Mit Technik gegen Tierleid

Fischerhude – Wie essenziell gute Technik für den Erfolg sein kann, weiß Sarah Meyer, Intiatorin der Rehkitzrettung Fischerhude. Der Verein nutzt Drohnen und Wärmebildkameras, um Rehkitze im kurzen Zeitfenster von Ende April bis Anfang Juni vor dem sicheren Tod durch den Mähdrescher zu bewahren (wir berichteten). Denn für die Landwirte sind die auf der Weide versteckten Rehkitze nicht sichtbar und die Tiere stellen sich bei Gefahr instinktiv tot.
Dabei sei es auch für die Landwirte ein Gewinn, die kostenlose Dienstleistung des Vereins in Anspruch zu nehmen: Aas, das ins Getreide und somit ins Tierfutter gelangt, könne beim Vieh zu Krankheiten wie Botulismus führen. „Abgesehen von dem wirtschaftlichen Schaden, der dadurch entsteht, verstoßen Landwirte, die das Töten von Rehkitzen in Kauf nehmen, gegen das Tierschutzgesetz“, sagt Meyer. Die Arzthelferin weiß, wovon sie spricht: Ihr Mann Thorsten ist zugleich Jäger und Landwirt.
Ihren Erfolg kann die Rehkitzrettung Fischerhude – derzeit fünf Piloten und um die 33 Helfer – übrigens mit Zahlen belegen: 108 Rehkitze hat die Organisation in der Saison 2020 gerettet – gegenüber 27 Tieren im Jahr 2019. Meyer zufolge ist das sicher auch auf einen neuen Copter (die offizielle Bezeichnung für Drohne) zurückzuführen, den die Bingo-Umweltstiftung finanziert hat. Um sich technisch noch besser auszurüsten und künftig noch effizienter zu wirken, beteiligt sich der Verein an einem Wettbewerb der Achimer Stadtwerke. Auf der Homepage www.macht-alle-mit ist es möglich, die Gruppierung mit Klicks zu unterstützen. Der Gewinner erhält eine Spende in Höhe von 5000 Euro. Bis zum 11. Oktober kann man abstimmen.
„Wir planen die Finanzierung und Anschaffung leistungsstärkerer Copter, um noch mehr Wiesen absuchen zu können“, führt Vereinsvorsitzende Sarah Meyer aus. Die neuen Geräte würden gut dreimal so hoch fliegen und so viel mehr Flächen absuchen können. „Ein Copter-Team würde an einem Morgen somit mehr schaffen als wir bisher mit drei Teams und unserer aktuellen Ausrüstung schaffen konnten.“ In Zahlen: 100 Hektar Weide statt, wie bisher, 60 bis 65 Hektar. Die neue Drohne könnte im Vorfeld schon die Wiesen einspeichern und würde über eine Art Autopilot verfügen. Daher hat der Verein zusätzlich zum Sponsoring-Wettbewerb der Achimer Stadtwerke auch Anträge bei der Postcode-Lotterie und der Stiftung der Kreissparkasse Verden gestellt.
Denn der Nachfrage nach Rehkitzrettungen sei immer schwerer nachzukommen: „Aktuell müssen wir leider sehr vielen Landwirten absagen, da wir nur ein kleines Zeitfenster morgens haben (wir starten um 4 Uhr, Ende meist gegen 8 Uhr). Später am Tag „wirkt“ die Wärmebildkamera kaum noch – „aufgrund des nötigen Temperaturunterschiedes zwischen der abstrahlenden Wärme des Kitzes und dessen Umgebung“, so Meyer.
Beinahe hätte übrigens das Coronavirus der Rehkitzrettung Fischerhude den Saisonstart 2020 vereitelt. „Da wir nun als Verein tätig sind, war jegliches Treffen verboten“, erzählt Meyer. Schließlich schaffte sie es, mit einem Hygieneplan eine Ausnahmeregelung beim Gesundheitsamt Verden zu erwirken.
Als Helfer re(h)agieren
Neben besserer Technik kann der Verein Helfer gebrauchen. „Das Gefühl, solch ein kleines zauberhaftes Wesen zu retten, ist einfach wunderbar“, so Meyer. Besondere Augenblicke entstehen Meyer zufolge, wenn die Helfer nach der Mahd die Wäschekörbe und Markierungsstangen entfernen, mit denen sie die Kitze gesichert haben. „Da fließen dann auch mal Freudentränen und alle Mühen und das frühe Aufstehen sind vergessen.“ Eine Mitgliedschaft verpflichtet nicht zum Helfen an den Einsatztagen, genauso wie die Mithilfe bei Einsätzen nicht zum Vereinsbeitritt verpflichtet.
Kontakt
Sarah Meyer, per Telefon: 0170/3311992 oder E-Mail: rehkitzrettung-fischerhude@t-online.de
Von Lisa Duncan

