Lätare: Verdener Geschäfte öffnen für Störtebeker

Die Verdener Lätarespende findet jetzt nicht nur an einem Sonntag statt. Das Spektakel erscheint auch in neuem Gewand.
Verden – Das sollte sich Störtebeker in seinem Logbuch rot anstreichen: Lätare, die Spende von Brot und Heringen, sie geht in Verden wieder an einem Sonntag über die Bühne. Also, den Kurs auf Verden muss der Pirat rechtzeitig nehmen, er wird dort am 19. März auf dem Rathausplatz erwartet. Und nicht nur die Vitalienbrüder, auch einige Ehrengäste, darunter eine Professorin, und natürlich viel Publikum sollen nach Verden kommen. Dazu gibt’s einiges an Drumherum und eingekauft werden kann auch, die Geschäfte öffnen ihre Türen.
Eigentlich ist alles anders, als es über Jahrzehnte hinweg war. Und bei den Organisatoren, allen voran Verdens Tourismus-Chefin Angelika Revermann, ist die Spannung groß, wie es wohl werden wird. „Schon im vergangenen Jahr, als noch Corona herrschte, wir nach zwei Jahren endlich wieder begrenzt einladen durften, haben wir den Termin vollkommen umgestaltet. Ein kleiner Testlauf, wie es auch und noch besser funktionieren könnte.“ Trotz Absperrungen und Maskenpflicht vor einem Jahr: Die Leute kamen, der Platz und die Stadt waren voll. „Das Experiment ist gelungen, also ist der Montag gestrichen, jetzt wird traditionell am Sonntag gefeiert und gespendet.“
Geblieben als Treffpunkt ist der Rathausplatz, wo am Sonntag, 19. März, ab 13.30 Uhr, das Bühnenprogramm startet. Während Störtebeker und Co. vermutlich noch auf der Aller schippern, gibt’s Musik, singen – wechselweise – die Shantys maritime Lieder oder die Big Band des Domgymnasiums sorgt auf einer eigenen Bühne für flotte Rhythmen. „Alles etwas größer, mit mehr Platz, als wir es aus der Zeit vor Corona kennen“, so Revermann. Auf der Bühne steht ein bekanntes Gesicht: Detlef Wutschik alias Werner Momsen wird das Publikum mit flotten Sprüchen unterhalten. Die norddeutsche Quasselstrippe brilliert als echte „Kodderschnauze“, denn Herr Momsen tut und sagt, was ihm gefällt. In zwei Sprachen – Norddeutsch- und Niederdeutsch. Momsen kann naturgemäß das Maul nicht halten und es dürfte ein spannendes Duell werden, wenn ab 15.30 Uhr Puppe auf Pirat trifft. „Da wird für Spannung gesorgt sein“, freut sich Angelika Revermann.

Wortreiche Auseinandersetzung, verbale Attacken auf die Politik, Störtebeker zeigte sich in den vergangenen Jahren bestens präpariert. Für Schauspieler Bernd Maas ist es zudem ein kleines Jubiläum, schlüpft er doch bereits zum zehnten Mal in das Kostüm des Piraten. Von grauen Spuren im roten Bart hingegen nichts zu sehen, führt Maas mit gewohnt robuster Stimme seine Kumpanen auf den Rathausplatz.
Und wer sind die Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft?
Und was ist mit Ehrengästen aus Politik und Wirtschaft, an denen sich der Pirat so gerne wortreich abarbeitet? „Sind mit im Programm, die Namen haben wir auf der Liste, mehr wird aber nicht verraten“, sagt Angelika Revermann. Nur soviel: „Sie kommen aus den Reihen von Bundes- und Landesregierung, und auch von den Nachbarn aus Bremen wird jemand anreisen.“ Was sie mitbringen sollten, ist ordentlich Tatkraft, denn gegen 16 Uhr, vielleicht auch etwas später, geht es auf die Bühne. Es wird gespendet, Brot und Heringe müssen unters Volk gebracht werden.
Gastronomie auf dem Rathausplatz
Wer nicht anstehen möchre, kann sich auf den Weg durch die Innenstadt machen. „Auf dem Rathausplatz gibt’s Gastronomie, dazu Fisch und andere Spezialitäten“, so Revermann.
Geöffnet haben zudem die Geschäfte, die Kaufmannschaft nutzt den Sonntag und lädt zum Bummel ein. „Für uns geht mit der Verlegung des Events auf den Sonntag ein langgehegter Wunsch in Erfüllung“, sagt Harald Nienaber, Vorsitzender des Kaufmännischen Vereins zu Verden. „Dabei sollte es auch in Zukunft bleiben“, so seine Forderung. „Denn“, sagt Nienaber, „das Event ist ein echter Magnet, zieht viel Publikum auch aus dem Umland. Das tut der Stadt gut.“
Das große Essen für geladene Gäste: Montagstermin bleibt
Und noch etwas ist anders, als jahrelang üblich. Das große Fischessen, zu dem geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung üblicherweise unmittelbar nach der Spende in der Stadthalle Platz nahmen, findet erstmals am darauffolgenden Tag statt. Serviert werden Fischspezialitäten inklusive Reden am Montag, 20. März. Gastrednerin wird Michaela Brohm-Badry, Professorin an der Universität Trier, sein.
Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Positiv-Psychologische Forschung macht ihrem Amt alle Ehre. Sie versteht es, das Publikum auf besondere Weise zu unterhalten. Motivationsforschung ist Teil ihrer Arbeit, an Krisen zu wachsen, dabei will sie helfen. Ob Störtebeker dem gewachsen ist? Auch er wird wieder seinen wortreichen Beitrag leisten und außerdem – da bleibt es bei der alten Tradition – publikumswirksam den „Becher stürzen“.