Mit einer Kartoffel zum Sieg: Nachhaltige Unternehmens-Ideen an der Oberschule am Goldbach

In Kooperation mit einer Privat-Uni haben die Schülerinnen und Schüler des Profils Wirtschaft an der Langwedeler Oberschule am Goldbach nachhaltige Unternehmens-Ideen entwickelt.
Auf einmal soll Andreas Brandt eine Ölpest simulieren: „Wir bitten Sie, Herr Bürgermeister, einmal zu uns nach vorne zu kommen“, richten Fabrice Neubauer und Christian Stiehl das Wort an den Verwaltungschef im Publikum, während sie in der Aula der neuen Oberschule am Goldbach ihre Projektidee für nachhaltiges Unternehmertum vorstellen.
Brandt lässt sich nicht lange bitten und gießt unter Anleitung der beiden einen Schluck Öl in ein Glas Wasser. Einer von ihnen hängt ein Knäuel Haare in die kleine Ölpest, rührt ein paar Mal um und zieht es wieder heraus – das Wasser ist zwar nicht trinkbar, aber doch deutlich klarer als zuvor. Applaus hallt durch die Aula. Nur ein Beispiel von sieben Projektideen, die am späten Donnerstagnachmittag an der Oberschule vorgestellt worden sind.

Es sind kleine, aber gute Ideen, teilweise auf naturwissenschaftlich durchaus fortgeschrittenem Niveau, für große Probleme auf der Welt: Die meisten zielen auf den Schutz des Planeten und seiner Ressourcen – durch Reduktion von Plastikmüll im Ozean; eben, wie beschrieben, die Bekämpfung von Ölkatastrophen, oder einen sparsamen Umgang mit Rohstoffen. Es sind aber auch Ideen dabei, die soziale, gesellschaftliche Probleme entschärfen sollen: Etwa durch mehr Teilhabe von älteren Menschen mithilfe digitaler Medien, wodurch Brücken zwischen den Generationen geschaffen werden sollen, oder eine bessere Versorgung von Menschen ohne Obdach.
Kooperation mit der privaten Hochschule Göttingen
Hehre Ziele, verfolgt mit kleinen Ansätzen, komplett selbst erdacht von den Schülerinnen und Schülern des Profils Wirtschaft. Diese Überlegungen stellten sie im Rahmen des Pilotprojekts „Sustainable Entrepreneurship Education“ (SEE) an, was so viel bedeutet wie Lehrprojekt für nachhaltiges Unternehmertum. Dabei handelt es sich um ein Projekt des Zentrums für Entrepreneurship der privaten Hochschule Göttingen in Kooperation mit Schulen in der Elbe-Weser-Region.
Ich bin glücklich und stolz auf die Schüler. Die haben das alle toll gemacht, ich bin begeistert.
Das Projekt ist im Grunde eine Wirtschaftssimulation und ergänzt in den Jahrgangsstufen 9 bis 12 den Regelunterricht. Die Oberschule am Goldbach ist laut Katharina Petersen, wissenschaftliche Mitarbeiterin im SEE-Projekt, nach dem Gymnasium am Wall in Verden und der Thedinghauser Gudewill-Schule die dritte im Landkreis, die die Hochschul-Mitarbeiter bislang besucht haben. „Ich bin glücklich und stolz auf die Schüler“, sagte Petersen nach der Abschlussveranstaltung. Sie hätten einen beeindruckenden Mut an den Tag gelegt. „Die haben das alle toll gemacht, ich bin begeistert.“

Das SEE-Projekt solle „als Teil der Berufs- und damit der Lebensorientierung verstanden werden“, beschreibt Projektinitiator Professor Bernhard Vollmar, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Entrepreneurship die Idee. „Wir wollen mit dem Projekt Schülerinnen und Schüler dafür begeistern, unternehmerische Ideen zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen“.
Für ihre Projektideen, die an mehreren Nachmittagen und einem ganzen Projekttag entstanden sind, durchliefen die Langwedeler Oberschüler den gesamten Prozess einer (theoretischen) Unternehmensgründung: von der ersten Idee über die Prüfung bezüglich der Machbarkeit und eine Kostenkalkulation bis hin zur Definition einer möglichen Kunden-Zielgruppe.
Ich bin sehr zufrieden. Die Kooperation hat sich inhaltlich sehr gelohnt.
„Ich bin sehr zufrieden“, freute sich Derik Eicke, Fachleiter Wirtschaft, nach Abschluss des Projekts und lobte nicht nur die „sehr gute Zusammenarbeit mit der Uni“, sondern vor allem die aus seiner Sicht sehr guten Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler. „Sehr mutig“ sei es laut Eicke zudem gewesen, wie die Teams aus Schülern im Alter von 16, 17 Jahren vor versammeltem Publikum aus Schüler- und Elternschaft, Politik, Verwaltung oder dem Wirtschaftsbeirat ihre Projekte vorgestellt haben. „Die Kooperation hat sich inhaltlich sehr gelohnt“, so Eicke.
Projekt zu Spülmittel aus Kartoffelschalen gewinnt Abstimmung
Den Gesamtsieg nach einer kombinierten Abstimmung aus Online-Voting und durch das Publikum vor Ort sicherten sich am Ende Havin Kilinc, Kadir Alimanovic und Lia Marie Ksoll. Sie hatten sich ausgedacht, man könne doch mit den Schalen von Kartoffeln Sinnvolleres anstellen als sie wegzuwerfen. Zum Beispiel Spülmittel herstellen. Eine von sieben kleinen Langwedeler Ideen für mehr Nachhaltigkeit, die alle Respekt und Anerkennung verdienen.
Von Christian Walter