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Verden – Von der Terrasse aus ein unverbaubarer Blick auf die Aller und auf die Wiesen und auf Natur mit ihrer romantischsten Seite. Das Haus am Burgberg, das die Stadt Verden per Versteigerung versilbern will, löst eine ungewöhnliche Resonanz aus. Jasmin Schroer ist im Rathaus für die Immobilienangelegenheit zuständig. Sie hat aufgehört zu zählen. Nur noch Schätzungen. „So um die 200 Mails von Interessierten dürften es schon gewesen sein, die uns in den vergangenen vier Wochen seit der Veröffentlichung erreichten“, sagt sie auf Nachfrage.
Noch mussten sich die Einsender auf keinerlei Summe festlegen. Sie bekundeten einfach nur Wertschätzung für die 1 350 Quadratmeter Hanglage mit den sanierungsbedürftigen vier Wänden darauf. In einer ersten Runde erhielten sie eine Kurzfassung des Exposés übersandt. Wer jetzt noch nicht Abstand genommen hat, der findet dieser Tage eine ausführlichere Variante der Darstellung von Haus, Grundstück und den örtlichen Gegebenheiten in seinem Mail-Postfach. Bis zum Start des Bieterverfahrens zieht allerdings noch etwas Zeit ins Land. Erst im Januar beginne aktuellen Planungen zufolge die Versteigerung.
Ein billiges Vergnügen wird es für den kommenden Besitzer nicht. So viel steht jetzt schon fest. Die Stadt legte einen Mindestverkaufspreis fest. „Er liegt bei 390 000 Euro“, sagt Stadtkämmerer Andreas Schreiber. Ein solches Filetgrundstück könne nicht unter Wert veräußert werden, man habe die Marktlage genau analysiert. „Unter diese Schmerzgrenze gehen wir nicht.“ Er dürfte wohl auch nicht in die Bredouille geraten, darüber nachzudenken. Baugrund ist in der Stadt Verden ein rares Gut, gegenwärtig sind nahezu alle Bauplätze vergriffen, und ein solches Areal in Hanglage unweit der Stadtmitte ist ohnehin schon seit Jahren nicht mehr öffentlich auf den Markt gekommen. Wurde derartiges doch mal angeboten, ging es unter der Hand weg. „Am Burgberg sind Preise von 300 Euro pro Quadratmeter keine Seltenheit“, heißt es aus dem Gutachterausschuss des Katasteramtes. Der von der Stadtverwaltung aufgerufene Mindestpreis für den Burgberg 62 liegt bei 288 Euro je Quadratmeter.
Längst ist die Interessentenschar nicht auf die Stadt Verden beschränkt. „Wir haben Anfragen aus der ganzen Umgebung vorliegen“, sagt Schreiber. Die bemerkenswerte Resonanz führt jetzt zu einem Umdenken beim Versteigerungsmodus. War ursprünglich daran gedacht, die verbliebenen Interessenten am Ende der Bietervorganges über das Höchstgebot zu informieren und ihnen dann die Möglichkeit zu geben, das Angebot noch einmal nachzubessern, so gilt jetzt ein Verfahren mit mehreren Runden als nicht mehr unwahrscheinlich. „Wir warten das mal ab. Sollten die Interessentenzahlen hoch bleiben, werden wir das Verfahren breiter anlegen“, so Schreiber. Den Kaufwilligen bleibe jeweils gut eine Woche Zeit, ihr neues Höchstgebot einzureichen, ehe gegebenenfalls eine nächste Runde einzuläuten sei. Nur ganz zum Schluss werde man vom Prinzip der Information und erneuten Preisangabe abweichen. „Kann ja nicht angehen, dass die letzten Bieter über den tatsächlich gezahlten Kaufpreis informiert werden. Das widerspräche dem Datenschutz.“
Wer dem Nervenkitzel des Mitbietens erliegt, setzt auf eine Immobilie mit höchst unterschiedlichen Vorzeichen. Lage und Ausblick verdienen das Prädikat „traumhaft“, das angebotene Haus gilt als Sanierungsfall. Die Stadt Verden legte sich auf folgenden Text fest: „Das Grundstück war bis Ende 2019 über Jahrzehnte lang vermietet. Da das Grundstück nun mietfrei geworden ist und nicht wieder vermietet werden soll, hat sich die Stadt zu dem Verkauf entschieden. Das Grundstück liegt am südlichen Rand der Stadt und hat eine Größe von circa 1 350 Quadratmetern. Es ist mit einem Einfamilienhaus sowie einer Garage bebaut. Es befindet sich in einer sehr guten Wohnlage und auch im direkten Umfeld findet man Wohnbebauung überwiegend in Form von Einfamilienhäusern. Über den Allerhang genießt man einen unverbauten Blick auf die Allerniederung.“
Ein solches Bieterverfahren startet die Stadtverwaltung erstmalig. Völlig neu ist die Idee nicht. Auch Landes- und Bundesbehörden wenden diese Methode an, mit einem feinen Unterschied allerdings. „Das Land hält die Interessenten über den Höchstpreis auf dem Laufenden und gibt ihnen anschließend die Möglichkeit zum Nachbessern“, sagt Schreiber, „damit wurden sehr gute Ergebnisse erzielt.“