Morsumer Landjugend baut bei 72-Stunden-Aktion mobile Puppenbühne

Für die 72-Stunden-Aktion der Niedersächsischen Landjugend hat die Morsumer Ortsgruppe am Wochenende eine mobile Puppentheaterbühne gebaut und sich dazu ein Kindertheaterstück ausgedacht.
Am Anfang: Irritierte Gesichter. Eine Puppenbühne? Und Kindertheater? Ein kleiner Moment des gedanklichen Verdauens bei der Morsumer Landjugend – und dann drauflos. Es war eine etwas andere, kreativere Aufgabe als sonst, die die Ortsgruppe Morsum für die 72-Stunden-Aktion der Niedersächsischen Landjugend gestellt bekommen hatte. Aber die, so viel sei verraten, haben die zwölf jungen Leute bravourös gemeistert, und das sogar in 70 statt 72 Stunden. Der zusätzliche Zeitdruck hatte mit dem Zielpublikum der Aufgabe zu tun, dazu später mehr.

Als „Agentin“ verkleidet hatte Samtgemeindebürgermeisterin Anke Fahrenholz die geheime Aufgabe am Donnerstagabend um Punkt 18 Uhr im Morsumer Schützen-Centrum verkündet. Verschlossen in einem ominösen Aktenkoffer lag der Umschlag. „Baut eine mobile klappbare Puppenbühne, fertigt dazu Stoffhandpuppen an und spielt ein Stück für Kinder in der Dauer von 20 bis 30 Minuten. Aufführung ist am Sonntag um 16 Uhr im Haus auf der Wurth in Thedinghausen.“
So weit, so gut. Fragende Blicke in der Runde der Morsumer Landjugend – eine Aufgabe, mit der sie in der Form nicht gerechnet hatten. Egal, ran ans Werk: Die Scheune des Röpke-Hofes in Wulmstorf wurde zu Werkstatt und Bastelort umfunktioniert. Jannik Röpke sagte am Samstag, als die Landjugend mit ihrer Aufgabe schon deutlich vorangekommen war: „Hier haben wir sämtliches Werkzeug und Kleinmaterial vor Ort.“ Eine Nähmaschine für die Handpuppen zu besorgen, war kein Problem.

„Wir haben schon einige Zeit diskutiert und dann einen Plan entworfen. Zwar nur auf einem Schmierzettel, aber da stand eben alles drauf“, sagte Britta Stadtlander-Wilkens. Während die Jungs noch schnell in den Baumarkt fuhren und einige OSB-Platten und anderes Bauholz besorgten, machte sich eine andere Gruppe daran, über die sozialen Medien Stoffreste und dazugehöriges Bastelmaterial zu organisieren.

Am Samstagmorgen wurde gesägt und geschraubt. „Die Schrauben sind ein bisschen lang“, begründete Erik Stadtlander-Wilkens den Einsatz eines Winkelschleifers. „So, guckt mal, funktioniert doch“, meinte Luca Kastens und klappte einen Rahmen auf den anderen. Scharniere montiert. Robust sollte das Puppentheater sein. Thomas Metz, Bürgermeister der Gemeinde Thedinghausen, kam auf ein Kaltgetränk vorbei und schaute sich die Fortschritte an. „Ich hoffe, ihr seid beim nächsten Mal wieder dabei“, so Metz, der einige Projekte im Hinterkopf hatte, die bei der nächsten Aktion in Morsum, Beppen, Wulmstorf oder Ahsen-Oetzen umgesetzt werden könnten.
Das Puppentheater zu bauen, war die eine Aufgabe, das Theaterstück für Kinder bis sechs Jahre zu erfinden, die zweite. „Da haben wir ein bisschen für gebraucht“, gibt Saike Röpke zu. Die Aktion wurde immer wieder von „Neugierigen“ und sehr hilfsbereiten Menschen besucht. Die größte Abordnung dabei war der Morsumer Schützenverein, der seinen Umzug umleitete und mit dem neuen Schützenkönig Torsten Isensee der Landjugend einen Besuch abstattete.
Aus den gesammelten Vorschlägen zum Theaterstück wurde „Ei-mal um die Welt“: Das tierische Handpuppen-Abenteuer handelt von einem Pinguin, der auf der Suche nach seinem Ei vom Südpol aus alle Kontinente bereist und dabei verschiedene Tiere trifft, die mal sehr, mal überhaupt nicht hilfsbereit sind – der Grizzlybär in Nordamerika versucht sogar, den armen Pinguin zu fressen. Schließlich landet er aber unbeschadet am Nordpol und bekommt sein Ei aus den Tatzen eines freundlichen Eisbären zurück – bunt bemalt.

„Wir waren überrascht, wie viele Kinder gekommen waren und hatten ‘ne Menge Spaß“, resümierte Saike Röpke nach der Aktion. Die kleinen Kinder waren der Grund, wieso die Aufführung zwei Stunden eher starten musste – 18 Uhr Beginn und danach noch Abendbrot und Co. wäre in dem Alter schlicht zu spät gewesen.
Aber kein Problem für die Landjugend – jedenfalls fast: „Wir hatten nur ein bisschen Stress zum Ende hin, weil wir den Vorhang vergessen hatten“, ergänzt Röpke und lacht. „Wichtig waren uns drei Sachen: Die Idee mit dem Ei für das Kindertheater kam aus der ganzen Gruppe. Wir wollten dazu einen kleinen Bildungsteil haben – darum haben wir in die Geschichte eingebaut, welche Tiere auf welchem Kontinent leben, und es sollte interaktiv sein.“

Das Haus auf der Wurth platzte am Ende aus allen Nähten, das hatte Verena Garscha von der AG Kinder und Familie bei „Welcome Thedinghausen“ – von der AG war die Idee für die Aufgabe gekommen – nicht unbedingt erwartet. Sie schaute sich im Saal um, und mit einem glücklichen Lächeln entfuhr ihr angesichts der enormen Resonanz am Finalsonntag ein leises: „Ach, schön!“
Die Ideen und die Umsetzung wurden am Ende von allen Seiten gelobt. „Das habt ihr super, super gelöst“, kommentierte Anke Fahrenholz. Judith Allerheiligen von „Welcome Thedinghausen“ nannte die Aktion „wirklich gigantisch“, und ihre Kollegin Katja Schulz ergänzte noch ein „einsame Spitze“. Der Applaus im Saal nach der Aufführung war Beweis genug, dass es dem Rest des Publikums genauso ging. Die neue mobile Puppentheaterbühne lagert nun erstmal im Haus auf der Wurth und kann von Vereinen oder Schulen ausgeliehen werden.
Es war also geschafft. Ein bisschen k. o., aber voller Freude, dass sie die Aktion mit Bravour gemeistert hatten, saßen die Mitglieder der Morsumer Landjugend zum Abschluss der Aktion noch einmal auf dem Hof Röpke zusammen, wo sie die meiste Zeit der 72-Stunden-Aktion verbracht hatten, und schmissen zur Feier des Erfolgs den Grill an, während nebenher das Werder-Spiel lief – bekanntlich mit weniger erfolgreichem Ausgang.
cwa / ha