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„VERbündet gegen Rechts“ hält „Spaziergänger“ aus der Fußgängerzone fern

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Von: Heinrich Kracke

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Viele Menschen in Fußgängerzone
Mission gelungen: Die Menschenkette der Initiative „VERbündet gegen Rechts“ feiert sich mit einer La-Ola-Welle. © Kracke

Erstmals sind in Verden Befürworter der Corona-Maßnahmen und „Spaziergänger“ aufeinandergetroffen. Die Polizei stellt lediglich eine kurzen Zwischenfall fest.

Verden – Zum neuralgischen Punkt entwickelte sich Montagabend der Lugenstein. Teilnehmer der Kundgebung „VERbündet gegen Rechts“ am Ende der Fußgängerzone, sogenannte Spaziergänger der fast gleichzeitig laufenden Demo gegen die Corona-Politik auf der Straße, zwischen ihnen ein Dutzend Polizeibeamte. Pfiffe schallten von hüben nach drüben, Trillerpfeifen kamen zum Einsatz, Buhrufe von drüben nach hüben.

Aber auch hier blieb es glücklicherweise lediglich bei verbalen Auseinandersetzungen. Überwiegend friedlich verliefen Demo und Gegendemo beim ersten Aufeinandertreffen beider Seiten in der Verdener Innenstadt. Nach übereinstimmenden Angaben von Polizei und Ordnungsamt waren bei den Befürwortern der Corona-Maßnahmen etwa 350 bis 400 Menschen auf die Straße gegangen, der Veranstalter spricht sogar von mehr, bei den Kritikern der Maßnahmen dürften es nach Polizeiangaben bis zu 500 Personen gewesen sein.

Bürgermeister Lutz Brockmann hatte sich demonstrativ der Initiative „VERbündet gegen Rechts“ angeschlossen. Auf dem Rathausplatz warb er in einer kurze Ansprache vor allem für das Impfen. „In der Krise geht es um Zusammenhalt und Vertrauen in die Wissenschaft. Nur eine umfassende Impfung kann die Pandemie beenden“, so das Stadtoberhaupt. Die Argumente der nur wenige hundert Meter entfernt sich sammelnder Impfgegner griff Brockmann ebenfalls auf. „Die Freiheit endet immer dort, wo die Freiheit anderer beginnt.“ Die Freiheit der Senioren auf Besuch zum Beispiel, die Freiheit notfalls auf ein Bett in der Intensivstation, die Freiheit letztendlich auf ein geselliges Miteinander. Um all das und noch viel mehr gehe es beim Aufruf zum Impfen. Er habe natürlich kein Problem mit anderen Meinungen, so der Bürgermeister, ihn beunruhige es allerdings, dass die Teilnehmer der Gegner der Corona-Politik keinen klaren Abstand zu Rechten und Verschwörungstheoretikern wahrten.

Kurzen Zwischenfall bei Demo der Politik-Kritiker in Verden

Laut Polizei war es bei der Demo der Politik-Kritiker zu einem kurzen Zwischenfall gekommen. Sie umrundeten die Innenstadt, ehe deren Aufzug auf der Oberen Straße in Höhe der Schleppenföhrer Straße stoppte. Rund 30 Personen hatten sich auf die Fahrbahn gestellt. Den Angaben zufolge haben die Personen auf direkte Aufforderung durch die eingesetzten Polizeikräfte die Fahrbahn verlassen. Der Aufzug wurde anschließend bis zum Allerpark fortgesetzt, wo die Versammlung später endete.

Die Polizei hatte mit einem deutlich höheren Aufgebot als noch am Vormontag und mit deutlich mehr Einsatzkräften aus umliegenden Dienststellen auf die Doppeldemo reagiert. Gleichzeitig war die Demonstrations-Lage im gesamten Landkreis beobachtet worden. In Ottersberg entdeckten die Beamten eine Kerze am Rathaus. Die Einsatzkräfte der Polizei entsorgten das Corpus Delicti. Personen stellten die Ordnungshüter nicht fest. Zu weiteren Auffälligkeiten im Landkreis kam es ersten Einschätzungen zufolge nicht.

Eine ganze Reihe von Vereinigungen, Gruppen und Parteien waren dem Aufruf des Verdener „Netzwerk Unantastbar“ zur Kundgebung pro der Corona-Maßnahmen gefolgt, darunter nicht nur Gruppen von der Allermündung, sondern aus dem gesamten Landkreis. Die Zahl von 500 anvisierten Teilnehmern wurde allerdings ersten Einschätzungen zufolge verfehlt. Dafür gelang es zumindest einmal eine Menschenkette die gesamte Fußgängerzone entlang von der Blumenwisch bis zum Lugenstein zu bilden, beim Versuch sogar einen gaaanz lang gezogenen Kreis zu formieren, bildeten sich einige Lücken. Insgesamt wurde das Ziel erreicht, den sogenannten „Spaziergängern“ den Gang durch die Große Straße zu verwehren.

„Verdener Lichterspaziergang“: Gegner der Corona-Politik treffen sich am Allerpark

Die Gegner der Corona-Politik hatten sich nahezu gleichzeitig unter der Bezeichnung „Verdener Lichterspaziergang“ am Allerpark formiert. Zwar wurde eingangs der Veranstaltung auf die Maskenpflicht hingewiesen, aber nicht alle Teilnehmer hielten sich dauerhaft daran. Wenige Stunden vor der Demo landeten Flyer der AfD mit impfkritischen Texten in Verdener Postkästen. Augenzeugen wollen erneut eine auffällig hohe Anzahl auswärtiger Auto-Kennzeichen in der Stadt gesehen haben. Den Antrag auf Genehmigung der Demo hatte der Holtumer Holger Neumann gestellt.

Das Bündnis „VERbündet gegen Rechts“ wertete die Kundgebung einschließlich Menschenkette als Erfolg. „Wir haben gezeigt, die Verdener Innenstadt gehört den Verdener Bürgern“, sagte Hauptorganisatorin Eva Hibbeler (DGB) in einer ersten Einschätzung. „Wir wollten zum Ausdruck bringen, das durch die Spaziergänger gezeichnete Bild ist nicht das wirkliche Bild Verdens. Das ist uns gelungen.“

Das Wichtigste aus dem Landkreis Verden: Immer samstags um 7:30 Uhr in Ihr Mail-Postfach – jetzt kostenlos anmelden.

Bei der Kundgebung hatte insbesondere Rudi Klemm vom Wabe-Netzwerk auf die Gefahren, verursacht von Corona-Leugnern, Anhängern der Verschwörungstheorien und Rechten, hingewiesen. Einen Vorschlag hielt er für die Befürworter der Maßnahmen bereit: „Inzwischen sind im Landkreis Verden 98 Menschen an Corona verstorben. Wenn Sie die sogenannten Spaziergänger durch die Stadt gehen sehen, dann gedenkt der Opfer der Pandemie.“

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