Halbe Verdener Kernstadt: Durchfahren verboten

Die Autofahrer in der Verdener Innenstadt müssen sich möglicherweise massiv umstellen. Mit den Maximalforderungen geht die Stadtverwaltung in die am Mittwoch startende Debatte um die kommenden Fahrradstraßen.
Verden – Der Durchgangsverkehr wird damit nahezu komplett aus dem Herzen der Allerstadt verbannt. Lediglich für den Wall und den Verkehr von und zur Südbrücke ändert sich nichts. Gleichzeitig macht die Verwaltung Druck: Der Stadtrat habe die Umwidmung der Ostertorstraße zur Fahrradstraße beschlossen, eine Ausweisung als solche finde nur dann die Zustimmung der Polizei, wäre der Durchgangsverkehr verhindert und der Verkehr stark eingeschränkt.
Zwei Straßen künftig Fahrradstraßen
Die Ostertorstraße verfügt inzwischen über ein fahrradtaugliches Pflaster, sie soll nach den Vorstellungen der Stadtverwaltung zur Fahrradstraße umgewidmet werden. Gleiches trifft auf die Stifthofstraße und den Piepenbrink zu, hier allerdings ohne Poller an Anfang und Ende. Gehen die Vorschläge durch, hätten Radler auf den rund 350 Metern absoluten Vorrang, Autofahrer müssten sich unterordnen. Eine abgeschwächte Form der Fahrradstraße ist für die Obere Straße geplant. Zwischen Georgstraße und Ostertorstraße soll auf 350 Metern mehr Radlersicherheit geschaffen werden, indem der Autoverkehr reduziert wird. Das Ziel laut Stadtverwaltung: Eine durchgängige Fahrradstraße vom stark genutzten Holzmarkttunnel bis in die Norderstadt.

Auf dem gesamten Innenstadt-Kreuz mit Ostertorstraße, Oberer Straße, Piepenbrink, Stifthofstraße, Sandberg und Teilen der Marienstraße ist künftig Durchgangsverkehr verboten. Verhindert wird er mit Pollern, verhindert wird er auch mit einer veränderten Verkehrsführung. Wer beispielsweise vom Nordertor in den Piepenbrink abbiegt, sieht gleich den Hinweis: „Durchfahrt nur bis zur Volksbank möglich“. Klartext: Der Autoverkehr ist spätestens an den Bank- und Gerichtsparkplätzen zum Wenden gezwungen. Deutlichen Veränderungen erliegt auch der Verkehr auf der Marienstraße. Bisher durften Autofahrer bis auf den Holzmarkt kurven. Das ist vorbei. Gleichzeitig soll auf der Marienstraße die Einbahnstraße umgekehrt, hier soll der Kunden- und Anliegerverkehr aus der Ostertorstraße abgeleitet werden. Die geringsten Auswirkungen sind für die Obere Straße vorgesehen. Kunden, Lieferer, Anlieger und Hotelgäste dürfen weiterhin einfahren, aber auch nur die, und sie können ohne zu wenden über die Stifthofstraße wieder abfahren. Anlieger des Sandbergs haben keine neuen Beeinträchtigungen hinzunehmen.

Parkplätze fallen teilweise weg
Unterschiedliche Parkplatz-Regelungen sieht der Verwaltungsvorschlag für das Radwegedreieck in der Innenstadt vor. Die Abstellflächen an der Oberen Straße bleiben bestehen. Sie seien aus Sicht der Verwaltung für die Erreichbarkeit der Innenstadt wichtig. Anders die Parkplätze an der Ostertorstraße vor der Kreissparkasse. Für die Verkehrssicherheit des Radverkehrs sei gemäß fachlicher Empfehlungen eine Aufgabe der Parkplätze notwendig, um gefährliche Unfälle durch sich öffnende Autotüren zu verhindern. Es fehle der Platz, um den empfohlenen Sicherheitsabstand zwischen Radverkehr und Parkplätzen zu schaffen. Damit könne der Kraftfahrzeugverkehr in der Ostertorstraße dadurch weiter reduziert werden. Gleichzeitig werde die Fläche benötigt, um zusätzliche Radbügel aufzustellen und Abstellflächen für Lastenräder zu schaffen. Ferner ist dort ein Standort für die städtischen Leih-Lastenräder geplant. Das Aufstellen von Bänken schaffe die immer wieder geforderten Möglichkeiten zum Ausruhen auf den Fußwegen in die Innenstadt.

Erhebungen der Stadtverwaltung zufolge sind 650 Radler pro Tag auf der Ostertorstraße unterwegs, selbst im Winter seien es täglich 450. Die Zahlen stammen noch aus dem Mai und Juni des Jahres 2021, aus der Zeit vor dem Umbau also. Die höchste Pedalritter-Dichte wurde am Holzmarkttunnel mit rund 1000 festgestellt. Viele davon touren in Richtung Innenstadt und müssen dazu den Holzmarkt überqueren. Am Knotenpunkt mit Marien-, Ostertor- und Zollstraße wurde eigens eine Radlerspur angelegt. Mit dem geplanten Poller und der neuen Einbahnstraßenregelung auf der Marienstraße werde der Kreuzungsbereich entschärft.
Rettungsdienste und Busse dürfen durch
Mit einer Beschilderung allein könne der Durchgangsverkehr erfahrungsgemäß nicht unterbunden werden, heißt es im städtischen Positionspapier weiter. Dies würde eine ständige Verkehrskontrolle durch die Polizei erfordern, was durch diese nicht leistbar sei. Die bisherigen Wochen, in denen im Bereich der Ostertorstraße zwischen Wall und Holzmarkt bereits eine Fahrradstraße ausgewiesen war, habe gezeigt, dass erheblicher unzulässiger Durchgangsverkehr stattfindet. Das solle mit dem Einbau beider Poller verhindert werden. An Kosten fallen einmalig rund 58000 Euro sowie pro Jahr 1500 Euro an.
Die Steuerung des Pollers erfolge durch Transponder, die Berechtigte in ihrem Fahrzeug mitführen, das Herunterfahren erfolgt automatisch. Jeweils vor und hinter dem Poller liegen Induktionsschleifen im Boden, die ein Hochfahren des Pollers verhindern, sollte sich ein Fahrzeug noch direkt oberhalb des Pollers befinden. In der Bediensäule befindet sich eine Ampel, die bei hochgefahrenem Poller auf Rot steht. Für private und geschäftliche Anlieger ist der Poller nur in Richtung Einbahnstraße bedienbar. Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei erhalten die Möglichkeit, aus beiden Richtungen den Poller anzusteuern. Auch die Leitstelle wird eine Zugriffsmöglichkeit über eine Handysteuerung erhalten.