Kreis Verden eine der teuersten Gegenden in Niedersachsen

Preise für Wohnungen und Reihenhäuser legen kreisweit zu. Allerdings wurde der Anstieg gebremst.
Verden/Achim – Im Alter mitten in die Stadt ziehen, nicht mehr für ein großes Grundstück mit ausladendem Garten verantwortlich sein. Diese Idee beflügelte zumindest im vergangenen Jahr noch viele Menschen. Knapp 500 Wohnungen wechselten kreisweit nach Angaben des Gutachterausschusses den Besitzer. Und die Preise sind weiter gestiegen. Wer sich für ein neues sogenanntes Teileigentum interessierte, hatte bemerkenswerte 3 580 Euro auf den Tisch des Hauses zu blättern. Nicht für die ganze Wohnung, sondern pro Quadratmeter. Und das nicht etwa als Höchstpreis, sondern als Durchschnitt. Im Vorjahr waren es noch 80 Euro weniger. Deutlich nach oben gingen auch die Preise für gebrauchte vier Wände auf der Etage. 2 540 Euro waren im Mittel pro Quadratmeter zu zahlen, rund 400 Euro mehr als noch im Vorjahr.
Allerdings sind die Preise nicht kontinuierlich gestiegen. „Wir haben hier eine Entwicklung wie schon beim restlichen Immobilienmarkt“, sagt Gerd Ruzyzka-Schwob, Vorsitzender des Gutachterausschusses beim Katasteramt. „Auch bei den Eigentumswohnungen war nach starken Preissteigerungen im ersten Halbjahr in der zweiten Jahreshälfte wieder eine Beruhigung festzustellen.“ Am Ende seien die Preise in etwa wieder dort angekommen, wo sie im Vorjahr lagen.
Gleichzeitig wurde der Kreis Verden von einem Kurzzeit-Boom erfasst. In der Gemeinde Oyten hat ein größerer Komplex älterer Wohnungen südlich der Autobahn den Besitzer gewechselt. Dabei handelt es sich um Wohnungen der Baujahrsklasse 1950 bis 1977. Tatsächlich wird die Anzahl der veräußerten Wohnungen für dieses Segment mit deutlich überdurchschnittlichen 138 angegeben. Und noch überdurchschnittlicher der Preis: Im Schnitt seien laut Gutachterausschuss 3 380 Euro pro Quadratmeter gezahlt worden, fast soviel wie für eine Neubauwohnung. „Das ist ein Sondereffekt“, sagt Ruzyzka-Schwob. Die übrigen älteren Gemäuer reichten nicht ansatzweise an diese Preise heran. Für den Jahrgang 1978 bis 1990 waren pro Quadratmeter 2 290 Euro zu berappen, für das Baujahr 1991 bis 2010 immerhin schon 2 540 Euro und für relativ moderne Wohnungen von 2010 bis 2019 bereits 3 260 Euro.
Allerdings kamen nicht nur die Interessenten für diese Form des meist städtischen Wohnraums wegen der Finanzierung ins Schwitzen, es traf zuweilen auch die Anbieter. „Meist werden diese Wohnungen verkauft noch ehe der erste Stein gesetzt ist. In früheren Jahren war durch den frühzeitigen Verkauf die Finanzierung der Immobilie gesichert. Jetzt dürfte es schwieriger geworden sein“, so Ruzyzka-Schwob. Jetzt kletterten die Baupreise zwischenzeitlich überproportional. Nach Informationen dieser Zeitung räumten erste Investoren bereits ein, die ursprüngliche Kalkulation sei über den Haufen geworfen.
Von sogenanntem bezahlbaren Wohnraum kann vor diesem Hintergrund kaum noch die Rede sein. „Wir dürfen nicht außer acht lassen, angesichts der aktuellen Baukosten ist allmählich ein Mietpreis von 15 Euro pro Quadratmeter realistisch“, sagte in öffentlicher Sitzung bereits im Oktober vergangenen Jahres Michael Otten (SPD), selbst in der Wohnungswirtschaft tätig.
Preissteigerungen verzeichnete der Gutachterausschuss auch bei Reihenhäusern und Doppelhaushälften. Hier wurde mit 49 Millionen Euro ein um drei Millionen Euro höherer Umsatz erzielt als im Vorjahr. Die Anzahl der Kaufverträge ist von 169 auf 157 etwas gesunken. Der mittlere Preis ist auf 330 000 Euro gegenüber dem Vorjahreswert von 298 000 Euro um rund zehn Prozent gestiegen. Reihenhäuser und Doppelhaushälften werden überwiegend in den städtischen Regionen verkauft.
„Aber auch hier ist zu bedenken, dass die Preissteigerungen von Mitte 2021 bis Mitte 2022 durch Preisrückgänge in der zweiten Jahreshälfte 2022 teilweise wieder dahin geschmolzen sind“, sagt Ruzyzka-Schwob. Wie schon bei den Einfamilienhäusern gehört der Kreis Verden auch bei den Reihenhäusern zu den teuersten Ecken Niedersachsens. Noch tiefer in die Tasche greifen müssen bei den Flächen-Landkreisen lediglich die Menschen in Harburg, Lüneburg und im Ammerland.
Die Grundstücksmarktdaten 2023 mit den neusten amtlichen Zahlen auf dem Immobilienmarkt sind im Internet unter www.immobilienmarkt.niedersachsen.de veröffentlicht. Durch die amtlichen Daten des Immobilienmarktes trage der Gutachterausschuss zur Transparenz des Grundstücksmarktes bei, so Ruzyzka-Schwob. In speziellen Auseinandersetzungen über eine bestimmte Immobilie sei natürlich dennoch ein Gutachten erforderlich. Dies könne beim Gutachterausschuss gegen Gebühr in Auftrag gegeben werden.