1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Verden
  4. Oyten

Neue Gaspipeline: Alle Trassen führen durch Bassen

Erstellt:

Von: Petra Holthusen

Kommentare

Stapelweise Rohre für den Bau einer Gaspipeline
Stapelweise Rohre für den Bau einer Gaspipeline – wie hier in Mecklenburg-Vorpommern – werden voraussichtlich 2025/26 auch in Bassen zu sehen sein. Über den Neubau der Energietransportleitung 182 informierten Vertreter der Gasunie jetzt in der Gemeinderatssitzung. © dpa

Oyten – Welchen Verlauf die Trasse von der Elbe bis nach Embsen auch nehmen wird: Die letzten Kilometer der neuen Gaspipeline werden auf jeden Fall durch Bassener Gebiet führen. Vor diesem Hintergrund informierten Vertreter des Fernleitungsnetzbetreibers Gasunie den Oytener Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend über die laufenden Planungen, Untersuchungen und das Genehmigungsverfahren zum Bau der neuen „Energietransportleitung 182 Elbe Süd – Achim“.

Die rund 90 Kilometer lange Pipeline soll voraussichtlich ab Ende 2026 das als Flüssigerdgas (LNG) in den neuen Terminals in Brunsbüttel und Stade angelandete Gas von der Elbe bis zur Verdichterstation nach Achim-Embsen leiten. Von dort aus wird das Gas im Versorgungsnetz der Gasunie weiterverteilt. Die Gasunie Deutschland Transport Services GmbH ist Betreiberin eines Fernleitungsnetzes im Sinne des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) und nach eigenen Angaben verantwortlich für den bedarfsgerechten Bau und Ausbau, den Betrieb und die Unterhaltung eines derzeit etwa 4600 Kilometer langen Gashochdruckleitungsnetzes im norddeutschen Raum.

Mit dem Neubau der Transportleitung 182, die die beiden Netzpunkte an der Elbe und in Embsen verbinden soll, „leisten wir einen Beitrag zur Stabilisierung der Versorgungssicherheit“, erklärte Dr. Philipp von Bergmann-Korn, Unternehmenssprecher der Gasunie. Die zusätzlichen Gasmengen aus LNG-Anlagen würden bekanntlich gebraucht, weil als Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine große Erdgasmengen aus Russland nicht mehr zur Versorgung des deutschen und europäischen Energiemarktes zur Verfügung stünden.

Für die neue Pipeline wird derzeit „die ideale Trasse“ untersucht. Drei mögliche Korridore, jeweils 600 Meter breit, hat die Gasunie dafür in den Blick genommen. Umweltbiologische Kartierungsarbeiten im Hinblick auf den Schutz von Flora und Fauna sowie Baugrunduntersuchungen, auch im Bereich Bassen, laufen. Die drei denkbaren Trassenverläufe wird das Unternehmen im April dem Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) in Lüneburg vorlegen. Das ArL führt als obere Landesplanungsbehörde das Raumordnungsverfahren für den Leitungsneubau und wird am Ende des Abwägungsprozesses den Korridor, in dem gebaut werden darf, vorgeben, wie Robert Kamolz, bei Gasunie zuständig für Wegerechte, ausführte.

Etwa im Dezember erwarten die Planer die Entscheidung des ArL, welchen Korridor die Behörde für die Detailplanung der Trasse freigibt. Danach rollt das Planfeststellungsverfahren an. An dessen Ende soll die Bau- und Betriebsgenehmigung durch das Niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) stehen – spätestens im Juli 2025, so hofft Kamolz. Umgehend sollen dann die Bauarbeiten starten. Ende 2026 soll es „Ready for operation“ heißen, soll also das Gas fließen. Diese Zeitplanung sei durchaus sehr sportlich, räumte Kamolz ein.

„Potenzielle Konfliktstellen“ auf den letzten Kilometern des Pipeline-Baus hat Kamolz in Bassen im Bereich der zu unterbohrenden Autobahn und der bestehenden Wohnbebauung ausgemacht. Ob die neue Gasleitung auf dem Weg nach Embsen aus Richtung Posthausen oder Quelkhorn in Bassen ankommt, hängt davon ab, welche Trasse genehmigt wird.

Die Rohre mit 1,20 Meter Durchmesser, die auch für einen späteren Transport von Wasserstoff geeignet seien, würden mit einem Abstand von einem Meter zur Bodenkante in die Erde gelegt, sodass eine landwirtschaftliche Nutzung des Bodens weiterhin möglich sei. „Nur überbaut oder mit Gehölzen bepflanzt werden darf die Trasse nicht“, erklärte der Gasunie-Sprecher.

„Wir erwarten keine bis wenig Folgeschäden für die Landwirtschaft“, antwortete Kamolz auf die kritische Nachfrage von SPD-Sprecher Ralf Großklaus. Die Vorgaben beim Pipeline-Bau seien in Sachen Bodenschutz heute umfassend. Mit jedem betroffenen Grundeigentümer werde über das Wegerecht verhandelt, die einmalige Entschädigung sei für alle gleich.

„Und wenn sich jemand weigert, sein Land für den Leitungsbau zur Verfügung zu stellen?“, fragte FDP-Vertreter Andreas Dotzauer nach. Dann habe der Versorgungsnetzbetreiber gemäß Energiewirtschaftsgesetz die Möglichkeit, über die Enteignungsbehörde eine Besitzeinweisung zu beantragen, klärte von Bergmann-Korn auf. Der Eigentümer behalte seinen Grund und Boden, aber das Leitungsrecht für die Gasunie werde nicht mittels des üblichen privatrechtlichen Vertrags, sondern zwangsweise im Grundbuch eingetragen. „Das ist aber das allerletzte Mittel“, ergänzte der Unternehmenssprecher, „wir haben kein Interesse an Streit und wollen alles einvernehmlich regeln.“ Aber wenn jeder die öffentliche Planung mit einem Veto torpedieren könne, sei „die nationale Versorgungssicherheit nicht herzustellen“.

Drei mögliche Trassenführungen reicht die Gasunie zur Prüfung beim Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) ein
Drei mögliche Trassenführungen reicht die Gasunie zur Prüfung beim Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) ein. Egal, welchen Verlauf die Pipeline nehmen wird: Die letzten Kilometer bis zur Verdichterstation nach Achim führen auf jeden Fall durch Bassener Gebiet. © Gasunie

Auch interessant

Kommentare