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Verdener Matthäi-Gruppe Trikot-Sponsor bei Werder: Akzeptanz der Mitarbeiter wichtig

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Von: Heinrich Kracke

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Mann am Schreibtisch.
Grün-Weiß im Hintergrund: Matthäi-Geschäftsführer Bernd Afflerbach nimmt Stellung zum Engagement bei Werder. © Kracke

Matthäi-Geschäftsführer Bernd Afflerbach äußert sich über das Engagement. „Wir haben eine hohe Schnittmenge“, sagt er.

Verden – Grün-Weiß zieht die Blicke auf sich. Ein mächtiges Motiv in den Werder-Farben. Matthäi-Geschäftsführer Bernd Afflerbach hat diesem Werk in seinem Büro einen Paradeplatz beschert. Nicht die Raute ist zu sehen, es ist eher ein diffuses Grün-Weiß, eines mit weißen und grünen Flecken und sämtlichen Farbnuancen dazwischen, das auf einem großen Bild alles andere überstrahlt. Ein erster Hinweis auf das Bundesliga-Engagement, das das Verdener Bauunternehmen jetzt eingegangen ist? Afflerbach schmunzelt. „Das Bild hat eine ganz andere Geschichte“, sagt er. Wer näher herantritt, erkennt weiße Sandstriche, erkennt grün schimmerndes Wasser. Es ist ein Luftbild vom Börgermoor im Emsland. Ein Motiv mit berührender Geschichte.

Und es ist ein Bild, das viel erzählen mag von der Haltung des Geschäftsführers, viel von dessen Einsichten und Entscheidungswegen, aber von einem erzählt es nicht. Von Fußball. Würde der Volkssport Nummer eins an den Wänden eine Rolle spielen, überhaupt eine, dann kämen andere Farben ans Licht. Königsblau zum Beispiel. So viel steht fest. „Ich räume es ja gern ein, mein Herz schlägt seit jeher für Schalke“, sagt der gebürtige Siegerländer Afflerbach. Sein Herz, ja, in der Freizeit vielleicht, aber nicht im Büro. Der Matthäi-Hauptstandort, die „Keimzelle“ in Verden, die zur Unternehmensgruppe gehörenden Firmen von Westerstede über Bremervörde bis Langenhagen und Bremen, Firmen, die hohe Wertschätzung in einem ganzen Landstrich genießen, da werde der nächstgelegene Bundesligist angesprochen. Dann jedenfalls, wenn deutschlandweit ein erstes Bauunternehmen eine publikumswirksame Fläche wie den Schriftzug auf einer Bundesligabrust suche. „Wir benötigen eine hohe Reichweite, dafür kam eigentlich nur Werder in Frage.“

Und das nicht nur wegen der Nähe zum Weserstadion. Es geht um die Beschäftigten, die aktuell 3 000 Mitarbeiter in Diensten der Matthäi-Gruppe. „Ich habe eine hohe Resonanz auf unsere Werder-Ambitionen erhalten“, sagt Afflerbach. Auf breite Zustimmung sei er gestoßen. Bis hin nach Berlin. „Wir haben ein Bürogebäude in Luckau eröffnet. Der Caterer hat einen Werder-Wimpel auf den Tisch gestellt, weil er schon einiges über Matthäi wisse, hat er gesagt.“ Selbstverständlich, er, Afflerbach, habe im Aufsichtsrat für das Engagement in Grün-Weiß geworben, habe unter anderem den ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister überzeugt, aber mindestens genauso wichtig seien ihm die Beschäftigten. „Sie sind stolz. Sie identifizieren sich mit unserer Entscheidung. Das haben vielfache Reaktionen gezeigt“, sagt er. „Die Akzeptanz in der Mitarbeiterschaft ist wichtig.“

