Ökologische Bedeutung von Wegerändern

Kirchlinteln - „Für die Insekten sind Wegeränder als Lebensraum und Nahrungsquelle absolut überlebensnotwendig“, erklärte der Nabu-Ortsverbandsvorsitzende Gustav Schindler beim Ortstermin in Specken. Auch für Kleinsäuger sei der Wegerain ein Rückzugsraum. „Wildpflanzen bieten zudem im Spätsommer und Herbst mit Pollen und Nektar eine wichtige Nahrungsgrundlage.“
Bei einem blühenden Beispiel in der Gemarkung Specken konnte der Biologe auf den ersten Blick mehrere ökologisch wertvolle Pflanzen ausmachen. Die blütenreiche Königskerze spende den Insekten viel Nektar und der Rainfarn biete beispielsweise den Bienen neben dem süßen Saft auch Pollen als Futter für den Herbst an. Außerdem sichtete Schindler die heilsame Schafgarbe, das Johanniskraut und die Glockenblume. Dies seien alles natürlich vorkommende Pflanzenarten, deren Samen meistens im Boden noch enthalten sind. „Die Anlage von Blühstreifen ist zwar eine Alternative, aber oft gar nicht notwendig, wenn man die Natur in Ruhe und einfach nur machen lässt.“
Biologe: Oft wird zu früh gemäht
Schindler hob die natürlichen Feldraine als Nahrungsquelle hervor, da Wiesen mit intensiver Grünlandnutzung sehr blütenarm seien. Allerdings sei eine Mahd auf den Wegeseitenrändern auch sehr wichtig, um die Verbuschung zu stoppen. Oft werde aus Sicht des Biologen allerdings viel zu früh gemäht. „Idealerweise sollte das erst nach der Samenreife der Wildpflanzen passieren, damit einerseits bis zum Spätherbst ein Nahrungsangebot für die Insekten zur Verfügung steht und andererseits genügend einjährige Pflanzen im Folgejahr wachsen können“, so Schindler.
An anderen Stellen seien die Seitenränder komplett verschwunden und der Lebensraum für Insekten fehle vollständig. Dies könne verschiedene Ursachen haben. Der Weg könne sich wegen einer einseitigen Verbuschung immer weiter zum anderen Feldrand verlagern und der Seitenrand verschwinde dadurch über die Jahre. „Auch eine unberechtigte Nutzung als Acker- oder Wiesenfläche kann manchmal der Grund sein“, so Schindler. Daher solle aus Sicht des Nabu die neue Wegekommission den korrekten Verlauf markieren und diesen wiederherstellen. „Wir wollen auf keinen Fall alle Flächennutzer unter Generalverdacht stellen, die Wegeraine absichtlich schmaler zu machen“, stellte Schindler klar. Der Nabu wolle sich deswegen konstruktiv an der Kommission beteiligen.
lee