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Der Windpark und die Schweinemast

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Von: Jens-Peter Wenck

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Das Energiekontor Bremen möchte westlich der Haberloher Straße zwei Windkraftanlagen bauen.
Das Energiekontor Bremen möchte westlich der Haberloher Straße zwei Windkraftanlagen bauen. © Energiekontor Bremen

Langwedel/Völkersen – Da saßen sie nun im großen und weiten Rund der Langwedeler Sporthalle, der Ortsrat Völkersen und die Mitglieder des Bau- und Verkehrsausschusses. Zu vorgerückter Stunde fragte dann Pascal Zimmer vom Energiekontor Bremen: „Ja, und wie geht es jetzt weiter?“

Zuvor hatte Zimmer das Unternehmen, für das er arbeitet, vorgestellt – „ein klassischer Mittelständler“. Und zwar einer, der seit 1990 Windparks im In- und Ausland plant und teilweise auch selbst betreibt. Für den „Windpark Völkersen“ haben die Bremer jetzt eine Baugenehmigung beim Landkreis beantragt. Westlich der Haberloher Straße, zwischen Völkersen und Haberloh, möchte man zwei Windkraftanlagen vom Typ Vestas 126 errichten, Nabenhöhe 139 Meter, Gesamthöhe 202 Meter.

Einen entsprechenden Antrag hatte das Energiekontor schon im Jahr 2015 gestellt. Der Ortsrat Völkersen, Bauausschuss und Verwaltungsausschuss hatten das „gemeindliche Einvernehmen“ erteilt. Im Zuge eines Baugenehmigungsverfahrens bei solchen Projekten fragt der Landkreis Verden die betroffenen Städte und Gemeinden immer nach ihrem Einvernehmen. Dabei haben Politik und Verwaltung vor Ort dann zu beurteilen, ob die Erschließung und der Brandschutz gewährleistet sind. Das gilt übrigens auch zum Beispiel bei Mastställen. Ob man vor Ort generell für oder gegen ein Projekt ist, interessiert unter juristischem und verwaltungstechnischem Aspekt überhaupt nicht. Genehmigt (oder auch nicht) wird das Bauvorhaben dann vom Landkreis.

Der hatte einst versucht, mit seinem Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) auf bestimmten Flächen im Kreisgebiet die Aufstellung von Windkraftanlage zu verhindern. So etwa auch zwischen Völkersen und Haberloh. Dagegen hatte das Energiekontor geklagt – und vor dem Oberverwaltungsgericht Recht bekommen.

Man habe nun im Vorfeld mit dem Landkreis Verden Rücksprache gehalten, um die Chancen auf eine Baugenehmigung auszuloten – und dann einen erneuten Antrag gestellt, so Pascal Zimmer.

Alles in allem plant man mit elf Millionen Euro an Kosten für die beiden Anlagen. Ans Netz gehen sollen sie über eine viereinhalb bis fünf Kilometer lange Leitung, deren Verlauf noch nicht genau feststeht, in der Nähe des Förderbetriebes der Wintershall Dea. Pro Anlage werden man etwa 3 000 Quadratmeter an Fläche für Zuwegung und Betriebsplatz versiegeln. Sämtliche Richtwerte würden eingehalten, zu bestimmten Zeiten würden die Anlagen mit Blick auf Schattenwurf abgeschaltet, das Blinklicht in der Nacht durch neueste Technik auf die nötigsten Zeiten beschränkt. Wenn die Baugenehmigung erteilt wird, soll im ersten Quartal 2022 Baubeginn sein, für das vierte Quartal 2022 ist die Inbetriebnahme geplant.

In der Beschlussvorlage hatte die Gemeindeverwaltung noch empfohlen, das gemeindliche Einvernehmen zu erteilen. „Wir sind erst in den letzten Tagen auf diese neuen Erkenntnisse gekommen“, erklärte Bürgermeister Andreas Brandt dann in der Sitzung. Eine der Windkraftanlage stünde nah an einem Maststall für 2 000 Schweine . „Wir haben festgestellt, da reicht der Brandschutz nicht aus, da muss nachgearbeitet werden.“

Das Risiko Feuer sei ein sehr geringes, bei so einer modernen Anlage“, erklärte Pascal Zimmer vom Energiekontor. Man habe nicht geahnt, dass das Thema Brandschutz so aufkommen würde. In der Tat liegt dem Bauantrag nur eine allgemeine Standarderklärung bei.

Der Ortsrat Völkersen und der Bauausschuss folgten einstimmig dem Vorschlag der Gemeindeverwaltung und lehnten die Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens wegen des fehlenden Brandschutzkonzeptes ab.

Die Antwort auf die eingangs erwähnte Frage, wie es nun weitergehen solle, zeichnete sich schon am Abend der Sitzung ab – und erfuhr ihre Bestätigung nach einer Rücksprache des Langwedeler Bauamtsleiters Bernhard Goldmann dieser Tage mit den Zuständigen beim Landkreis Verden. Zu den geplanten Standorten gibt es keine Trinkwasserleitung, die die Feuerwehr nutzen könnte. Also wird ein Brandschutzkonzept erwartet.

Die endgültige Entscheidung über das gemeindliche Einvernehmen trifft am heutigen Donnerstagabend der Verwaltungsausschuss.

Von Jens Wenck

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