„Die schönsten Frau‘n“ und noch viel mehr

Riede – Dass der Karneval in Riede sexy ist, zeigte sich nicht nur beim Trinkspruch „Riede Helau, wir haben die schönsten Frau‘n“, sondern die traditionelle Prunksitzung hat auch in ihrer bereits 66. Auflage nichts an Attraktivität und ganz besonderem Charme verloren. Die Mischung zwischen Tradition, Gegenwart und Moderne ist den Riedern Karnevalisten in zwei wunderbaren Sitzungen, einer sehr gut besuchten am Freitag und einer ausverkauften am Samstag, mehr als gelungen.

Wer hier mitmacht oder in bunten Kostümen unten im Saal sitzt, der weiß, worauf er sich einlässt: Lockere Sprüche, Spaß, auch Spaß verstehen, Tanzen, Lachen – einfach mal abfeiern und für einen gerechten Eintrittspreis einige Stunden loslassen. Ehrenamtlich und in der Freizeit zauberten die rund 60 Aktiven eine gut dreistündige Show auf die Bühne in der Heinz-Schreiber-Turnhalle in Riede, die in dieser Form weit und breit wohl ihresgleichen sucht.
Na, nicht ganz ehrenamtlich. So waren „Marcel Schlager“, alias Mark Plate und der Stand-up-Comedian Torsten Brehmer Profis. Während der Schlagersänger Plate genau den Nerv des Publikums traf und die Menge schnell von den Stühlen holte, hatte der Stand-up-Comedian aus Berlin die ausgelassene Stimmung in der Arena wohl ein wenig unterschätzt und drang mit seiner Vorstellung eines Adventskalenders mit Sexspielzeug von Amorelie nicht bis in die letzte Ecke der Halle durch. Dafür war der Alkoholpegel des Publikums vielleicht auch schon ein bisschen zu hoch.
Ob die fünf verkündeten Karnevalsregeln auch immer eingehalten wurden, konnte der aufmerksame Beobachter merken, als es bei Ein- oder Auszug der Protagonisten „Aufstehen!“ hieß. Gekonnt und rhetorisch immer einen lockeren Spruch auf den Lippen führten „Präsi“ Jan-Cord Ortmann und sein „Vize“ Clemens Irps durchs Programm. Irps, der in die Bresche sprang, als sein Chef selbst mit den „Muschelschubsern“ auf der Bühne tanzte.

Als „Wachhunde“ der Regeln thronten „Waldorf und Stadler“ von der Muppet-Show über der Bühne und griffen mit ihrem „Nippelboard“ das ein oder andere Mal ins Programm ein. Damit auch die letzten Gäste im Saal die Bühnenshow bestens verfolgen konnten, wurden die Darbietungen auf eine große Videowand projiziert.
Bei den Tanzgruppen mit dabei waren in farbenfrohen Kostümen die Gruppen „Beerleader“, „Hupfdohlen“ oder „Handycaps“. Die neue Frauen-Tanzgruppe „Black Pearls“ feiert ihr Bühnendebüt, während altbekannte Tänzer des „Sextetts“ oder der „Muschelschubser“ bereits ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum feierten. Und es gelingt den Riedern immer wieder, die Gruppen mit jungen Menschen zu besetzen, bedenkt man, dass das Sextett schon vor 60 Jahren das Publikum begeisterte, aber es Leiterin Heike Kahle (50 Jahre dabei) immer wieder gelingt, neue Männer in die „ästhetischen Röckchen“ zu zwingen. Die roten Funken mit ihren schwingenden Beinen boten eine perfekte Choreografie. Das Prinzenpaar – Wiebke I. und Timo I. (Wolters), das vor einigen Jahren nach Riede gezogen ist und vorher gar nicht wusste, was Karneval bedeutet – bekundete: „Wir leben Karneval. Ohne diese Einstellung und festen Glauben an den Karneval geht es nicht.“
Dass es in Riede nun schon zum 66. Mal sehr gut geht, bestätigte das bunte Treiben am vergangenen Wochenende noch nach dem Bühnenprogramm mit Partymusik der Gruppe „Up“.
Von Heiner Albrecht