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„Geschichte muss umgeschrieben werden“

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Von: Philipp Köster

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Der Erbhof ist Gegenstand einer neuen Forschungsarbeit mit neuen Erkenntnissen über seine Geschichte. Archivfoto: pk
Der Erbhof ist Gegenstand einer neuen Forschungsarbeit mit neuen Erkenntnissen über seine Geschichte. © Köster

Thedinghausen – Wenn Gerd Schröder an Ende April denkt, leuchten ihm schon jetzt die Augen. Und sein Mund kündet von ganz Großem: Der Vorsitzende des Erbhof-Förderkreises spricht von einem absoluten „Highlight“ im Veranstaltungskalender und verspricht nichts weniger als ein „Jahrhundertwerk“. Und Vorstandskollege Henning Struckmann legt sich fest: „Die Geschichte des Schlosses Erbhof muss umgeschrieben werden.“

Was den beiden sowie Imke Meyer, Chefin der Tourist-Information im Schloss, dermaßen Grund zur Vorfreude bietet, ist das neue Buch des Historikers Christian Kammann, das 555 Seiten stark bald in den Druck geht: „Der Erbhof in Thedinghausen“.

Der in Schweden lebende deutsche Experte der norddeutschen Regionalgeschichte der Renaissance hat tief in den Archiven gegraben und dabei Dinge herausgefunden, die mit dem Überlieferten nicht immer übereinstimmen. Zum Beispiel, dass die Anfänge des Anwesens nicht auf das Jahr 1246 und den Ritter Arnold Corlehake zurückgehen, wie man immer geglaubt hat, sondern „erst“ auf das erste Viertel des 16. Jahrhunderts. Der große Bremer Weserrenaissance-Architekt Lüder von Bentheim kommt für den Erbhof auch nicht mehr als Baumeister infrage. Und die Muse, für die Erzbischof Johann Friedrich das Gebäude errichten ließ, Gertrud von Hermeling-Heimbruch, war gar nicht so ein blutjunges Ding, sondern in Wahrheit zehn Jahre älter als der in sie verknallte Bremer Erzbischof selbst.

Diese neuen, aber auch ältere Erkenntnisse, die weiterhin Bestand haben und ebenfalls Einzug in Christian Kammanns Buch gefunden haben, kann man dann im Frühjahr nachlesen in dem besagten Buch. „Es war mit 55 000 Euro nicht gerade billig“, verrät Gerd Schröder. Doch in diesem Fall habe sich eine Maßnahme der Pandemiezeit als günstig erwiesen: Durch die Unterstützung des Bundes von Solo-Selbstständigen konnten 21 000 Euro an Mitteln eingeholt werden. Weitere Förderer: die Braunschweigische Stiftung, der Landschaftsverband Stade, die Samtgemeinde, der Landkreis Verden, der Buchprojekte sonst eigentlich nicht fördert (Schröder: „Landrat Peter Bohlmann hat sich dafür stark gemacht“), sowie der Förderkreis selbst. Der Verein nehme Geld in die Hand, um die Entstehung von Publikationen zu fördern. Aber auch die Auftragsarbeit der Neugestaltung des erzbischöflichen Wappens aus der Werkstatt des Willebadessener Künstlers Raphael Strauch, verdanke sich zum großen Teil der geöffneten Förderkreis-Schatulle.

Von „Der Erbhof in Thedinghausen“ ist eine Auflage von 600 Exemplaren geplant. Schröder überlegt aber, ob er nicht noch rund 200 Bücher mehr drucken lässt. In der Masse wird es billiger. 35 Euro soll das „Jahrhundertwerk“ im Buchhandel kosten.

Von Philipp Köster

Vortrag von Christian Kammann

Der Archäologe, Anthropologe und Historiker Christian Kammann (Jahrgang 1962) stellt sein Werk „Der Erbhof in Thedinghausen. Die Geschichte eines niedersächsischen Herrenhofes und fürstlich-bremischen Frauenschlosses vom 16. Jahrhundert bis heute“ am Mittwoch, 26. April, um 18 Uhr im Renaissancesaal vor. Der Eintritt ist frei; das Buch wird vor Ort verkauft. Gäste melden sich bei der Tourist-Info für die Präsentation unter Telefon 04204/88 22 oder per E-Mail an touristik@thedinghausen.de an. pk

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