Krätze erneut in Seniorenheim im Landkreis Verden

Die Krätze bleibt ein Thema im Landkreis Verden. Nach dem erhöhten Ausbruch im Januar kommt die Region auch im Februar noch nicht richtig zur Ruhe.
Verden/Achim – Betroffen seien erneut Schulen und Kindergärten, betroffen sei aktuell wiederum auch ein Seniorenzentrum. Das bestätigt auf Nachfrage Amtsärztin Jutta Dreyer. Besonders der Befall im Pflegeheim löse erhöhte Aktivitäten aus. „Wir haben innerhalb einer Gruppe zwei gesicherte Bestätigungen vorliegen und einen Verdachtsfall. Das führt jetzt dazu, dass wir die gesamte Gruppe behandeln werden“, so Dreyer.
Und schon war wieder einer der beiden sensiblen Bereiche getroffen. Neben den Kindergärten eben die Einrichtungen für Ältere. Ein Dauerthema im zurückliegenden halben Jahr. Den Anfang machte eine Einrichtung im Südkreis. „Das hat uns den gesamten Herbst über beschäftigt“, so Dreyer. Immer mal wieder die Behandlung aller Personen von den Bewohnern über sämtliche Pfleger bis zu den Beschäftigten in der Küche und für die Reinigung. Und immer wieder ein nächster Befall. Erst zum Jahresende hin konnte Entwarnung gegeben werden.
Bis zu 15 Fälle im Monat sind nicht ungewöhnlich
Im Januar dann wie berichtet das Auftreten der Skabies-Milbe in einem Seniorenheim im Nordkreis. „Eine Behandlung dauert sechs Wochen. Erst wenn innerhalb dieses Zeitraumes keine neuen Bestätigungen auftreten, können wir den Fall zu den Akten legen“, so Dreyer. Neuerliche Befunde seien bisher zwar nicht zu Tage gekommen, aber die Frist sei eben auch noch nicht abgelaufen. Und jetzt ein nächstes Seniorenheim ebenfalls im Nordkreis.
Während Landes-Gesundheitsämter bereits von einer Krätze-Zunahme vor allem in Norddeutschland sprechen, bewegt sich deren Verbreitung aktuell im Landkreis Verden wieder auf Normalniveau. Bis zu 15 Fälle pro Monat, das sei nicht ungewöhnlich, so Dreyer. Innerhalb der ersten drei Februarwochen waren insgesamt deren sieben gezählt. Mal ein Auftreten in einer Kita, mal eines in einer Schule, mal sogar zwei in einer Schule, dies aber in unterschiedlichen Jahrgängen und in Klassenräumen, die weit auseinanderliegen. Bleibe es bei Einzelfällen, müsse das Kind zu Hause bleiben, es sei die entsprechende Familie gefordert, darüber hinaus der Hausarzt. Erst wenn ein Unbedenklichkeits-Attest vorliege, könne es in die Einrichtung zurückkehren. Gleichzeitig werden die anderen Eltern unterrichtet und unter anderem um erhöhte Aufmerksamkeit gebeten. So geschehen etwa zu Wochenbeginn in einem Verdener Kindergarten. Das Gesundheitsamt werde über jedes Auftreten informiert, so Dreyer, aber erst bei einer Häufung, bei mindestens zwei Fällen in ein und derselben Gruppe oder Klasse, werde man aktiv.
Im Wesentlichen Großfamilien betroffen
Währenddessen ist der erhöhte Befall aus dem Januar weitgehend abgeflaut. Auf 21 gesicherte Befunde waren die Zahlen emporgeschnellt. „Im Wesentlichen waren Großfamilien betroffen“, sagt die Amtsärztin. In einem Fall erwischte es fünf, im nächsten sieben Personen.
Hier seien entsprechende Maßnahmen ergriffen, aktuell sei in diesem Familienverband kein weiterer Befall bestätigt. Übertragen werden Krätzmilben meist über längeren engen Körperkontakt, etwa beim Kuscheln oder Austausch von Zärtlichkeiten.
Vor allem in Familien stellt Skabies das Leben auf den Kopf. Mal sei es eine der Töchter, mal einer der Erwachsenen, die befallen sind, berichtet ein allmählich verzweifelter Vater aus Verden. Und eine Behandlung sei schwierig. Er jedenfalls habe so ziemlich alles hinter sich, was als denkbar galt und als undenkbar.
Zunächst eine Vielzahl von Medikamenten. Mal eine Salbe, mal Tabletten, mal irgendeine Variante von beiden. Unklarheit auch bei den Ärzten. Ein Hausarzt, der mal zu dem Schluss kam, ja, vielleicht, könnte sein, doch bestimmt, dann ein Hautarzt, der dieses und jenes befand, und um Geduld bat, man müsse vier Wochen ins Land ziehen lassen, eine Hautklinik, die gewiss in vielen Fällen helfen kann, in diesem jedoch nicht, zwischenzeitlich eine neue Diagnose, ja, bestimmt, es ist Neurodermitis, woraufhin das ganze Leben umgestellt wurde bis hin zu den Gerichten, die auf den Tisch kamen, und am Ende jedes Mal die Ernüchterung. Der nächste Befall. „Innerhalb der Familie und bis hin zu den Großeltern sind und waren alle betroffen. Einige mehrfach.“ Mehr als 20 Fälle in den vergangenen 24 Monaten, und jedes Mal Endzeitstimmung. Eine Mischung aus Verzweiflung und der Einsicht, nochmals alle zu behandeln. „Bisher haben wir die Kette nicht durchbrochen“, so der Verdener.