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Netzwerk im Landkreis Verden stellt digitale Trauerbegleiter vor

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Von: Christel Niemann

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Drei Frauen stehen vor einer Wand mit einem Bild.
Eine App wie Grievy hätte sich Nele Stadtbäumer (Mitte) – hier mit Claudia Flasinski (re.) und Ulrike Weber (li.) vom Netzwerk Trauerbegleitung - schon früher gewünscht. Ihre Motivation zur Gründung wurzelte in der Trauer um ihren plötzlich verstorbenen Vater. © Niemann

Das Netzwerk für Trauerbegleitung im Landkreis Verden will bei der Trauerbewältigung helfen. Es führt Menschen zusammen, die sich haupt- oder ehrenamtlich engagieren und bündelt deren Unterstützungsangebote. In Kooperation mit „Abschied Bestattungen“ werden auch digitale Wege der Trauerbegleitung vorgestellt und diskutiert. Dazu gehört die App Grievy.

Landkreis – Was tut Trauernden gut? Wie können sie unterstützt werden und was hilft ihnen in ihrer Trauerbewältigung weiter? Fragen, denen sich im Landkreis Verden das Netzwerk für Trauerbegleitung widmet, das sich vor drei Jahren gegründet hat. Die Idee dahinter: Das Netzwerk führt landkreisweit Menschen zusammen, die sich haupt- oder ehrenamtlich engagieren und bündelt deren unterschiedlichen Unterstützungsangebote, die vom Gruppenangebot bis zur Einzelbegleitung von trauernden Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Menschen mit Einschränkungen reichen. Jetzt fanden unter Federführung von Claudia Flasinski und Ulrike Weber weitere Treffen der Netzwerker statt, wobei in Kooperation mit „Abschied Bestattungen“ digitale Wege der Trauerbegleitung vorgestellt und diskutiert wurden.

Tod und Trauer sind zwar Themen, mit denen jeder Mensch in seinem Leben unmittelbar einmal in Kontakt kommt, doch über die die wenigsten, offen zu sprechen, in der Lage sind. Nele Stadtbäumer etwa möchte das mit ihrem Startup Grievy ändern und mit der gleichnamigen App neue Wege der Trauerbegleitung ermöglichen. Die 27-jährige Psychologin aus Aachen hat den ersten digitalen Trauerbegleiter als modern gestaltete App realisiert, die auf der kognitiven Verhaltenstherapie basiert.

„Grievy – die App wird seit Dezember 2021 auch aus Mitteln des NRW-Gründerstipendiums finanziert und ist jetzt seit vier Monaten online und wird zurzeit von rund 200 Menschen genutzt“, berichtet sie.

Nach der Zielgruppe für die Inanspruchnahme des digitalen Trauerbegleiters befragt, nennt Stadtbäumer primär trauernde Menschen im Alter von 16 bis 35 Jahren, da diese medienaffiner als ältere Jahrgänge seien. Sie wisse allerdings auch von einer über 80-jährigen Dame, die die App genutzt habe.

Und was bietet Grievy? „Zurzeit über 150 interaktive Themenkurse in sechs Bereichen, die anregen, sich mit der eigenen Trauer auseinanderzusetzen.“ Wobei konkrete Übungen zum jeweiligen Thema die Trauernden ermutigen sollen, ihr Denken und Verhalten zu ändern. „Die App kann und soll keine Eins-zu-eins-Trauerbegleitung durch Experten ersetzen. Aber sie kann entweder eine Begleitung unterstützen oder selbstständig angewandt werden“, meint Stadtbäumer.

„Der Tod wird zwar immer analog bleiben, aber man kann auch digital damit umgehen“ fügt sie hinzu. Die Smartphone-App senke die Hemmschwelle, sich mit der eigenen Trauer zu beschäftigen, zeige den Nutzern Verhaltens- und Gedankenmuster auf, die sich langfristig negativ auf den Trauerprozess auswirken könnten, und gebe konkrete Hilfestellungen oder verweise auf Hilfsangebote.

Über ein weiteres digital fundiertes Trauerangebot informierte Hendrik Lind aus Tostedt, der mit seiner Frau das Startup-Unternehmen „TrostHelden“ gegründet hat. Bei trosthelden.de können sich Betroffene über unterschiedlichste Themen ohne Scheu im geschützten Raum auf Augenhöhe austauschen, da die Online-Vermittlung gezielt Trauernde zusammenführt, die aufgrund ihrer Schicksale und Erlebnisse zueinander passen. An dieser Stelle weisen Flasinski und Weberauch auf das relativ neue Angebot einer Trauergruppe für Hinterbliebene von Suizidopfern hin, die sich jeweils am dritten Donnerstag im Monat von 19.30 bis 21 Uhr im Begegnungszentrum St. Nikolai in Verden trifft.

„Durch unsere langjährige Arbeit mit Trauernden wissen wir um die widersprüchlichen Gefühle, die die Hinterbliebenen plagen. Die Frage nach dem Warum stehe immer im Raum. Auch Äußerungen aus dem Umfeld wirkten sich teils sehr belastend auf Hinterbliebene aus.

Kontakt über Trauerinsel Verden unter Telefon: 04230/942588, E-Mail trauerinsel-verden@gmx.de oder über die Homepage www.trauerinsel-verden.de.  

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