Damit allerdings nicht genug. „Wir empfinden die Partnerschaft mit Werder als sehr fruchtbar. Schließlich setzt auch Werder alles daran, dass wir gemeinsam eine nachhaltigere Zukunft gestalten, in sozialer, in ökonomischer Hinsicht, sogar in ökologischer.“ Die Photovoltaik-Anlage auf dem Stadion etwa, einzigartig sei sie. Bereiche, auf die auch Matthäi immer stärker setze. In den vergangenen Jahren beispielsweise in Sachen Windenergie. Riesige Anlagen habe man mit eigenem Gerät aufgestellt, das Engagement reichte bis zu einem britischen Großauftrag auf den Falkland-Inseln. Gleichzeitig sei Matthäi für das sogenannte Repowering optimal aufgestellt. „Eines unserer Unternehmen hat sich auf den raschen Rückbau der Altanlagen spezialisiert. Die mehr als 20 Jahre alten Türme werden nicht Stück für Stück abgetragen, sie werden im Ganzen flachgelegt. Sie werden kontrolliert gesprengt.“

Aktuell sei der Ausbau der Windenergie etwas ins Stocken geraten; komme die Branche wieder in Schwung, sei die Matthäi-Gruppe darauf eingestellt. Eingestellt ist sie auch auf einen nächsten Baustein der Klimawende, auf das Verlegen gigantischer Stromleitungen vom windreichen Norden in den unterversorgten Süden. Zurzeit baut Matthäi die Trasse von Ganderkesee nach Rehden. Künftig ist das Unternehmen auf deutlich größere Aufträge eingestellt. Punktgenau wurde dafür das Portfolio erweitert. Auf mehr als 70 Betriebe ist es unter dem Matthäi-Dach gewachsen. „Die Stahlbau Oberlausitz in der Nähe Bautzens ist ein Spezialist für den Gittermastenbau. Die Firma suchte einen Partner. Wir haben sie in die Matthäi-Gruppe integriert.“ Fehlten nur noch Fachleute für Konvertertechnik und Verkabelung in den Umspannwerken. „Dafür haben wir in Hamburg das Unternehmen Neogy gegründet.“ Jetzt könne man alles aus einer Hand anbieten, schlüsselfertige Stromautobahnen sozusagen. „Wir stellen uns auf einen stark wachsenden Markt ein, der ein Potenzial für mindestens zehn Jahre bietet.“

Initiativen, die das Unternehmen in immer neue Dimensionen bringen. Allein im vergangenen Jahr. In etwa 1 000 Bauprojekten waren Mitarbeiter deutschlandweit unterwegs, europaweit sogar. Der Umsatz stieg Afflerbachs Angaben zufolge um nochmals 100 Millionen auf inzwischen 900 Millionen Euro. Ein Allzeit-Höchststand. Und bei den Beschäftigten legte die Gruppe um weitere 300 zu, was ein Plus von mehr als zehn Prozent bedeutet. Ein Zuwachs in schwierigen Zeiten des Fachkräftemangels. „Um dem Mitarbeiterbedarf Herr zu werden, haben wir zwei Experten für den Bereich der Personalentwicklung gewonnen.“ Auch die Präsenz auf dem Werder-Trikot trage zum Wachstum bei. „Wir sind uns sicher, dass wir durch diese Partnerschaft viele Menschen finden, die unsere Haltung ebenfalls teilen. Wenn diese Menschen den Weg zu uns finden, wird uns das umso mehr freuen.“

Und wer weiß, vielleicht werden sie irgendwann in jenem Büro sitzen, in dem das Bild mit den grün-weißen Farbnuancen die Blicke auf sich zieht. Das Börgermoor. Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky war vor 90 Jahren der Hölle im Moor ausgesetzt, wie das Konzentrationslager unter den Gefangenen hieß. Unbeheizte Baracken, wenig zu essen, brutale Übergriffe des Wachpersonals, unmenschliche Arbeitseinsätze im Moor. Eine Gedenkstätte in Esterwegen im Emsland erinnert an die Gräuel. „Mich hat diese Geschichte sehr bewegt“, sagt Afflerbach. Das Foto, aufgenommen von der Bildautorin Birgit Streicher, solle dazu beitragen, dass diese Ereignisse nie in Vergessenheit gerieten.

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