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Bischof Sigismunds letzte Ruhestätte im Verdener Dom

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Seine letzte Ruhestätte fand Bischof Sigismund im Verdener Dom.
Seine letzte Ruhestätte fand Bischof Sigismund im Verdener Dom. © Wienken

Er hatte einen berühmten Vater, aber Fürstbischof Philipp Sigismund sollte Zeit seines kirchlichen Amtes auch selbst maßgebliche Entscheidungen treffen. Seine letzte Ruhestätte fand er im Verdener Dom. Der Todestag des protestantischen Bischofs jährt sich am 19. März zu 400. Mal.

Verden – Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel war als zweiter Sohn seiner Eltern im Rahmen der Primogenitur nicht erbberechtigt, wurde deshalb auf eine kirchliche Laufbahn orientiert und fungierte dann über Jahrzehnte als protestantischer Fürstbischof von Verden und Osnabrück. Er hatte seine Residenzen in Iburg und Rotenburg an der Wümme, sorgte für weitere einträgliche Ämter, eine neue lutherische Kirchenordnung sowie die Gründung des protestantischen Ratsgymnasiums in Osnabrück und förderte über verschiedene Maßnahmen den Handel in seinen Territorien. Damit erreichte er über seinen Tod vor 400 Jahren hinaus bis in die Gegenwart eine längere Nachwirkung. So gibt es aktuelle Schriften, die sich mit seinem Leben, Wirken und seiner Bedeutung beschäftigen, die allerdings nicht an die seines berühmten Vaters heranreicht.

Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde am 1. Juli 1568 auf Schloss Hessen geboren. Sein Vater war Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, der mit zahlreichen Leistungen in die Geschichte einging und bis heute nachwirkt. Dieser Fürst führte die Reformation ein, entwickelte einen modernen Zentralstaat, förderte mit Orientierung am Merkantilismus die Wirtschaft, gründete die Landesuniversität in Helmstedt, legte eine berühmte Büchersammlung an und betrieb, im Unterschied zu seinem Vater, eine konsequente Friedenspolitik. Dazu erreichte er durch Erbschaften die Vergrößerung seines Landes.

Dieser ungewöhnliche Vater prägte auch seine Kinder. Sohn Philipp Sigismund bekam eine standesgemäße Erziehung, wurde im Sinne des Protestantismus erzogen und frühzeitig auf ein hohes Kirchenamt vorbereitet. Er war zuerst für das Bistum Minden vorgesehen, wurde aber dann 1586 in der Nachfolge des Bischofs Eberhard Holle Bischof in Verden.

Der Papst ignorierte den Protestanten

Doch als Protestant hatte er auch lange nach der Reformation einige Hürden zu überstehen. Die Belehnung durch den katholischen Kaiser aus dem Hause Habsburg kam erst Jahre später. Der Papst ignorierte den Protestanten gänzlich. Trotzdem übernahm der Welfe das Amt in Verden. 1591 versorgte die Verwandtschaft ihn zusätzlich mit dem Amt des Fürstbischofs von Osnabrück. Dabei blieb es nicht. Wie schon bei den katholischen Fürsten bisher üblich, versorgten sich auch die protestantischen Fürsten mit kirchlichen Pfründen. Doppelbischof Philipp Sigismund bekam weiterhin die Domherrnwürde in Bremen und Magdeburg und fungierte ab 1598 als Dompropst in Halberstadt. Dazu gesellten sich bei der Auflösung der Grafschaft Hoya drei zusätzliche Versorgungsämter. Diese fürstliche Versorgungspraxis wurde ungeachtet der Reformation auch von den protestantischen Fürstenhäusern praktiziert.

Der solchermaßen mit einträglichen Ämtern versorgte Bischof Philipp Sigismund residierte abwechselnd in den Schlössern in Iburg und Rotenburg, wo er die vormalige Burg in ein repräsentatives Renaissanceschloss umwandeln ließ und für eine Schlossmühle sowie ein neues Jagdschlösschen sorgte.

Der lutherisch orientierte Bischof duldete die konfessionell gemischten Gegebenheiten in seinen Territorien und vermied so weitere Glaubenskonflikte. Dafür engagierte er sich nach dem Vorbild seines Vaters stark in der Wirtschaft, um die Kassen zu füllen. Dazu gesellte sich eine Reform des Münzwesens. Mit seiner Politik trug er über Jahrzehnte zur Wahrung des konfessionellen und politischen Gleichgewichts bei, das im Gefolge der Reformation in Nordwestdeutschland entstanden war. Dabei handelte er machtbewusst im Zusammenspiel mit den anderen Welfenfürsten der Verwandtschaft. Darüber starb der doppelte Fürstbischof am 19. März 1623. Da hatte der Dreißigjährige Krieg gerade begonnen, der ganz Deutschland zum Schlachtfeld Europas werden ließ. 1626 zerstörten die Truppen des katholischen Heerführers Johann Tserclaes Tilly auch das neue Renaissanceschloss in Rotenburg.

Philipp Sigismund fand seine letzte Ruhe im Dom zu Verden. Sein Sarkophag befindet sich seit der Renovierung von 1830 unter der westlichen Empore des südlichen Seitenschiffs. Seine Nachfolger in Verden und Osnabrück wurden als Bischöfe Friedrich III. von Dänemark und Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen.

Weiterführende Literatur ist an folgender Stelle zu finden: Klaus Niehr: Neue Quellen zum Grabmal Bischof Philipp Sigismunds im Verdener Dom. In: Kunstchronik. 65 . 2012 . Seiten 320-324 // Osnabrücker Mitteilungen. 78. 1971. Seiten 81-94.

Von Martin Stolzenau

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