Völkersen - „Die häufigen Lebensmittelskandale und Tierseuchen sowie der zunehmende Wunsch der Verbraucher, sich gesund zu ernähren, wirken sich aus“, sagt Christoph Früchtenicht. „Die Leute kaufen gerne regionale Produkte, wollen wissen, wo diese herkommen“, ergänzt seine Lebensgefährtin Silvia Rieser. Der Hofladen Früchtenicht an der Landstraße in Völkersen ist eine gefragte Adresse.
Auch weil immer mehr Einwohner des Dorfes es zu schätzen wüssten, ein Geschäft vor Ort zu haben, in dem man „Grundnahrungsmittel“ bekommen kann. Neuerdings zum Teil sogar rund um die Uhr.
Ein jederzeit zugänglicher Verkaufsautomat macht das möglich. „Wir nehmen damit neue Trends in der Direktvermarktung auf“, erklärt Früchtenicht.
„Besonders am Wochenende, wenn der Laden geschlossen hat, greifen Leute gerne auf dieses Angebot zurück“, sagt Rieser. Seit der Aufstellung des Automaten Anfang März seien dort vor allem Eier und Kartoffeln „rausgezogen“ worden. Aber auch die selbsthergestellten Eintöpfe, Marmeladen oder Wurstspezialitäten, alles in Gläsern zu haben, kämen bei den Kunden gut an. Butter und Milch sind in dem leicht zu bedienenden Automaten ebenfalls zu finden.
„Ab Anfang Mai, wenn die Saison beginnt, werden wir auch Spargel und passenden Schinken dort drin haben“, merkt Christoph Früchtenicht an. Sauce Hollandaise besetzt schon jetzt in dem Schrank mit seiner großen Glastür ein schmales Fach.
Im Hofladen, der montags bis sonnabends von 8.30 bis 12.30 Uhr und montags bis freitags auch von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet hat, können die Kunden natürlich noch eine Menge mehr Erzeugnisse erhalten. Es gibt dort ein umfangreiches Sortiment an Obst und Gemüse, aber auch Milchprodukte und Wurst – „zumeist aus eigener Herstellung“ – sowie „Biowein von der Mosel“ füllen die Regale.
Dazu kommt sogenannte Aktionsware. „Zum Beispiel bieten wir einmal im Monat frisch geräucherte Forellen an“, informiert Früchtenicht, der sowohl Kaufmann als auch Landwirt ist.
Ackerbau und Viehzucht gehören mit zum Betrieb. „Es macht Spaß, aber wir haben auch viel Arbeit hier“, seufzt der 38-Jährige, während mal wieder sein Handy klingelt.
Er und seine gleichaltrige Freundin, die aber vor allem als Lehrerin an der Oberschule in Thedinghausen tätig ist, werden auf dem Hof und im Laden von seinen Eltern unterstützt. Heinrich und Annelie Früchtenicht haben den Hofladen an der Völkerser Landstraße 45 vor 25 Jahren, also 1993, eröffnet.
„Es begann mit Spargelverkauf und es kam dann immer mehr dazu“, erinnert sich Christoph Früchtenicht. „Die Scheune wurde irgendwann zum Laden ausgebaut.“
Wirtschaftliche Vorteile inbegriffen
Inzwischen werfe der Direktvertrieb mehr ab als die Landwirtschaft herkömmlicher Art, berichtet der Chef. Getreide, Mais, Raps, Kartoffeln und Spargel baue er auf den Feldern rund um Völkersen an. In den „weitläufigen Ställen, etliche mit Außengelände“, wachsen Hühner, Masthähnchen, Flugenten, Schweine und Fleischrinder heran. „Aber wir halten nur noch eine überschaubare Anzahl an Tieren.“
Vornehmlich für den Hofverkauf zu wirtschaften, biete manchen Vorteil. „Seitdem wir nicht mehr den Großhandel mit Schweinefleisch beliefern, benötigen wir keine Antibiotika mehr“, freut sich Früchtenicht. Dennoch betreibt er keine biologische Landwirtschaft. „Weil das Futter aus konventioneller Herstellung kommt.“
Der Aspekt des Tierwohls spielt bei der Direktvermarktung eine große Rolle. „Die Kunden“, sagt Silvia Rieser, „wollen immer häufiger sehen, wie das Vieh bei uns gehalten wird.“
mm