1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Verden
  4. Verden

Ausverkauftes Auftaktkonzert der zweiten „Maiklänge“ im Domgymnasium

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Geigerin Natalie Lomeiko, Pianist Eric Le Sage, Bratschist Konstantin Sellheim und Cellist Claudio Bohórquez, begannen mit dem Klavierquartett g-moll, KV 478, von Mozart. - Foto: Haubrock-Kriedel
Geigerin Natalie Lomeiko, Pianist Eric Le Sage, Bratschist Konstantin Sellheim und Cellist Claudio Bohórquez, begannen mit dem Klavierquartett g-moll, KV 478, von Mozart. © Haubrock-Kriedel

Verden - Von Ilse Walther. Zum zweiten Mal hatte der in Verden aufgewachsene Kontrabassist Nabil Shehata gemeinsam mit dem Domgymnasium und dessen Verein für Musik und Kultur zum internationalen Kammermusikfest unter dem Motto „Maiklänge“ eingeladen. Schon die Resonanz auf das Auftaktkonzert am Freitag war groß, die Aula war bis auf den letzten Platz besetzt.

Das Publikum erlebte am Eröffnungsabend bereits eine meisterliche Gruppe. Sie begann mit dem immer wieder gerne gehörten Klavierquartett g-moll, KV 478, von Wolfgang Amadeus Mozart, geboten vom Pianisten Eric Le Sage, von der Geigerin Natalie Lomeiko, dem Bratscher Konstantin Sellheim und dem Cellisten Claudio Bohórquez, die bereits im vergangenen Jahr mit dabei waren.

Vom ersten Unisono an war der große innere Zusammenhalt zu erleben. Pianist und die drei Streicher musizierten mit wunderbar ausgewogenem Ton und feinstem Gespür für Mozarts Werk.

Wunderbar, wie sich der erste Satz auffächerte. Laufketten im Klavier wie Perlen an einer Schnur leuchteten. Besonders intensiv war der innige Beginn des Andantes im Klavier, den die Streicher ebenso sensibel aufnahmen, kantabel, auf einem Atem, leicht und wiegend bis zum subtilen Schluss.

Das duftige Thema des Rondos stellte Eric de Sage warm vor, fein figuriert nahmen die Streicher es auf, die unterschiedlichen Zwischenspiele lebten von der farbigen Vielfalt mozartischer Musik. Ein meisterlicher Auftakt des Abends.

Nabil Shehata hatte das zweite Werk, das Präludium und Scherzo g-moll op. 11 von Dmitri Schostakowitsch als „verrückt“ charakterisiert. Und das war es auch in gewisser Weise, aber so köstlich und ernsthaft, dass man sofort von dieser beeindruckenden Komposition gefesselt wurde. Hier hatten sich Boris Brovtzyn, Andreij Bielow, Natalie Lomeiko, Daishin Kashimoto, Konstantin Sellheim, Garetin Lubbe, Tim Park, Claudio Bohórquez und Nabil Shehata zu einem perfekten Streichernonett zusammen gefunden. Die Künstler hatten neben der großartigen Klangvielfalt den teilweise kecken Charakter der zwei so unterschiedlichen Sätze und ihre geradezu spitzbübische Freude an dieser Musik hervorgehoben.

Das Werk begann mit sehr ernst aufsteigenden Akkorden, als gemessenes Schreiten mit leuchtenden Soli der ersten Violine. Bewegend und zwingend waren die klagereichen, absteigenden Halbtonschritte, die Musik stieg gläsern intensiv wieder auf in großen Spannungsbögen. Es gab samten warme Cellopassagen und unheimliche Gespinste im Flageolett. Die Musik trieb mit polterndem Witz weiter; ruhige Glissandi gingen in emsiges Geschwätz über. Dann klang es wie Hummelsummen in den tiefen Streichern. Die Töne trieben weiter, schienen in einer ratternden Bahnfahrt zu enden. Es war großartig bis zum Schluss und wurde mit frenetischem Applaus belohnt.

Claudio Bohórquez und Nabil Shehata brachten nach der Pause das völlige Gegenteil des vorangegangenen Werkes, den Hymnus 2 von Alfred Schnittke für Violoncello und Kontrabass. Nun waren es geradezu sphärische Klänge, die diese großartigen Künstler darboten.

Den einfach hinreißenden Schluss dieses Konzertes bildete das berühmte Streichsextett d-moll op. 70, „Souvenir de Florence“ von Peter I. Tschaikowsky, präsentiert von Boris Brovtzyn und Andreij Bielow, Violinen, Garetin Lubbe und Konstantin Sellheim, Violen, und den beiden Cellisten Claudio Bohórquez und Tim Park. Es war ein umfangreicher musikalischer Reisebericht voller Leidenschaft. Und es war ein wahrer Rausch, wie diese sechs Herren aus den unterschiedlichsten Nationen die mitreißenden Sätze musizierten, packend, klangintensiv, vorantreibend, gefühlsreich wie tempogeladen. Die Zuhörer waren immer mehr gefesselt, eben auch, weil die Herren sich immer weiter in Trance und Begeisterung spielten. Der Beifall wollte nicht enden.

Auch interessant

Kommentare