„VERbündet“: Werden weiterhin Signale setzen

Am Tag nach Demo und Gegendemo in Verden planen beide Seiten die Zukunft. Festgelegt haben sich die „Spaziergänger“, während die Initiative „VERbündet gegen Rechts“ variabel vorgehen will.
Verden – Als alle Meinungen ausgetauscht waren, am frühen Abend, und sie nach Hause trotteten, sowohl „Spaziergänger“ als auch die Teilnehmer der Gegendemo, spätestens da tauchte sie auf, die Frage nach der Zukunft. Wird jetzt zu jedem Wochenbeginn die geballte Kraft von Impfkritikern und von Befürwortern, wird sie irgendwo in der Verdener Innenstadt und irgendwo an deren Rande Position beziehen?
Werden die Menschenmassen an einer neuralgischen Stelle wie dem Lugenstein ihre Meinung über den jeweils anderen austauschen, so wie am zurückliegenden Montag (wir berichteten)? Eine erste Tendenz ist erkennbar: Sie werden es nicht.
Holger Neumann hat sich bereits festgelegt. Der Holtumer war derjenige, der die zurückliegende Demo der Impfgegner beantragt hatte. „Ich hab das erstmal übernommen, wir wechseln uns ab“, sagt er auf Nachfrage. Für den kommenden Wochenstart werde er es sein, sagt er, der die Demo beantrage. Veranstalter sei die Organisation „Verdener Lichterspaziergang“, eine Homepage befinde sich im Aufbau.
Zurückhaltender reagiert die Initiative „VERbündet gegen Rechts“. „Wir haben für Mittwoch eine Sitzung anberaumt, in der wir die zurückliegende Veranstaltung analysieren und die weitere Vorgehensweise beraten“, sagt Organisatorin Eva Hibbeler. Sie gehe von rund 600 Teilnehmern aus, die dem Aufruf gefolgt waren, und das werte sie als großen Erfolg angesichts der nur kurzen Vorbereitung von einer Woche, aber die Frage sei eben, ob man jedes Mal mit Menschenmasse auf Menschenmasse reagieren müsse. „Wir leben immerhin in der Pandemie, ich kann sogar viele verstehen, die aufgrund der Infektionslage der Kundgebung ferngeblieben sind, obwohl sie, wie sie sagten, es eigentlich für wichtig gehalten hätten, ebenfalls teilzunehmen.“ Deshalb kämen als Reaktion auf kommende „Spaziergänge“ auch kleinteiligere Variationen in Betracht. „Vielleicht ist es besser, mit 50 Menschen Stellung zu beziehen. Vielleicht auch besondere Aktionen zu planen wie jene Innenstadt, in der bei einem der Spaziergänge das Licht komplett abgeschaltet war.“
Ähnlich die Meinung Rudi Klemms vom Wabe-Netzwerk. „Der berührendste Moment war für mich die Frau, die mich ansprach; sie sei in der Vorwoche eine der wenigen gewesen, die Gegenposition zu den Spaziergängern bezogen habe, sie sei glücklich über die vielen Menschen, die jetzt dem Aufruf gefolgt waren.“ Das heiße aber nicht, es liefen schon jetzt die Vorbereitungen für eine nächste Massenveranstaltung. „Wir lassen uns nicht von rechten Querdenkern, Antisemiten und Anhängern der Verschwörungsmythen durch die Stadt treiben. Wir lassen uns nicht auf die Strategie der Eskalation ein.“ Die Infektionslage wolle man im Auge behalten, vielleicht abwarten, bis die Inzidenzen spürbar gefallen seien. „Auch auf die Lage der Polizei werden wir reagieren. Dort sind die Kapazitäten nicht unbegrenzt verfügbar.“ Andererseits sei es wichtig, weiterhin „Signale zu setzten“.
Versöhnliche Töne schlägt Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann an. Er sei beeindruckt und ihn freue die hohe Zahl der Menschen, die dem Aufruf von „VERbündet gegen Rechts“ gefolgt seien. „Alle Generationen waren darunter, eine große bunte Gruppe.“ Er werte dies als klares Signal, als Zeichen von Solidarität in der Pandemie. Gleichzeitig sei ihm wichtig, das Gespräch mit tatsächlichen Impfskeptikern nicht abreißen zu lassen. „Die Angst vor dem Impfen darf nicht dazu führen, mit Nazis spazieren zu gehen.“