschlossene und versierte Kämpferin für ihre Rechte, als „Sand im Getriebe“ macht sie jetzt erstmal „einen Cut“, wie die 64-Jährige sagt.

Zum 1. April geht die langjährige Mitarbeiterin der Frauenberatung Verden in den Ruhestand. Es ist ein weiterer Schritt in Sachen Generationswechsel, den die Einrichtung in der Grünen Straße im 30. Jahr ihres Bestehens vollzieht. Die Nachfolge für Regine Balk ist bereits geregelt. Bis sie ihren Dienst antritt, halten Klara Landwehr und Anni Noack die Stellung.

In 20 Jahren rund 1000 Beratungen geführt

Verhütung, Familienplanung, die Rechte von Schwangeren und werdenden Eltern, darum dreht sich die tägliche Arbeit dieses Team innerhalb der Frauenberatung. Das Liebste sei ihr die Schwangerenkonfliktberatung, sagt Regine Balk. In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten seien es wohl rund 1000 Gespräche gewesen, hat sie hochgerechnet. „Und keine Beratung war wie die andere.“ Viele spannende Lebensgeschichten habe sie gehört, berichtet sie. Eine Lanze für dieses Zwangsgespräch, dem sich Frauen unterziehen müssen, die einen Abbruch in Erwägung ziehen, bricht sie damit nicht.

„Jedes Kind hat das Recht, erwünscht zu sein“, formuliert sie ihre Haltung. Damit untrennbar verbunden ist für sie die Abschaffung des „unsäglichen Strafrechtsparagraph 218“ und die Enttabuisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Doch bis dahin sei es noch ein weiter Weg. „Wir müssen also weiterkämpfen.“

Persönliche Erfahrungen schufen Nähe zu Klientinnen

Ein Blick auf die Vita von Regine Balk lässt vermuten, dass sie kampferprobt ist. Mutter von drei Kindern, geschieden, mit 42 Jahren die Entscheidung, sich als homosexuell zu outen, das Leben in einer gleichgeschlechtlichen Ehe, das birgt Potenzial für Turbulenzen. Es zeigt aber auch: Es lohnt sich zu kämpfen. Sie blicke jetzt mit ruhiger Heiterkeit auf ihr erfülltes Leben zurück, sagt Regine Balk. Und nicht zuletzt halfen die persönlichen Erfahrungen der ausgebildeten Paartherapeutin auch, sich noch besser in die jeweilige Lage ihrer Klientinnen zu versetzen.

Gelernt hat die Nienburgerin mal den Beruf der Industriekauffrau. Auch das sei für ihre Tätigkeit in der Beratungsstelle nicht von Nachteil gewesen. Im Verein organisiert, fungieren die Mitarbeiterinnen auch als Geschäftsführerinnen, müssen sich also mit Zahlen und Bilanzen befassen.

Wunsch nach mehr Personal und größerer Immobilie

Ja, die Zahlen. Schnell ist man da beim Thema Geld. Stolz ist Regine Balk, dass es ihr gemeinsam mit Mitstreiterinnen gelungen ist, beim Landkreis Verden einen Etat zu erkämpfen, aus dem sichere Verhütungsmittel finanziert werden für Frauen, die sich diese nicht leisten können.

Das Geld, das der Beratungsstelle insgesamt zur Verfügung steht, es reicht freilich nicht. Obwohl die Beratungsstelle als systemrelevant eingestuft wurde, auch zu Corona-Zeiten immer zur Verfügung stand. Mehr Fachkräfte, eine größere Immobilie, das wäre schön – und notwendig. Da sind sich Regine Balk, Anni Noack und Klara Landwehr einig.

Am internationalen Frauentag zur Demo

Der Beratungsbedarf sei groß, die Verantwortung nicht minder. Vernetzen, immer die aktuelle Gesetzeslage kennen, empathisch sein den Klienten und den Kolleginnen gegenüber: Es ist eine anspruchsvolle Arbeit, kein reines Abhaken einer To-do-Liste, so die 64-Jährige. „Für mich war es kein 08/15-Job“, betont Regine Balk. Sie habe stets „wahrhaftig und nicht x-beliebig“ gehandelt.

Wer ihr vor ihrem Weggang noch Tschüs sagen möchte, kann dies per E-Mail an reginebalk@frauenberatung-verden, unter Telefon 04231/85129 oder persönlich am Mittwoch, 15. März, von 12 bis 16 Uhr, tun.

Am internationalen Frauentag, dem 8. März, wird Regine Balk gemeinsam mit anderen um 16 Uhr vom Lugenstein Richtung Rathaus ziehen und für einen modernen Feminismus, für Gleichberechtigung und Gewaltschutz demonstrieren.

Eine solche Demo sei „leider immer noch notwendig“, stellt sie nüchtern fest und appelliert an ihre Geschlechtsgenossinnen: „Habt Mut! Macht! Oder übernehmt Macht!“ Denn bei allen Plänen, die nächste Zeit vor allem den Hobbys, vor allem dem Gesang, der Ehefrau, der Familie zu widmen, lautet Regine Balks Bilanz doch: „Viel erreicht – und es bleibt viel zu tun.“

Wer den gemeinnützigen Verein der Frauenberatung unterstützen möchte, kann dies über das Konto bei der Kreissparkasse Verden, IBAN DE08 2915 2670 0012 4678 66, tun. Weitere Infos unter www.frauenberatung-verden.de.

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