Wilhelm Hogrefe aus Luttum: Ehrung eines überzeugten Europäers

Wilhelm Hogrefe wurde am Freitag für ein ganz besonderes Jubiläum geehrt. Der Christdemokrat aus Luttum ist seit 50 Jahren Mitglied des Kreistags in Verden.
Verden – Sich politisch engagieren zu wollen, das ist das eine. Das andere ist, den Wähler davon zu überzeugen, dafür auch geeignet zu sein. Wilhelm Hogrefe gelang dies bisher elf Mal. Und so wurde der Christdemokrat aus Luttum am Freitagnachmittag vom Kreistag für sein 50-jähriges Jubiläum in eben diesem Gremium geehrt. Als erster Abgeordneter im Landkreis Verden.
„Nicht nur selten, sondern einmalig“ sei dies, so Landrat Peter Bohlmann in seiner Laudatio. Sechs Jahre lang saßen sich die beiden Männer als Fraktionsvorsitzende gegenüber, der eine für die SPD, der andere für die CDU. Jetzt dankte der Jüngere dem Älteren für die gute Zusammenarbeit nicht nur in diesem Zeitraum und freute sich auf deren Fortsetzung.
Stets nach dem Wahlsprcuh gehandelt
„Fest in der Sache, milde in der Art“, zitierte der Landrat Hogrefes Wahlspruch, nachdem dieser stets handele und gehandelt habe. Ob in der Schulpolitik, in die er seine Erfahrungen als Lehrer einbrachte, in Fragen der Kreisfinanzen, die er zwischen 1994 und 2013 auch als Landtagsabgeordneter im Blick hatte oder seinerzeit bei der Entwicklung der Fischerhuder Wümmenniederung zu einem Schutzgebiet. Hier habe Hogrefe, der Agrar-Ingenieur, „nur Gewinner hinterlassen: die Landwirte, die Natur und den Landkreis“, stellte Bohlmann fest.
„Lieber Wilhelm“, diese Anrede war gestern nicht allein aus dem Munde Bohlmanns und Hogrefes Fraktionskollegen Reiner Sterna zu hören, Auch Heiko Oetjen, Fraktionsvorsitzender der SPD, und Karin Labinsky-Meyer von den Grünen betonten mit dieser Art der Ansprache das gute Verhältnis zu Hogrefe, über Parteigrenzen hinweg, und sie zollten ihm gleichzeitig großen Respekt. Oder wie sollte es sonst interpretiert werden, wenn eine Grüne einen Christdemokraten einen „Klimaschützer der ersten Stunde“ nennt?
Keine guten Erinnerungen an Sitzungen vor mehr als 20 Jahren
Der freundliche Ton im Kreistag, auch bei Meinungsverschiedenheiten, er war nicht immer selbstverständlich, erinnerte sich Wilhelm Hogrefe noch gut. „Drei Jahrzehnte mit Zank und Streit“ habe er erlebt, mit „Leuten, die sich produzieren wollten“. Dass er einst nach einer Rede im Kreistag Kritik in Form einer Zitrone erntete, verwundert bei diesem politischen Stil nicht.
Als „23-jähriger, junger Heißsporn“ sei Wilhelm Hogrefe vor 50 Jahren als Kreistagsabgeordneter gestartet, so Heiko Oetjen. „Wenn’s um deine Themen geht, bist du immer noch ein Heißsporn“, fügte er hinzu.
Was den Jubilar besonders umtreibt, hatte zuvor schon Landrat Bohlmann aufgezählt: Umwelt-, Natur- und Klimaschutz und Europa. Es sei Hogrefes Großvater gewesen, der das Interesse an der Politik einst geweckt habe, wusste Bohlmann zu berichten. Dessen Kriegserfahrungen hätten auch aus dem Enkel einen überzeugten Europäer gemacht.
Hogrefe bestätigte dies mit der Ankündigung „Mein Einsatz für Europa wird sich noch verstärken.“ Mehr wollte der umtriebige Kommunalpolitiker nicht verraten. Nur so viel: Sein Jubiläum sei „kein Abschied, sondern ein Weitermachen – und auch ein Neubeginn“.
Erste Kreisrätin Regina Tryta wiedergewählt

Die Ehrung Hogrefes war übrigens nicht die einzige Personalie. Es stand zudem die Besetzung der Stelle der Ersten Kreisrätin auf der Tagesordnung. „Ich glaube, wir haben eine Spitzenkandidatin gefunden“, sagte Tim Austermann, der die Sitzung gestern leitete. Dieser Meinung war auch der Kreistag, der Regina Tryta einstimmig wiederwählte.