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Ottersberg – Ein Ratsmitglied, das am Donnerstagabend an der Präsenzsitzung des Ottersberger Gemeinderates in der Wümmeschulaula teilgenommen hatte, ist kurz darauf nach dem Auftreten von Grippesymptomen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der betroffene Ratsherr bei der Zusammenkunft unwissentlich weitere Mitglieder von Rat und Verwaltung mit dem Virus angesteckt hat.
Deshalb informierte Bürgermeister Tim Willy Weber am Samstag umgehend alle Sitzungsteilnehmer über den Vorfall und das weitere Vorgehen und leitete sämtliche Kontaktdaten an das Gesundheitsamt weiter. „Zwar sind nur die unmittelbaren Sitznachbarn Kontaktpersonen ersten Grades, dennoch ist Vorsicht geboten“, so Weber. Zumal bei dem erkrankten Ratsmitglied die britische Virusmutante B.1.1.7 nachgewiesen worden sei: „Da geht die Ansteckung viel schneller.“ Nach Informationen von Montag hat das Gesundheitsamt aber nur für einen direkten Sitznachbarn des infizierten CDU-Abgeordneten Quarantäne angeordnet.
Mit allen anderen der rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gemeinderatssitzung wurde nach Webers Worten ein „Sicherheitsfahrplan“ verabredet: nämlich am Dienstag einen PCR-Test machen zu lassen, sich bis dahin möglichst isoliert zu halten und bis zum Vorliegen des Ergebnisses noch mehr Abstand und Vorsicht bei Kontakten walten zu lassen als ohnehin üblich.
Für die neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, die bei der Sitzung präsent waren, hat der Bürgermeister bis zum Vorliegen des Testergebnisses Homeoffice angeordnet. Auch Verwaltungschef Weber selbst arbeitet seit Montag von zu Hause aus.
Bei der Zusammenkunft des Gemeinderates, der schon seit Beginn der Pandemie nicht mehr im Rathaussaal, sondern in der größeren Schulaula zusammenkommt, seien die geltenden Abstands- und Hygieneregeln eingehalten worden, betont Weber. Der später positiv auf Corona getestete Ratsherr habe sogar am Platz eine Maske getragen. Dies sei nicht verpflichtend, erweise sich nun aber in diesem Fall auch nach Einschätzung des Gesundheitsamtes als vorteilhafter Umstand für die anderen Menschen im Saal.
Zuhörer in Gestalt von Bürgerinnen und Bürgern waren bei dieser öffentlichen Sitzung übrigens laut Weber keine mit von der Partie.
Infektionsschutz und demokratische Prozesse stehen seit einem Jahr in einem gewissen Spannungsverhältnis. Die gebotenen Kontaktbeschränkungen erfordern immer wieder Kompromisse: „Wir müssen arbeitsfähig bleiben – wir müssen Entscheidungen treffen“, betont Weber. Die meisten Sitzungen der politischen Gremien finden schon länger als Videokonferenzen statt, nur die große Runde des Gemeinderates tagte wegen der zwingend herzustellenden Öffentlichkeit noch mit kompletter Präsenz.
Angesichts der allgemein steigenden Infektionszahlen „wussten wir aber, dass das schwieriger werden wird“, erklärt der Bürgermeister. Deshalb hatte das Kommunalparlament gerade am Donnerstagabend für sich beschlossen, auch in dieser Runde künftig nur noch virtuell zusammenzukommen. Dass es nun ausgerechnet in der vorerst letzten großen Präsenzsitzung einen Corona-Fall gab, ist nach Worten von Weber „einfach blöd gelaufen“.