Messerattacke im E-Center Verden mit niederen Beweggründen

Am Landgericht Verden startete am Donnerstag der Prozess gegen einen 41-Jährigen. Die Anklage: Versuchter Mord im E-Center.
Verden – Beim Auftakt des Landgerichtsprozesses gestern im Fall des Messerangriffs auf eine 26 Jahre alte Frau im Verdener E-Center wurde nicht nur die Anklage verlesen. Aufnahmen einer Überwachungskamera standen im Mittelpunkt, auf denen die komplette Tat zu sehen ist. Als der Täter auf die Frau einstach, stand sie gerade am Fleischtresen. Über den Kopf ihres dreijährigen Sohnes hinweg, attackierte der Täter sie. Der Anklagevorwurf lautet auf versuchten Mord.
Es war der 7. September, kurz nach 15 Uhr. Täter und Opfer kannten sich der Anklage zufolge aus einem Sprachkurs, den sie 2016 besucht hatten. „Seither suchte er immer wieder Kontakt zu ihr“, heißt es über den Afghanen. Zum Tatzeitpunkt habe er in einer Verdener Flüchtlingsunterkunft gewohnt, seit der Tat sitzt er in Untersuchungshaft.
Die 26-Jährige habe „kein Interesse an einer Beziehung“ gehabt. „Was sie ihm deutlich zu verstehen gab“, verlas Erste Staatsanwältin Dr. Annette Marquardt. Zuletzt habe das spätere Opfer am 2. August in Bremen die Polizei gerufen, weil der Angeklagte ihr dort am Bahnhof nachgestellt habe.
Fünf Wochen später soll der Angeklagte vor dem Supermarkt gesessen haben, als er die Frau gesehen habe, wie sie das E-Center mit ihrem Freund und ihrem Sohn betrat. „Weil es ihm missfiel, dass sie von einem anderen Mann begleitet wurde, folgte er ihr in den Markt.“ Dort habe er sie angesprochen.
Laut Anklage behauptete er: „Sie ist meine Freundin“. Woraufhin der Begleiter ihm gesagt habe, dass er ihr Freund sei. Der 41-Jährige habe aggressiv reagiert. Während der Freund sich um Security bemüht haben soll, startete der Angriff, der für die aus Eritrea stammende Verdenerin völlig überraschend gekommen sei.
„Der Angeklagte war der Meinung, dass sie wegen der verschmähten Liebe nicht verdient habe, zu leben“, so der Vorwurf. Außerdem habe der Afghane mit der Tötung der Frau seine Ehre wieder herstellen wollen. Dass diese Motive „besonders verachtenswert“ sind, sei ihm bewusst gewesen, sagte die Staatsanwältin. Die Behörde sieht die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe als gegeben.
Was die Anklage beschreibt, war kurz darauf auf einer Leinwand des Schwurgerichtssaals zu sehen. Die Frau versuchte zu flüchten, wird aber nach wenigen Metern von dem Täter eingeholt. Immer wieder sticht der Mann dann auf die am Boden liegende 26-Jährige ein.
Ihr Freund und andere Personen wollen anscheinend helfen, weichen aber immer wieder zurück. Eine Mitarbeiterin des E-Centers läuft schließlich ohne zu zögern auf den zustechenden Täter zu und greift zu. Diesen Moment nutzte der Freund und zieht die 26-Jährige an einem Bein weg.
„Der Angeklagte versteckte das Tatmesser unter einem der Regale und ließ sich kurz darauf festnehmen“, heißt es weiter in der Anklageschrift. Wahllos habe der 41-Jährige auf Kopf, Hals und Thorax eingestochen.“ Die Frau habe „zahlreiche Verletzungen“ erlitten, die eine Notoperation erforderlich machten.
Das Kind habe alles mit ansehen müssen. Nach dem Angriff „hüpft und schlägt es sich in die Hände“, stellte der Vorsitzende Richter fest. Wohl „aus Freude, dass auf seine Mutter nicht mehr eingestochen wird“. Er empfahl dem Angeklagten, sich das Video anzusehen, bevor er sich zu den Vorwürfen äußert. Er hatte es zuvor nicht zu sehen bekommen. Seine Einlassung wurde auf den nächsten von elf Verhandlungstagen verschoben.