„Die Giraffe“ aus Verden auf dem dritten Platz

Die Schülerzeitung des Gymnasiums am Wall wurde beim „Unzensiert“-Wettbewerb prämiert. Die Nachwuchsjournalisten konnten ein Preisgeld von 250 Euro einstreichen.
Verden – Welcher Lehrer wählt welche Partei? Tötet Schule die Kreativität? Fragen, die die Schüler des Gymnasiums am Wall (GaW) in ihrer Schülerzeitung stellen, manchmal mit einem Augenzwinkern, aber manchmal auch ganz ernst. Wobei die zweite Frage wohl mit einem klaren Nein beantwortet werden kann. Schließlich wurde „Die Giraffe“, wie die Zeitung heißt, gerade beim „Unzensiert“-Wettbewerb für niedersächsische Schülerzeitungen, von einer Jury, bestehend aus Profijournalisten, mit dem 3. Platz in der Kategorie Gymnasium belohnt. Von der Preisverleihung am Mittwoch in Hannover kamen die Nachwuchsjournalisten direkt in unsere Redaktion für ein Pressegespräch.
„Wir wurden besonders für unsere Unabhängigkeit ausgezeichnet“, erklärt der 15-jährige Roni. Soll heißen, dass die Schüler ihre Texte unabhängig von Lehrern schreiben, unzensiert und „wenig korrigiert“, wie ihr Betreuer, der Geschichts- und Politiklehrer André Irrgang, hinzufügt.
Zur Preisverleihung nach Hannover
Mit dem Zug ist die Schülerredaktion nach Hannover gefahren. Dort fand die Preisverleihung im Verlagsgebäude der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) statt. 100 bis 150 Leute waren dabei, schätzen die Gymnasiasten. Viele andere Schülerzeitungen aus Niedersachsen hatten sich ebenfalls auf eine der Kategorien (Grundschulen, Förderschulen, Realschulen, Gymnasien) beworben.
Es wurden mehrere Reden gehalten, erzählen die Schüler, die erste von der niedersächsischen Kultusministerin Julia Hamburg. Aber auch mehrere renommierte Vertreter der Presse ließen es sich nicht nehmen, zu ihrem Berufs-Nachwuchs zu sprechen. Roni gefiel es besonders, diese „hohen Journalisten“ zu sehen, berichtet der 15-jährige.
„Wir wussten schon vorher, dass wir in die Top 3 kommen“, sagt die Elftklässlerin Tabitha. „Es blieb aber trotzdem lange sehr spannend, denn unsere Kategorie wurde erst als Letztes aufgerufen.“ Eingereicht hatten die Schüler die Ausgabe 49 ihrer Zeitung. Daraus wurde von der Jury besonders der Kommentar von Roni mit dem Titel „Tötet Schule die Kreativität?“ hervorgehoben.

Träger des „Unzensiert“-Preises ist der Jugendmedienverband Junge Presse Niedersachsen (JPN) unter der Schirmherrschaft der niedersächsischen Kultusministerin Julia Hamburg. Es war nicht das erste Mal, dass „Die Giraffe“ an dem Wettbewerb teilnahm. 2019 belegte die Schülerzeitung bereits den zweiten Platz, erzählt André Irrgang. Mit dem jetzigen dritten Platz konnten die Schüler des GaW 250 Euro Preisgeld für die Ausstattung ihrer Zeitung mit nach Hause nehmen.
„Die Giraffe“ - Schülerzeitung seit 1986
„Die ,Giraffe' hat lange Tradition am Gymnasium“, sagt Lehrer Irrgang. Seit 1986 gibt es die Schülerzeitung. Kürzlich hat sie ihre 50. Ausgabe herausgebracht. Das mag wenig klingen, aber dafür gib es einen Grund. „2006 ist die Zeitung eingeschlafen. 2016 habe ich dann angeregt, sie weiterzuführen“, so Irrweg. Zehn Jahre hatte „Die Giraffe“ also Pause, dazu noch zwei Jahre während Corona, wo nichts passiert ist. Inzwischen bringt die neunköpfige Schülerredaktion aber wieder vier Ausgaben jährlich raus.
Für die „Giraffe“ schreiben die Gymnasiasten in ihrem Computerraum informative und auch ernste Texte, wie über den Ukrainekrieg, ebenso wie Humoristisches, zum Beispiel Lehrerparodien. Viel Kurzweil soll dabei sein.
Darauf was ihm dabei am meisten Spaß macht, antwortet der 13-jährige Benjamin: „Leute zu interviewen, mir Fragen auszudenken und sie auf dem Schulhof zu stellen.“ „Ich mag es, die Bilder für die Ausgaben zu zeichnen und das Brainstorming mit den anderen“, erzählt die 16-jährige Sophia. Die Zeitung enthält Karikaturen, oft unter dem Motto „Giraffe“, sagt sie weiter. Roni findet das gemeinschaftliche Arbeiten am Besten.
Auf die Frage, warum sie sich der Schülerzeitung anschloss, sagt Tabitha: „Ich wurde von Herr Irrgang gefragt und hatte Lust dazu. In der 5. Klasse war ich schonmal dabei, bin dann aber ausgetreten. Seit diesem Jahr mache ich wieder mit.“
Bei der Verleihung lagen die Schülerzeitungen der anderen Teilnehmer aus, erzählen die Gymnasiasten, und so konnten sie von ihrer „Konkurrenz“ auch Neues lernen. „Wir haben uns die Aufgabe gestellt, dasselbe professionelle Layout zu erreichen, dass einige der anderen Schülerzeitungen haben. Damit wir noch besser werden und nächstes Mal Platz eins oder zwei ins Visier nehmen können“, sagt André Irrgang.