Digitale Vorreiterin: Grundschule Thedinghausen treibt moderne Ausstattung stetig voran

Es war im Jahr 2010, als die Grundschule Thedinghausen ihre erste Kreidetafel in den Ruhestand verabschiedet hat. Mit dem Einzug des ersten sogenannten Smartboards machte sich die Schule damals auf in Richtung Zukunft und war damit in Sachen Digitalisierung Vorreiterin in der Samtgemeinde. Ab 2012 wurden Jahr für Jahr immer mehr Klassenräume in der Nils-Holgersson-Grundschule umgerüstet auf den modernen Standard.
Heute, 13 Jahre später, sind die damals neuen digitalen Tafeln, die peu à peu das analoge Zeitalter beendet hatten, teilweise schon zwei Mal wieder durch neuere Modelle ersetzt worden. Der technische Fortschritt hat, befeuert durch den sogenannten „Digitalpakt Schule“ mit zusätzlichen Fördergeldern des Bundes seit 2019, dazu geführt, dass die Grundschule heute fast alle ihre Tafeln auf den neuesten Stand gebracht hat – bis auf drei ältere Smartboards, aber die kommen auch noch dran. Corona hat der digitalen Ausstattung der Schulen noch einen zusätzlichen Schub gegeben.
Tablets und Active-Boards als zentrale Bausteine
Modernster Standard sind derzeit die sogenannten „Active-Boards“: Cloudbasierte, multimediale, interaktive, mit speziellen Lehrprogrammen ausgestattete Tafeln, auf die auch Inhalte der Tablets gespiegelt werden können, mit denen die Lehrer und Schüler arbeiten. Das ist der zweite große Baustein der Digitalisierung an der Thedinghauser Grundschule: 60 iPads stehen für die Schüler zur Verfügung, ebenfalls ausgestattet mit altersgerechter Lernsoftware, Zugriff auf Internet und Cloud, die mit den 13 Active-Boards in den Klassenzimmern gekoppelt werden können. Die Lehrkräfte haben zusätzlich ihr eigenes Gerät. Dazu kommt ein Computerraum mit Laptops, wo ab der zweiten Klasse spezielle digitale Lerninhalte stattfinden, etwa Textverarbeitung, die Gestaltung eigener kleiner Bücher oder auch ein „Internet-Führerschein“, mit dessen Hilfe die Schüler schon früh für Chancen und auch Gefahren der Online-Welt sensibilisiert werden.

„Für die Lehrerinnen ist das eine absolute Arbeitserleichterung“, sagt Katja Schewe. Die Sachkunde- und Deutsch-Lehrerin ist die zentrale Koordinatorin beim Thema Digitalisierung und IT und kümmert sich um alles, was mit dem Thema zu tun hat, von der Hardware über die Inhalte bis zum Support. „Und auf Schülerebene ist das genauso wichtig, ein Riesenvorteil für die Kinder, sehr motivierend“, so Schewe.
Wir und die anderen Schulen laufen bei der Samtgemeinde offene Türen ein.
2010 war auch das Jahr, in dem Sandra Rohde an die Nils-Holgersson-Grundschule kam. Die Rektorin hat das Thema Digitalisierung früh mit angeschoben und sich immer wieder bei der Schulträgerin, der Samtgemeinde Thedinghausen, für moderne Ausstattung eingesetzt. Um die Investitionen bewilligt zu bekommen – so ein Active-Board kostet immerhin um die 8 000 Euro, ein iPad rund 400, plus laufende Kosten wie IT-Support, Software, Wartung und so weiter –, habe man dort allerdings auch keine großen Widerstände überwinden müssen, im Gegenteil: „Wir und die anderen Schulen laufen bei der Samtgemeinde offene Türen ein“, sagt Rohde. Das sei auch vor dem Digitalpakt des Bundes schon so gewesen. Jedes Jahr habe man seit 2012 ein neues Smart- oder Active-Board beantragt und stets bewilligt bekommen.
78.000 Euro aus Digitalpakt Schule voll ausgeschöpft
Über den Daumen schätzen die Pädagoginnen das gesamte Investitionsvolumen in ihre digitale Ausstattung bislang auf mehr als 170 000 Euro, mit allem drum und dran. „Den Digitalpakt haben wir im Herbst 2021 abgeschlossen, unser Budget von 78 000 Euro vom Bund ist komplett aufgebraucht. Und die anderen Schulen hier sind auch relativ weit.“
Den Vergleich zu Achim ziehen wir durchaus selbstbewusst.
Zur über den Digitalpakt hinaus gehenden Rückendeckung der Samtgemeinde kommt noch ein wesentlicher Aspekt: „Ich bin stolz auf mein Team, dass die alle so mitziehen“, betont die Rektorin. War die Zurückhaltung am Anfang noch deutlich spürbar, hätten sich im Laufe der Zeit Wartelisten von Lehrkräften gebildet, die ihre Klassenräume auf den neuesten Stand bringen wollten. Das sei anderswo nicht so deutlich der Fall, schildert Rohde und richtet den Blick beispielhaft über die Weser. In Achim seien heute noch stellenweise Kreidetafeln und andere Relikte zu finden. Die Schulen in der Samtgemeinde seien da deutlich weiter. „Den Vergleich zu Achim ziehen wir durchaus selbstbewusst“, sagt Rohde, schränkt aber gleichzeitig ein: „Wir wollen trotzdem jetzt nicht den Wettkampf haben: ,Wir sind besser als andere.‘“

Die Rektorin verpflichtet ihre Lehrerinnen, sich zwei Mal im Jahr zu digitalen Themen fortzubilden, seit September nutze man dazu eine „Flatrate“ an Angeboten, etwa zu Themen wie Programmieren, Videodrehs oder auch psychischer Gesundheit. Das sei bereits rege genutzt worden. In Thedinghausen zeigt sich, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen: Kollegium, Schulträger, Schülerschaft und Eltern – letztere können, das am Rande, ihre Kinder auch über eine App krank melden.
Die Kinder müssen auch wenigstens einmal in der Woche ein Buch in die Hand nehmen.
Und doch gibt es Grenzen: „Eine Grundschule braucht soziale Beziehungen“, betont Rohde. Daher könne die Arbeit mit Tablets und Laptops nur ein Baustein sein. So sei etwa der Werkraum der Schule als Gegenpart ebenso wichtig wie auch die Bücherei. „Die Kinder müssen auch wenigstens einmal in der Woche ein Buch in die Hand nehmen.“ Ganz bewusst gebe es für die 237 Schüler keine 237 Tablets. Wichtig sei zudem, die Geräte sinnvoll und immer themenbezogen einzusetzen. Sonst bestünde die „Gefahr, sich komplett durchzudigitalisieren“. Das Gegensteuern sieht man auch an den analogen Klapptafeln, die rechts und links an die Active-Boards angebracht sind, und an denen von Hand geschrieben oder Bilder und Infos angepinnt werden können. Ausgewogenheit sei wichtig, etwa auch durch die Förderung von Sprechen und Zuhören als Kompetenz, die immer mehr vernachlässigt werde. Und klar: Auch das Schreiben per Hand wird immer Teil des Unterrichts bleiben, auch an einer digitalisierten Grundschule.
Von Christian Walter