1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Verden
  4. Verden

Parkhaus an Brückstraße: Abriss eines Verdener Dauerproblems

Erstellt:

Von: Heinrich Kracke

Kommentare

Ende eines Dauerproblems: Das Parkhaus an der Brückstraße soll in gut anderthalb Jahren abgerissen werden.
Ende eines Dauerproblems: Das Parkhaus an der Brückstraße soll in gut anderthalb Jahren abgerissen werden. © Kracke

Die Sanierung wird von der Stadtverwaltung als „unwirtschaftlich“ eingestuft. Ob wirklich ein neues Parkhaus errichtet wird, ist noch offen.

Verden – Jetzt also doch. Das Parkhaus an der Brückstraße soll abgerissen werden. Eine Sanierung käme zu teuer, heißt es aus dem Rathaus. Sogar einen Zeitplan hat die Verwaltung schon vorgelegt. Demzufolge rücken die Bagger Ende nächsten Jahres an. Völlig ungelegen kommt der sogenannte Rückbau nicht. Zunächst könne die Fläche beim Neubau der Südbrücke als verkehrliche Anbindung für eine Ersatzbrücke zur Verfügung gestellt werden, anschließend könne der Engpass an der Einmündung der Brückenstraße auf die Untere Straße behoben werden. Die Politik will sich bereits am morgigen Donnerstag mit den Plänen beschäftigen.

Die Stadtverwaltung verweist auf Untersuchungen des Oldenburger Ingenieurbüros Bauplanung Nord, die wie berichtet wenig beruhigend ausfallen. Die Standsicherheit und Dauerhaftigkeit der jeweiligen Bauteile sei erheblich beeinträchtigt und die Sicherheit des Bauwerkes nur noch für die nächsten zwei bis drei Jahre gewährleistet. Und als dann weitere belastbare Zahlen auf den Tisch kamen, war es bis zum abschließenden Urteil nicht mehr weit. Für die Sanierung seien Grobkosten in Höhe von sage und schreibe 2,3 Millionen Euro ermittelt. Und auch danach könne nicht von einer Dauerlösung ausgegangen werden. Das Ingenieurbüro ermittelte eine verbleibende Nutzung von 15 bis 20 Jahren. Anschließend käme eine nächste Sanierung auf die Stadt zu. In der Tischvorlage spricht die Verwaltung Klartext: Unwirtschaftlich. Zudem betrachten die Verantwortlichen ein Nachdenken über weitere Baumaßnahmen in dem Gebäude auch wegen der engen Parkplatzsituation als wenig zielführend.

Erste Entscheidungen nicht nur über Wohl und Wehe der mehrgeschossigen Einstellhalle, sondern auch über Nachfolgemodelle könnten schon am Donnerstag fallen. Die Verwaltung schlägt vor, Möglichkeiten für Ersatzparkplätze und alternative Mobilitätsangebote zu erarbeiten. Von einem möglichen Neubau eines Parkhauses an derselben Stelle ist indes zumindest in den Rathaus-Ausführungen nicht mehr unbedingt die Rede. Über die Entwicklung des verbleibenden städtischen Grundstücks könne man sich zwar zu gegebener Zeit Gedanken machen und die planungsrechtlichen Voraussetzungen schaffen, heißt es, aber an einem Vorschlag fehlt es nicht: „Nach Abschluss aller Bauarbeiten kann und sollte auf dem verbleibenden Grundstück ein mehrgeschossiger Neubau erfolgen.“

Aktuell drängt die Zeit allerdings. An der Außenfassade sind schon Abplatzungen mit freiliegenden Bewehrungsmatten vorhanden. Teilweise löst sich die Bewehrung schon ab. Die Schäden insbesondere an den Unterzügen, Wänden, Stützen und der Rampen lassen auf eine Nutzungsdauer bis etwa Ende 2024 schließen, heißt es. Danach würden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Aus Vorsorge- und Sicherheitsgründen wird für die Fassade bereits ein regelmäßiges Monitoring durchgeführt, dies wird auf den Innenbereich erweitert.

Das Problem indes: Das Gebäude ist noch gar nicht so alt. Ende der 70er-Jahre war es errichtet. Die ursprüngliche Nutzungsdauer war bis ins Jahr 2083 kalkuliert. Jetzt ist 60 Jahre früher Schluss, mit jedoch finanziellen Konsequenzen. Vor zwei Jahren war der Restwert noch mit rund 580 000 Euro angegeben, jetzt liegt er bei Null. Der Buchwert des Gebäudes wurde bereits im Jahresabschluss 2021 außerordentlich abgeschrieben, heißt es in der Tischvorlage. Eine Summe ähnlichen Ausmaßes kündigt sich bereits wieder an, diesmal nicht als Guthaben, diesmal als Kosten. Der Rückbau wird mit mehr als einer halben Million Euro beziffert.

Mit dem Abriss dürfte eines der großen verkehrstechnischen Probleme in der Süderstadt gelöst werden. Bisher kurvt die durchaus üppiger werdende Gemeinde der Radfahrer über ansehnlich ausgebaute Wege aus Richtung Hönisch auf die Innenstadt zu - und trifft dann auf das quasi im Wege stehende Parkhaus. „Für eine Verbesserung der Radverkehrssicherheit in der Brückstraße ist eine Verbreiterung der Straße und der Wegfall der heutigen Stützpfeiler im Gehweg dringend notwendig“, heißt es bereits aus dem Rathaus. Die sinnvolle Breite der künftigen Brückstraße werde mit dem Ausbaubeschluss festgelegt.

Die Leidensgeschichte des maroden Parkhauses mit seinen knapp hundert Fahrzeugplätzen ist lang. Ein echtes Sorgenkind von Anfang an. Ursprünglich herrschte gähnende Leere auf den drei Etagen. Autofahrer scheuten vor den Parkgebühren zurück. Erst als das Abstellen der Fahrzeuge nicht mehr kostenpflichtig war, tourten erste Innenstadtbesucher in das Gemäuer. Anschließend stellte sich schnell heraus, die Parkbuchten sind zu eng, was von vielen Seiten beklagt wurde. Außerdem sei das Haus zu dunkel und es leide das Sicherheitsgefühl.

Kaum war zumindest mehr Licht installiert, schon bald das nächste Problem. Die Bauschäden. Bereits vor mehr als einem halben Jahrzehnt sprach sich die Politik für eine Sanierung aus. Knapp zwei Jahre ist es her, als nach dem Winter 20/21 die ersten Klinker von der Fassade krachten. Nachfolgend wurden sämtliche Riemchen abgeschlagen, im Innenbereich des Hauses gab es bereits zahlreiche Untersuchungen. Fugen und Decken weisen hohe Chloridwerte auf, die Bewehrungen sind korrodiert. Auch in den Unterzügen gibt es ähnliche Schäden, ausgelöst insbesondere durch die bei Eis und Glätte verwendeten Tausalze, so die Analyse der Experten.

Auch interessant

Kommentare