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Warnstreik im Landkreis Verden: Bei Allerbus stehen die Räder still

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Von: Ronald Klee

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Ein Bus hält auf dem Busbahnhof an einer Haltestelle. Auf der Bank warten Leute.
Bei Allerbus könnten wegen des Warnstreiks einige Fahrten ausfallen. © Kracke

Verden – „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“ Dieser starke Arm der abhängig arbeitenden Menschen soll Donnerstag im Landkreis spürbar werden, wenn die Fahrer von Allerbus den Ausstand proben. Mit Beschluss vom Montagnachmittag hat ver.di die Beschäftigten der niedersächsischen Verkehrsbetriebe zum Warnstreik aufgerufen. Die Mitarbeiter der Verdener Verkehrsbetriebe (VVG) und Mitglieder der Tarifkommission des Arbeitgeberverbands Nahverkehr (AVN), Peter Klein und Oliver Ebert, erwarten, dass die Allerbus-Fahrzeuge am Donnerstag im Depot in Verden bleiben. Das kann dann auch erhebliche Auswirkungen auf den Berufs- und Schulbusverkehr haben.

Ob weitere Unternehmen betroffen sind, konnten die beiden Sprecher der Allerbus-Belegschaft nicht sagen. Aber laut Tobias Morchner, dem Sprecher des ver.di Landesbezirks Niedersachsen Bremen wird der öffentliche Nahverkehr in weiten Teilen Niedersachsens betroffen sein. In der Region nennt Morchner neben Verden ausdrücklich auch Hoya und Zeven.

Gerade die Beschäftigten der niedersächsischen Verkehrsbetriebe benötigten eine deutliche Verbesserung ihrer Einkommen, weil sie keine „wettbewerbsfähigen Löhne“ erhalten, erklärt der Sprecher in der Presseerklärung vom Montagnachmittag. Das Angebot der Arbeitgeber jedenfalls, ein Plus von 6,5 Prozent, reiche nicht aus.

Genauso stellen Peter Klein und Oliver Ebert die Lage ihrer Kolleginnen und Kollegen in einem offenen Brief dar, den sie man die Gesellschafter von Allerbus, die beiden Landkreise Verden und Heidekreis, die Stadt Verden und die Gemeinde Kirchlinteln geschickt haben.

„Viele warten nur noch auf die Ergebnisse dieser Tarif- Verhandlungen und werden sich bei einem, erneuten schlechten Ergebnis von Ihrem Job als Busfahrer verabschieden!! Dieses würde katastrophale Auswirkungen für den ÖPNV nach sich ziehen!“ Der Kommentar von Klein und Ebert malt eine düstere Zukunftsvision. Der Markt an Fachkräften, die für die Personenbeförderung am Steuer von Bussen zur Verfügung stehen, ist ohnehin leer gefegt. Eltern und Schüler im Nordkreis können ein Lied davon singen, was es bedeutet, wenn der Fahrplan des Schulbusses mehr ein vages Versprechen als eine verlässliche Ankündigung ist. Die anhaltenden Personalengpässe bei Weser-Ems-Bus waren nach Darstellung des Landkreises die Ursache.

Nicht umsonst ist das Szenario im offenen Brief die Drohung, dass noch mehr dieser Fachkräfte sich aus dem Job oder aus dem Bundesland verabschieden.

An die Vertreter der Gesellschafter, die Landräte der beiden Kreise Verden und Heidekreis, Peter Bohlmann und Jens Grote, und an den Bürgermeister der besonders betroffenen Gemeinde Kirchlinteln, Arne Jacobs, hatten Klein und Ebert ihr öffentliches Schreiben geschickt und erklärt: „Unseren Job möchte für das Gehalt von 14,37 Euro im Einstieg keiner mehr machen. Hier muss deutlich nachgebessert werden. Warum sollen wir hier in Niedersachsen als Busfahrer/innen nicht die gleiche Wertschätzung erfahren, wie unsere Kolleginnen und Kollegen in Sachsen-Anhalt im AVN.

In Sachsen-Anhalt gibt es einen aktuellen AVN-Tarifabschluss, wo unsere Kollege/innen 17,45 Euro im Einstieg verdienen!“

Die beiden Allerbus-Mitarbeiter und Tarifkommissionsmitglieder schließen ihr Schreiben an die Gesellschafter mit dem Hinweis „Wir hoffen auf Ihre Unterstützung und damit verbundene Wertschätzung“.

„Das jetzt vorgelegte Angebot des AVN Niedersachsen wird von den Beschäftigten als Schlag in die Magengrube verstanden und als Aufforderung, sich einen anderen Job zu suchen“, schlägt Gewerkschaftssekretär Marian Drews in dieselbe Kerbe. ver.di fordert 3,50 Euro mehr Stundenlohn um die Lücke zu den Tarifen in Hamburg und Sachsen-Anhalt zu schließen.

Im Firmensitz an der Moorstraße in Verden, ist die Geschäftsleitung auf den Streik eingestellt. Wirksame Abwehrmaßnahmen als Arbeitgeber hat Geschäftsführer Henning Rohde beziehungsweise Nils Wolter-von Deylen in dessen Abwesenheit nicht eingeleitet. Das bestätigte der Allerbus-Mitarbeiter am Dienstag. So kann sich erst am Morgen zeigen, wie groß die Streikdisziplin ist und wieviele Räder am Donnerstag stillstehen. Gewerkschaftsvertreter Volker Selent zeigte sich im Voraus sehr zuversichtlich. Sichtbar soll der Streik und die Solidarität der Streikenden vor allem am Tor des Allerbus-Betriebsgeländes werden, kündigte Selent an. Auch an der Kreisgrenze in Richtung Hoya könnte einiges nicht rund laufen. „Die Verkehrsgesellschaft wird auch bestreikt.“

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