Altlasten am Haken

Quelkhorn – „Sieht gut aus.“ Zufrieden klettert Dietmar Meyer aus der Grube, aus der Minuten zuvor ein Bagger einen leeren alten Dieseltank gehievt hat. Der hat offensichtlich über die Jahrzehnte gut dichtgehalten. Auslaufspuren sind weder am Tank noch im Erdreich zu erkennen. „Und man würde es auch riechen“, sagt Dietmar Meyer, der beim Fachdienst Wasser, Abfall und Naturschutz des Landkreises Verden für den Umgang mit wassergefährdenden Stoffen wie Öl und Diesel zuständig ist.
Am Rand der Grube atmet Jürgen Plaschke auf. Der Sottrumer Unternehmer hat mit seiner Bau- und Immobiliengesellschaft das ehemalige Firmengelände des Baustoffhandels Schomacker an der Quelkhorner Landstraße gekauft. Die Abrissarbeiten auf dem fast 5000 Quadratmeter großen Areal für den geplanten Wohnungsbau sind ohnehin schon aufwendig. Eine umfangreiche Bodensanierung obendrauf würde sich Plaschke gerne sparen – und kann er auch nach Meyers behördlicher Expertise.
Zwei 7000 und 10 000 Liter fassende Tanks aus alten Zeiten lagerten bis gestern noch in der Erde. Einer enthielt nach Plaschkes Wissen einst den Dieselkraftstoff für Schomackers betriebseigene Tankstelle, der andere das Heizöl für den großen Gewerbe-/Wohnkomplex. Den örtlichen Baustoffhandel hatte Alfred Schomacker 1962 an der Quelkhorner Landstraße gegründet. Sohn Helmut war mit dem Familienunternehmen 2006 in das neue Quelkhorner Gewerbegebiet an der Lilienthaler Straße umgesiedelt: Nach 44 Jahren stetigen Wachstums war die Platzkapazität auf dem angestammten Grundstück endgültig erschöpft, eine neuerliche Expansion dort nicht mehr möglich. 2015 übernahm der Baustoffhandel Röhrs den Betrieb Schomacker.
Das alte Gelände an der Landstraße hat vor Längerem schon Bauunternehmer Jürgen Plaschke gekauft. Nachdem zum Jahresende 2022 die Mietverträge für das alte Wohnhaus und die Werkhalle – in der zuletzt das Start-up Roof Space innovative Autodachzelte entwickelte – ausgelaufen waren, begann Plaschke mit der Abrissplanung. Ein ukrainischer Mitarbeiter entkernte zunächst die Gebäude. Der in Fischerhude lebende Geflüchtete kommt aus der Baubranche und suchte Arbeit – Plaschke braucht einen Mitarbeiter vor Ort und ist „froh, dass ich ihn gefunden habe“.
Inzwischen hat der Abrissbagger alle Gebäude abgetragen, das Gelände gleicht einer riesigen Schutthalde. Die Bauabfälle werden vor dem Abtransport für die Entsorgung und ein mögliches Recycling sortiert. „Weil die Halle komplett mit Asbest eingedeckt war“, so Plaschke, gestalteten sich Abriss und Entsorgung des Dachs ziemlich aufwendig. Besonderen Vorschriften unterlagen auch die beiden Tanks als Altlasten im Erdreich: Zunächst musste Plaschke eine Spezialfirma anheuern, die die Behälter noch in der Erde von Hand reinigte. Der Aushub der Tanks im zweiten Schritt musste zwingend unter behördlicher Aufsicht erfolgen. Dafür hatten sich Plaschke und Landkreisvertreter Meyer nun gestern Vormittag mit dem Baggerfahrer auf der Baustelle verabredet.
Während der alte 7000-Liter-Dieseltank am Baggerhaken baumelt, überprüft der Mitarbeiter der Wasser- und Bodenschutzbehörde die äußere Hülle auf Lecks. In der Grube fahndet Meyer mit geschultem Blick und geschärftem Geruchssinn nach möglichen Dieselrückständen im Boden – Fehlanzeige. Auch der benachbarte 10 000-Liter-Heizöltank und seine jahrzehntelange Lagerstätte zeigen keine Auffälligkeiten.
Gut zu wissen für den neuen Grundstückseigentümer, auch wenn er nicht ernsthaft Anlass zur Sorge hatte. Aber man weiß ja nie, und teuer ist die Vorbereitung des Areals für die künftige Nutzung auch so schon. „Bis das Gelände bebaubar ist, habe ich schon 100 000 Euro reingesteckt“, sagt Plaschke. Im Frühjahr will er den Bauantrag stellen für sein Vorhaben. Derzeit plant der Bauunternehmer in Gebäuden verschiedener Größen insgesamt rund 20 Wohneinheiten – vorwiegend Eigentumswohnungen „um die 70 Quadratmeter, gerade auch für ältere Menschen, die sich räumlich verkleinern möchten“. Möglichst im dritten Quartal dieses Jahres will Plaschke nach seinen Worten anfangen zu bauen. Die Lage mitten im Ort an der Landstraße nahe der Surheide sei top und das Grundstück so gelegen, dass sich Balkons und Terrassen nach Süden ausrichten ließen. An den Baupreisen von früher wird jedoch auch Plaschke nicht mehr festhalten können: „Heute kommt der Quadratmeterpreis fast an die 4000 Euro ran.“