Wie aus Befremden Liebe wird

Haberloh - Von Johanna Zeuner. Aus ihrem neu erschienenen Buch „Wenn Fledermäuse fliegen, träum ich von Nigeria“ las Vera Mountney, Sprachwissenschaftlerin aus Verden, jetzt im Hofcafé Haberloh.
Sie berichtete von ihren Erfahrungen vor „ein paar mehr als zehn Jahren“, in Nigeria. Wahre Geschichten über ein Nigeria, das sie als „Du armes reiches Land“ bezeichnete.
Arm, weil die Bevölkerung so viele Dinge nicht hat, die in Westeuropa selbstverständlich sind. Reich, weil es für ein afrikanisches Land ein außergewöhnlich hohes Bruttosozialprodukt hat und handelsaktiv mit Europa ist, aber auch weil es reich ist an „wunderbaren Plätzen, Kultur und Dichtern.“
Mountney war an der Seite ihres britischen Mannes für „viele Monate, ursprünglich sollten es nur drei sein“ nach Nigeria gekommen. Sie berichtete, wie ihr Befremden gegenüber diesem Land immer mehr einer Liebe wich.

Das erste Kapitel, aus dem sie las, war ihrer Ankunft gewidmet. Mit Menschenkenntnis und nicht geringem Humor, auch gegenüber der eigenen Person, schilderte sie, wie „einfach alles ganz anders war, als ich es mir vorgestellt hatte“ und wie sie aufgeregt wie ein Schulmädchen die Militärsperren am Flughafen passierte. Es war zu ihrer Irritation eine Ankunft ohne Gepäck aber mit solidarischen Blicken von „Menschen, die eigentlich nur eins verband, ihre weiße Hautfarbe“.
Sie beschrieb ihren durchaus individuellen Weg, sich als Deutsche in Ibadan, zu bewegen. „Einem Millionendorf'“, wie sie es nannte. Humorvolle Episoden von Autofahrten mit Blaulicht, damit der Fahrer schneller durch die Menschenmenge drang und von ihrer Unkenntnis der Landessitten wechselten sich mit Berichten aus Supermärkten ab, die eher überdimensionierten Lagerräumen ähnelten.
„Alles wurde per Hand abgewogen, Strom gab es nicht, deshalb siegte hier die Batterie“. Ihre Berichte durchzog auch das Reflektieren über ihren Sonderstatus als „Expects“, wie man in Nigeria die ausländische Bevölkerung nennt: „Schon seltsam mit soviel Komfort im Dschungel zu leben“.
Ein Lob auf die nigerianische Küche, die die Gäste von Haberlohs Hofcafé zu Beginn des Abends zu kosten bekamen, auf „Yan“ und „Moi moi“, durfte nicht fehlen ebenso wie auf die afrikanische Lebensart: „Eine Konsumkultur gibt es nicht, man trifft sich zuhause. Wie schön ist es zu teilen, zu reden, zu genießen.“
Auch ein geheimes Schätzen der „african time“, der gelasseneren Zeitauffassung, durchzog ihre Erzählungen. „Die Afrikaner gehen viel kreativer mit Problemen um, sie tun einfach etwas, statt sich auf Strukturen zu verlassen.“
Der Abend wurde gerahmt von afrikanischer Musik und Tanz. Chief Muritala Awolola , der Gründer und Vorsitzende des „Pan- Afrikanischen Kulturvereins Bremen“ bedankte sich dafür, das Vera Mountney nicht nur das berichtete, was in den Medien zu hören sei.
Er stellte zwei Projekte für Mädchen vor, einen Fußballclub und eine Computertraining, und bat um Unterstützung. Mountney unterstrich, dass die Situation von Mädchen und Frauen in Nigeria noch nahezu rechtlos sei und freute sich, mit ihrer Lesung ein Stück weit auf ein Nigeria aufmerksam gemacht zu haben. Ein Land, das sie von Anfang sehr gastfreundlich erlebt hatte.