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Roboter-Kellnerin serviert in Daisy’s Diner in Oyten

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Von: Petra Holthusen

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Hamadi und Gordana schicken Roboter-Kollegin Bella auf den Weg
Einmal Burger-Sauce an Tisch 18: Hamadi und Gordana schicken Kollegin Bella, die kleine Roboter-Kellnerin mit der niedlichen Stimme, in Daisy’s Diner auf den Weg. © Holthusen

Das Daisy’s Diner in Oyten gilt schon seit Langem als Anlaufpunkt für Burger-Fans. Nun begrüßt dort auch eine Roboter-Kellnerin die Besucher.

Oyten – Von wegen nur Kinder lieben Bella ... Ein bisschen enttäuscht gucken die älteren Herrschaften am Nachbartisch schon, als ihr Essen ganz normal auf zwei Beinen gebracht wird. Das gewinnende Lächeln der Bedienung entschädigt sie umgehend, aber Bella hat eben ihren ganz eigenen Charme mit extrem hohem Niedlichkeitsfaktor: Lautlos sirrt die kleine Roboter-Kellnerin mit den Katzenohren an den Tisch: „Hallo, Ihre Bestellung ist da“, sagt sie mit kindlicher Stimme. Hat der Gast seinen Teller von einem der Tabletts in ihrem Bauch genommen, macht Bella kehrt in Richtung Küche – nicht ohne ein freundliches „Guten Appetit und auf Wiedersehen“. Für Geburtstagsgäste spielt sie sogar Stevie Wonder’s „Happy Birthday“ ab, und streichelt ihr jemand über den Kopf, schnurrt sie leise „Miau“.

Serviceroboter Bella Bot gehört seit vier Monaten zum Team von Daisy’s Diner in Oyten. Die Energiereich Consulting aus Hamburg, die bedarfsgerecht programmierte Roboter für Gastronomie und Industrie vertreibt, hatte die automatisierte Kollegin vorgestellt. Sowohl Cornelia Amir Sehhi, Geschäftsführerin von Daisy’s Diner, als auch ihre Angestellten standen der Sache zunächst skeptisch gegenüber – aus unterschiedlichen Gründen.

Bedenken zur Roboter-Kellnerin sind schnell verflogen

„Ich hatte die Befürchtung, dass Bella im Restaurant ein Kind oder einen Hund umfahren könnte“, erinnert sich Amir Sehhi. Die Bedenken verflogen schnell: Alles, was vom Boden aus höher ist als zwei Zentimeter, umkurvt der Roboter bei genügend Platz geschmeidig, egal ob eine Handtasche im Weg liegt oder Menschen im Durchgang stehen. Gibt es kein Vorbeikommen, stoppt Bella automatisch und spult ihre programmierte Ansage ab: „Lassen Sie mich bitte durch, die Gäste warten schon auf mich!“ Das funktioniere „ganz hervorragend“, sagt Amir Sehhi lächelnd.

Ihre Mitarbeiter seien erst „nicht so begeistert“ von der Anschaffung eines Serviceroboters gewesen, weil sie Personalabbau befürchteten. Diese Sorge zerstreute Amir Sehhi: „Das soll höchstens eine Erleichterung sein.“ Auf menschliche Servicekräfte würde sie niemals verzichten: „Die persönliche Ansprache und Betreuung der Gäste ersetzt kein Roboter der Welt“, sagt Cornelia Amir Sehhi mit Überzeugung.

66 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat Daisy’s Diner, darunter laut Amir Sehhi viele langjährig Beschäftigte. Die in Architektur und Einrichtung einem original amerikanischen Diner-Restaurant der 60er-Jahre nachempfundene Erlebnisgastronomie hatte die American Gastro GmbH des Ehepaars Amir Sehhi vor mehr als 25 Jahren in exponierter Lage an der A1-Ausfahrt im Oytener Gewerbepark eröffnet. Das Restaurant ist weit über den Ort hinaus beliebt: An den Wochenenden sind oft alle 160 Sitzplätze belegt, während vor der Tür schon die nächsten Gäste mit Lust auf American Food darauf warten, dass ein Tisch frei wird. In den Sommermonaten ist das Diner an der Autobahn öfter Schauplatz von US-Car- oder Harley-Treffen.

Roboter-Kellnerin hat das Team im Daisy’s Diner überzeugt

Gegen den Willen ihres Teams hätte Amir Sehhi den Serviceroboter „nicht angeschafft“, sagt die Geschäftsführerin. Also verabredeten sie zunächst einen unverbindlichen Testlauf. Bella bestand ihre Probezeit mit Bravour: „Die Gäste finden’s super“ – und die menschlichen Kollegen auch: „Ihr Anspruch ist es, Gäste glücklich zu machen – und Bella trägt dazu bei“, beobachtet Cornelia Amir Sehhi.

Bellas Park- und Ladestation ist vor der Tür zur Küche. Soll sie sich auf den Weg machen, beladen die Kollegen die Tabletts im Bauch des Roboters mit den gefüllten Tellern, tippen die Tischnummer der Bestellung auf dem Display zwischen den Katzenohren an, und los geht’s. „Die Technik ist sehr bedienerfreundlich“, so Olivia Merz-Fischer, Geschäftsführerin der Energiereich Consulting aus Hamburg. Das Unternehmen importiert Serviceroboter aus Asien und programmiert sie für die Käufer individuell am Stand- und Einsatzort. In Daisy’s Diner brachte ein Techniker der Hamburger Firma anhand eines Grundriss- und Tischplans die Marker und Leader für Bella an – Punkte, an denen sich der Roboter mithilfe seiner Sensoren orientiert. Hoch empfindliche „Augen“ hat Bella unter anderem knapp über ihren „Füßen“: „Damit scannt sie die Fläche in einem 120-Grad-Winkel ab“, erklärt Olivia Merz-Fischer.

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Die Unternehmerin und Asienexpertin ist – abseits der Geschäftsidee – auch persönlich sichtlich angetan von Bellas Charme, ihren Möglichkeiten und ihrer Stellung im Serviceteam von Daisy’s Diner: „Diese Kombination von Mensch und Maschine ist total schön“, findet Merz-Fischer. Coke & Co. bringt Bella übrigens nicht zu den Gästen, solange die Gefahr des Überschwappens droht. „Ein schwebendes Tablett für Getränke“ sei jedoch in der Entwicklung, sagt Merz-Fischer.

Am liebsten schicken die Kollegen in Daisy’s Diner ihre Bella zu Kindern an den Tisch, die ganz entzückt sind von dem fahrenden und sprechenden Roboter. Aber weil er „nicht aufdringlich, sondern ansprechend gemacht ist“, wie Cornelia Amir Sehhi sagt, „verlangen auch oft ältere Gäste danach.“

Infos online: www.daisys-diner.de und www.roboter-fuer-gastronomie.de

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