Ex-Werder-Profi Frank Rost will Pferdezüchter-Präsident werden

Er hütete schon das Tor des SV Werder Bremen: Jetzt kandidiert der Ex-Fußballprofi Frank Rost für das Amt des Präsidenten des Hannoveraner Verbandes. Der will sich am Montag, 24. August neu aufstellen. Der Verband will transparenter werden und endlich seine düstere Vergangenheit hinter sich lassen.
Verden – „Hallo, mein Name ist Frank Rost.“ Mit einem freundlichen Lächeln stellt sich der Ex-Fußballprofi per Video vor. Dass er neben einem Reitstall steht, deutet schon an: Hier geht es nicht um die frühere Profession des gebürtigen Chemnitzers. Und dann lässt der 47-Jährige auch schon verlauten, was sein Ziel ist: Er möchte Präsident des Hannoveraner Verbandes werden.
Der 1922 gegründete Züchterverband will sich neu aufstellen, personell und strukturell. Am Montag, 24. August, kommen dazu die Delegierten in Verden zusammen. Sie sollen dann unter anderem über die Besetzung der Gremien befinden, die nach der im Februar beschlossenen Strukturreform künftig die Geschicke des Verbandes leiten: ein sechsköpfiges Präsidium, dazu ein fünfköpfiger Aufsichtsrat.
Hannoverander Verband: Antrag auf Nichtentlassung des Vorstandes liegt vor
Für Hartmut Wilking endet dann seine Mitwirkung im geschäftsführenden Vorstand. Dieses Gremium wird vom Präsidium abgelöst. Durch die Umbenennung werde der nach wie vor ehrenamtliche Charakter der Tätigkeit zum Ausdruck gebracht, heißt es dazu in der Verbandszeitung „Der Hannoveraner“.
Fall des Hengstes Dario: Hannoveraner Verband muss mehr als 100.000 Euro zahlen
Bevor Wilking aber seinen Hut nehmen darf, steht ihm am Montag eine lange – und in Teilen wohl auch unbequeme – Versammlung bevor. So liegt der Antrag eines Mitgliedes auf Nichtentlastung des Vorstandes und der Geschäftsführung für 2019 vor. Grund ist eine Aussage des mittlerweile zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Hans-Henning von der Decken. Danach habe es kein wirtschaftliches Risiko und damit auch keine Rückstellungen im Fall des Hengstes Dario gegeben. Seine Käuferin hatte ihn reklamiert. Inzwischen liegt ein Urteil aus Dänemark vor, wonach der Verband ihr mehr als 100. 000 Euro zu zahlen hat. Auch wenn der Antrag auf einer Äußerung von der Deckens fußt: „Bei den alten Sachen war ich mit dabei. Da kann ich mich jetzt nicht drücken“, ist Wilking gewillt, Rede und Antwort zu stehen.

Spannend werden dann die Wahlen, die Wilking erst für den frühen Montagabend erwartet. Seit gestern Nachmittag listet der Verband vier Kandidaten für das Amt des Präsidenten auf. Neu hinzugekommen ist Mathias Schulze (47), der in Hankensbüttel im Nebenerwerb eine Pferdevollpension betreibt und fünf Zuchtstuten unterhält.
Als Fußballprofi bekannt: Frank Rost hütete schon das Tor von Werder Bremen
Stand 14. August, kandidierten drei Männer als Präsidenten: der Braunschweiger Christoph Kröckel, Dr. Hinni Lührs-Behnke aus Verden sowie Frank Rost aus Rotenburg. Letzterer ist eher bekannt als Fußballprofi. So hütete Rost unter anderem das Tor des SV Werder Bremen und des HSV.
Auf der Internetseite des Verbandes stellen sich die drei Kandidaten mittels kurzer Videos vor. Medien-Profi Rost reichte dafür ein selbst produziertes Interview ein, aufgenommen am Reitstall. Seine Mitbewerber begnügen sich mit Aufnahmen vor einer Büroschrankwand.
Neuwahlen beim Hannoveraner Verband: Kandidaten plädieren für mehr Transparenz
Alle drei sind Ende 40, könnten also dem Präsidium die maximale Zeit von 15 Jahren, davon höchstens zehn als Präsident, angehören. Alle drei nehmen die vergangenen, nicht einfachen Monate mit ihren Querelen zum Anlass für die Kandidatur und bekunden ihre Absicht, wieder Ruhe im Verband einkehren zu lassen. Alle drei betonen, wie wichtig ihnen dabei die Einbeziehung der Basis ist, Stichwort Transparenz.
Kandidaten für das Präsidium haben unterschiedliche Werdegänge
Unterschiedlich sind die Werdegänge der drei. Pferdewirtschaftsmeister Christopher Kröckel (48) führt den Hof der Familie in elfter Generation. Als Züchter gehört er dem Gesamtvorstand des Hannoveraner Verbands seit eineinhalb Jahren an.
Auch Hinni Lührs-Behnke aus Verden-Borstel, Doktor der Agrarwissenschaften, ist Spross einer alteingesessenen Züchterfamilie. Gemeinsam mit fünf anderen Hannoveraner Züchtern gehörte der 47-Jährige der Kommission an, die Elemente der Strukturreform erarbeitet und zur Diskussion gestellt hat.
Ex-Fußballprofi Frank Rost als Neueinsteiger: „Vorurteilsfrei und unabhängig“
Vor diesem Hintergrund darf Frank Rost als Neueinsteiger bezeichnet werden. Laut Wikipedia-Eintrag widmet er sich seit 2014 hauptsächlich der Pferdezucht. Ein Umstand, den der 47-Jährige im Video für sich zu nutzen weiß. Seine Botschaft: „Ich kandidiere für dieses Amt, weil ich absolut unabhängig und vorurteilsfrei an diese Sache herangehen kann.“
Bis Anfang der vergangenen Woche stand auch der Verdener Springpferd-Experte Heinz Meyer noch auf der Kandidatenliste, zog dann aber überraschend zurück. Obwohl Meyer gegenüber dem Wahlvorstand keine Gründe dafür angegeben hatte, sah sich der stellvertretende Verbandsvorsitzende Hartmut Wilking zu einer Stellungnahme veranlasst.
Vierter Kandidat tritt zurück: Per privater Videos auf Webseite diffamiert
Er sei entrüstet gewesen, als er die Hintergründe für die Entscheidung erfahren habe, ist auf der Internet-Seite des Verbandes nachzulesen. „Anscheinend wurde gezielt unter Verwendung von Videos aus dem Privatbereich von Herrn Meyer und ergänzt mit Textbotschaften der Versuch unternommen, den Kandidaten zu diffamieren. Das Verbreiten solcher Absichten empfinde ich als beschämend und zugleich unverzeihlich“, teilt Wilking mit und entschuldigt sich im Namen des Verbandes für den Vorfall.