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Windkraft-Investoren zögern im Landkreis Verden

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Von: Heinrich Kracke

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Windkraftanlagen an Autobahn.
Nach dem Aufbau der Langwedeler Anlagen (Bild) ist die Windenergie im Landkreis Verden ins Stocken geraten. An die 30 Projekte befinden sich in der Warteschleife. © Archiv/Wienken

Die unklare Gesetzeslage in Niedersachsen verhindert aktuell noch den Energieausbau im Kreis Verden

Verden/Achim – Er war deutlich ins Stocken geraten, der Ausbau der Windenergie im Landkreis Verden. Nur wenige Anlagen, die überhaupt die bürokratischen Hürden nehmen konnten. Gut möglich aber, dass jetzt alles ganz schnell geht. „Nicht unwahrscheinlich, dass schon im laufenden Jahr weitere Projekte die Genehmigungsreife erlangen. Dann jedenfalls, wenn sie als unkritisch einzustufen sind, wenn also keine generellen Aspekte dagegen sprechen.“ Das bestätigten auf Nachfrage sowohl Regionalplanerin Karin Vesper als auch Bauordnungs-Fachdienstleiter Rolf Thies aus der Kreisverwaltung.

Eine Reihe kommender Windkraft-Investoren führen bereits Gespräche über Details, richtig konkret geworden ist aber noch niemand. „Eine einzige Bauvoranfrage liegt uns aktuell vor“, sagt Thies. Und die betreffe ausgerechnet eine Potenzial-Fläche, die zunächst als kritisch eingestuft wurde. Es geht um ein sogenanntes Repowering im Beppener Bruch, um einen Ersatz der dort stehenden Anlagen durch deutlich leistungsfähigere Generatoren und Rotoren. Die Bundeswehr hatte hier Einspruch signalisiert, die Kampfjets nutzten eine Schneise quer durch die Samtgemeinde Thedinghausen als Tieffluggebiet, hieß es. Als jedoch die Beppener Projektentwickler mit ihren zwölf Anlagen neuester Generation anstelle der 15 dort seit Jahren stehenden Windspargel konkreter wurden, und sich die Investoren nochmals an die Bundeswehr wandten, konnten sie Entwarnung geben. Keine Einwände aus militärischer Sicht. „Das Beppener Projekt hat damit eine Reife erlangt, die auf eine Genehmigung noch in diesem Jahr zusteuert“, so Thies.

Aber das dürfte erst der Anfang sein. In der Warteschleife befinden sich an die 30 weitere Projekte. Und alles schaut gebannt nach Berlin und Hannover. Einerseits haben die Planungen für mehr Windenergie im Landkreis Verden mit dem neuen Bundesgesetz an Fahrt gewonnen, ungefähr das Doppelten dessen, was jetzt aufgebaut ist. Die Richtlinien wurden spürbar vereinfacht. Andererseits sorgt das Land Niedersachsen für Unklarheit. Nachdem Umweltminister Christian Meyer Anfang Februar mit ambitionierten Ausbauzielen für einerseits frischen Wind und andererseits angesichts der Unwuchten für viel Protest gesorgt hatte, unter anderem im Landkreis Rotenburg, ein bisschen auch wie berichtet im Landkreis Verden, beginnt sich der Nebel zu heben.

Auf der zurückliegenden Sitzung des Kreistages gab Landrat Peter Bohlmann einen aktuellen Überblick. Demzufolge habe Ministerpräsident Weil am Rande des in der zurückliegenden Woche tagenden Landkreistages erklärt, die Initiative des Umweltministers sei lediglich als ein Vorschlag zu werten. Ein Gesetzentwurf sei das längst noch nicht. Der werde erst im Sommer erwartet. Dennoch, der Landkreis Verden könne einigermaßen unaufgeregt den Vorgaben entgegensehen, wie Bohlmann feststellte. Die Lage habe sich sogar noch verbessert. War ursprünglich davon ausgegangen worden, 0,8 Prozent der Landkreisfläche seien mit Windenergie belegt, so sind es wegen der neuen Rotor-Out-Berechnung bereits 1,1 Prozent der Fläche. Klartext: Es muss nicht das Anderthalbfache draufgelegt werden, es genügt das Doppelte, um die Marke von 2,2 Prozent zu erreichen.

In der Kreispolitik wurde diese Aussicht je nach politischer Couleur ausgelegt. Sie sei hocherfreut über die Entwicklung, sagte Dr. Elisabeth Böse von den Grünen. „Auf unkritischen Flächen kann jetzt gebaut werden.“ Auch Dr. Dörte Liebetruth (SPD) schlug in diese Kerbe. „Der Gesetzentwurf liegt im Sommer vor. Das ist ein klares Signal. Wir brauchen einen starken Ausbau erneuerbarer Energien.“ Etwas zurückhaltender dagegen CDU-Fraktionschef Wilhelm Hogrefe. „Im Sommer mussten hier im Landkreis wieder Windenergie-Anlagen abgeschaltet werden, weil zuviel Strom produziert wurde. Jetzt soll ein nächster Zubau erfolgen. Wofür?“, fragte er. Nein, die Energie müsse auch genutzt werden. Und dafür, so Hogrefe, fehle der Masterplan.

Allerdings ist es auch trotz aller zwischenzeitlichen gesetzlichen Unklarheiten durchaus auch im Landkreis Verden weitergegangen. Vorvergangenes Jahr wurde der Windpark Völkersen genehmigt, die Anlagen stehen bereits, so Thies, Ende 2021 erhielten zwei Anlagen in Quelkhorn die Freigabe, sie befinden sich in Bau, und aktuell zur Disposition stehen vier Anlagen in Sehlingen. Auch hier könne die Genehmigung erteilt werden, allerdings werde noch im Detail über die genauen Standorte verhandelt.

Bis indes Planungssicherheit für den gesamten Landkreis besteht, dürfte es noch dauern. Regionalplanerin Vesper geht wie berichtet davon aus, im Sommer einen Entwurf für die kreisweite Windenergie vorlegen zu können. „Anschließend steht das Beteiligungsverfahren an“, so Vesper. „Wenn alles gut läuft, haben wir im Jahr 2024 einen genehmigungsfähigen Plan.“

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