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Mehr als 70 Bewerbungen

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Lennart Karrasch möchte endlich in seinem Beruf als Bürokaufmann arbeiten.
Lennart Karrasch möchte endlich in seinem Beruf als Bürokaufmann arbeiten. © Haubrock

Verden - Lennart Karrasch (26) hat einen großen Wunsch. Endlich möchte er in seinem erlernten Beruf als Bürokaufmann arbeiten. Vor einem Jahr hat er die Ausbildung beim Bildungswerk Bremen mit einem guten Zeugnis abgeschlossen. Mehr als 70 Bewerbungen hat er seitdem geschrieben und nur Absagen bekommen. Der junge Mann vermutet, dass seine Gehbehinderung der Grund dafür ist.

Lennart Karrasch ist von Geburt an gehbehindert. In seinem Leben musste er sich vieles schwerer erkämpfen als andere. Trotzdem war es ihm wichtig, seine Berufsausbildung mit einem guten Ergebnis abzuschließen. „Wenn ich etwas mache, dann habe ich auch einen großen Qualitätsanspruch. Das würde sich in meiner Arbeit niederschlagen, wenn ich nur arbeiten dürfte“, so Karasch.

Doch auf eine Chance, dieses zu beweisen, wartet er bisher vergeblich. Trotz seiner vielen Bewerbungen wurde er bislang lediglich zu drei Vorstellungsgesprächen eingeladen. Ausschließlich von Arbeitgebern im öffentlichen Dienst. Die seien verpflichtet, schwerbehinderte Bewerber, deren fachliche Eignung nicht offensichtlich fehlt, zum Vorstellungsgespräch einzuladen.

Die Bewerbungen in der freien Wirtschaft kamen allesamt zurück, ohne ihm die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch zu geben. Den Rekord hält eine Zeitarbeitsfirma, die seine Unterlagen bereits nach einem Tag zurückgeschickt hatte.

Zwar ist Lennart Karrasch zu 90 Prozent schwerbehindert, mit seinem Rollator ist er dennoch mobil, und in geschlossenen Räumen kommt er ohne Gehhilfe zurecht. „Ich habe die Ausbildung in einem Großraumbüro gemacht, das hat gut geklappt. Ich habe dort auch Akten transportiert“, erzählt er.

Karrasch vermutet, dass neben seiner Behinderung auch Vorurteile gegenüber seiner Ausbildungsstätte ein Rolle spielen könnten. „Die Ausbildung beim Bildungswerk Bremen ist aber absolut gleichwertig. Ich habe genau die gleiche Prüfung geschrieben wie die anderen Prüflinge und ein ganz normales Zeugnis von der Industrie- und Handelskammer erhalten“, betont der 26-Jährige.

Am liebsten würde Lennart Karrasch in der Verwaltung im öffentlichen Dienst oder in einem Betrieb arbeiten, der Menschen unterstützt. „Ich habe einen hilfsbereiten Charakter, daher könnte ich mir auch gut vorstellen bei der Caritas oder der Lebenshilfe zu arbeiten.“ Bei der Lebenshilfe hat er sich sogar schon beworben, doch selbst hier wollte man ihn nicht einmal kennenlernen.

Der Verdener würde sich natürlich freuen, wenn er eine Arbeitsstelle in seiner Heimatstadt finden würde. „Ich bin aber auch bereit, eine Stelle im Landkreis Verden oder in Bremen anzunehmen“, betont der junge Mann. Um zu zeigen, dass er dem Berufsalltag gewachsen ist, würde er auch zur Probe arbeiten. Neuem gegenüber ist er aufgeschlossen. „Ich bin wissbegierig und arbeite mich gern in neue Themen ein“, versichert er. Wer für Lennart Karrasch eine Stelle hat, kann sich gern bei ihm melden: Telefon 04231/ 8707889, E-Mail lennart_karrasch@yahoo.de.

ahk

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