Interview mit Etelsens Ortsbürgermeister Dieter Haase

Etelsen – Zu Beginn des neuen Jahres starten wir eine Interviewreihe mit den Ortsbürgermeistern im Flecken Langwedel. Was war? Was kommt? Was liegt in den Dörfern und Orten den Menschen am meisten auf der Seele? Warum üben diese Menschen überhaupt ein Ehrenamt aus? Und hier sind nun die Fragen, gestellt von Jens Wenck, für den Etelser Dieter Haase.
Sie haben jetzt schon einen Teil ihrer ersten Amtszeit als Ortsbürgermeister hinter sich und immer noch Spaß an der Aufgabe? Ist es so, wie sie es sich vorgestellt haben?
Ich habe mir im Vorhinein keine großen Gedanken über die Aufgaben eines Ortsbürgermeisters gemacht, sondern habe es nach der Wahl auf mich zukommen lassen. Insgesamt macht es mir viel Spaß, da ich mit sehr vielen netten Menschen zu tun habe und die Ortschaft noch einmal aus einem anderen Blickwinkel kennenlerne. Während der Geburtstagsbesuche oder anderer Anlässe komme ich mit vielen Leuten ins Gespräch und erfahre so deren Wünsche und Probleme. Zum Glück aber auch, dass sich alle recht wohl in unseren Ortschaften fühlen. Es ist eine zeitaufwendige Tätigkeit, die man als Rentner aber gut bewältigen kann.
Was steht aus ihrer Sicht an dringenden Aufgaben in Etelsen an?
Die Planungen für die Ganztagsschule und die Beteiligung der Eltern an dem Prozess müssen vorangebracht werden. Denn ganz ohne bauliche Aktivitäten wird das neue Angebot nicht umzusetzen sein und die dauern in der Regel recht lange. Auch personell wird die Umsetzung nicht einfach werden.
Die Schaffung von zusätzlichen Krippenplätzen steht vor ähnlichen Herausforderungen. In Etelsen-Berkels wird sehr bald mit dem Bau einer neuen Kita begonnen, damit weitere dringend benötigte Plätze zur Verfügung stehen.
Für den Bereich der Schule, dem dortigen Kindergarten, der Krippe sowie den umliegenden Wohngebieten soll in diesem Jahr ein Verkehrskonzept erstellt werden, um die Wege zur Schule sicherer zu machen. Letztendlich ist es jedoch das Wichtigste, dass sich alle Verkehrsteilnehmer bereits jetzt an bestehende Regeln halten!
Es wird weiterhin über Angebote für Jugendliche nachgedacht.
Ein großes Anliegen ist es, noch mehr Einwohner für ehrenamtliche Aufgaben in den Vereinen, Organisationen und auch in der Politik zu begeistern.
In diesem Rahmen möchte ich mich ganz herzlich bei allen Ehrenamtlichen in den Vereinen und Organisationen bedanken, die durch ihren Beitrag die Ortschaften noch attraktiver und lebenswerter machen. Nicht vergessen möchte ich auch die, die auf vielfältigste Weise ganz unkompliziert Nachbarschaftshilfe leisten.
Als sehr gute Beispiele für ehrenamtliches Engagement fallen mir spontan der „Dorfmarkt“ in Etelsen auf dem Dorfland oder die „111-Jahr-Feier“ auf dem Steinberg ein.
Gibt es schon Kunde in Sachen Treffpunkt für Jugendliche beziehungsweise Multisportarena?
Ein sehr guter Treffpunkt für Jugendliche wäre sicherlich eine sogenannte Multisportarena. Die Verwaltung des Fleckens Langwedel wurde durch den Gemeinderat beauftragt vorgeschlagene Standorte zu prüfen bzw. geeignete vorzuschlagen. Im Idealfall könnte das Projekt bereits im nächsten Jahr realisiert werden.
Macht ein Ortsrat in der heutigen Zeit eigentlich noch Sinn? Die Entscheidungen fallen doch alle im Gemeinderat oder in Bausachen sogar im Kreishaus in Verden, oder?
Sie haben Recht mit der Annahme, dass die Beschlüsse im Gemeinderat getroffen werden und die Genehmigungen in Bauangelegenheiten in der Regel im Kreishaus bearbeitet werden.
Im Vorfeld gibt es auf Ortsratsebene Gespräche mit den interessierten Einwohnern, es gibt Bürgerbeteiligungen und auch die Diskussionsmöglichkeiten während der Ortsratssitzungen. Die erzielten Ergebnisse werden dann aus dem Ortsrat in die Fachausschüsse kommuniziert, sodass die Anliegen der Ortschaften in den weiteren Gremien definitiv Beachtung finden. Die Ortsratsmitglieder sind durch ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten sowie zum Beispiel der Mitgliedschaft in Vereinen sehr gut im Ort vernetzt und haben so die Möglichkeit aktuelle Themen aufzunehmen. Somit ergibt es sich, dass aus der Einwohnerschaft heraus Ideen den Weg in Entscheidungsgremien finden und unsere Ortschaften eventuell noch attraktiver werden.
Zudem sind Ortratsmitglieder an der Organisation von Veranstaltungen beteiligt oder organisieren zum Beispiel Seniorennachmittage. Neuerdings verfügt der Ortsrat über ein eigenes Budget, um neue Veranstaltungen in den Ortschaften zu fördern. Ideen nehmen die Ortsratsmitglieder gerne entgegen.
Was Spaß an der Aufgabe als Ortsbürgermeister macht hatten wir am Anfang. Zum Schluss die Frage: Gibt es etwas, was vielleicht nicht so toll ist?
Wenig Freude macht mir der lange Zeitraum von einer guten Idee beziehungsweise einem Beschluss des Rates bis zur tatsächlichen Umsetzung. Viele Dinge überdauern den Zeitraum einer Ratsperiode.
Auch der teilweise sehr lange Zeitraum, bis man aus einzelnen Fachbereichen Antworten auf Anfragen erhält, stellt sich für mich als Geduldsprobe dar.
Die meisten aufwendigen und zeitfressenden Verwaltungsabläufe hat nicht unsere Kommune zu verantworten. In der Regel kommen die Vorgaben vom Land, dem Bund oder der EU und machen gefühlt schon Kleinigkeiten zu einem Mehrjahresprojekt und verschlingen nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld. Die Ausschreibung für die Beschaffung von Material oder auch die Beantragung von EU-Fördermitteln sind beste Beispiele dafür. Die Zeit fehlt dann für die Ortschaften und viele Chancen werden vertan.