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Heftige Steigerung: Preise für Holzpellets schießen nach oben

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Von: Erika Wennhold

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Klein-Linteln – „Alle reden immer nur von den hohen Kosten für Gas und Öl. Aber, dass der Preis für Holzpellets gleichzeitig in die Höhe geschossen ist, davon spricht niemand.“ Als Irma Kalinka aus Klein-Linteln vor kurzem nachbestellen wollte, hat sie sich so richtig erschrocken. „Der Preis pro Tonne lag im August vergangenen Jahres noch bei um die 230 Euro, jetzt soll ich dafür 700 Euro zahlen.“

Den genauen Preis konnte ihr die beauftragte Firma allerdings nicht sagen, denn es gibt Verzögerungen bei der Lieferung. „Wenn die Pellets erst im Oktober kommen, wer weiß, was ich dann bezahlen muss“, fragt sich Kalinka, die bisher mit ihrer Heizung auf der sicheren Seite war. Die Kosten im Vergleich gering und das Gewissen gut, denn aus ökologischer Sicht hatte sie damals alles richtig gemacht.

Holzpellets: Preis pro Tonne bei 700 Euro

Das sieht auch Dr. Michael Walewski von der Firma Wilhelm Hoyer so. Er hat selber eine Pelletheizung, ist ein großer Fan davon und kümmer sich bei Hoyer um den Nachschub. Vorwiegend arbeitet Hoyer mit Lieferanten aus Deutschland zusammen, aber zusätzlich wurde in Russland oder auch in der Ukraine geordert. Das sei seit Ausbruch des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine so gut wie nicht mehr möglich. Gleichzeitig steige die Nachfrage auch deshalb, weil die Umstellung auf eine Holzpelletheizung vom Staat mit bis zu 45 Prozent der Kosten gefördert werde. „Es gibt einen absoluten Run auf dieses Heizungssystem. Danach habe ich mich eigentlich immer gesehnt, weil ich von diesem Produkt echt überzeugt bin.“

Doch jetzt muss er findig sein, um Nachschub für seine Kunden in die Lager zu holen. „Inzwischen ordern wir in der ganzen Welt. Und weil wir das in einer gewissen Größenordnung machen können, lassen wir die Pellets auch schon mal per Schiff von weit her holen.“ Aber auch Polen sei ein guter Lieferant. Die große Nachfrage und die Mangellage hätten den Preis dennoch in die Höhe getrieben. Anlass zur Panik gebe es aber nicht. Walewski rät den Kunden, ruhig zu bleiben, abzuwarten und nicht zu hamstern. „Etwa eineinhalb Jahre wird es sicherlich teuer sein, spätestestens dann müssten sich die Preise wieder auf ein vernünftiges Niveau einpendeln.“

Aber so günstig wie in den vergangenen Jahren werde es vermutlich nicht wieder werden. Mittelfristig werde sich die Investition in eine Holzpelletheizung rentieren.

Die Aussagen des Experten bei der Firma Hoyer lassen Irma Kalinka ein wenig gelassener in die Zukunft blicken. „Es wird ja alles teurer.“ Dennoch blättert sie in ihren Rechnungen aus den vergangenen Jahren und schüttelt immer wieder den Kopf. „Preisschwankungen waren immer dabei, aber in solch einer Größenordnung – das ist unvorstellbar gewesen.“ Als die alte Ölheizung seinerzeit ausgetauscht werden musste, hatte sich Kalinka längst mit Alternativen beschäftigt. „Ich habe in der Stadtbibliothek ehrenamtlich gearbeitet und mich mit Büchern über Heizmethoden versorgt. Ich habe viel darüber gelesen und war am Ende von der Pelletheizung überzeugt.“ Jahrelang gab es keine Probleme, die Preise blieben niedrig, im Durchschnitt brauchte die Familie 9500 Kilo Pellets für die eigene Wohnung, die vermietete Wohnung und das Gartenhaus, das im Winter lediglich vor Frostschäden geschützt werden sollte. Dauerte der Winter länger und gab es an vielen Tagen Minusgrade, waren es auch schon mal mehr.

Dennoch wurde über viele Jahre sehr günstig geheizt im Vergleich zu Haushalten mit einer Öl- oder Gasheizung. Auch der Austausch der alten Fenster aus den 70er-Jahren trug dazu bei. „Die Fenster im Erdgeschoss sind dreifach verglast.“ Investitionen, die sich in einer Energiekrise besonders bemerkbar machen. Auf etwas verzichten will Irma Kalinka jedenfalls vorerst nicht.

Von Erika Wennhold

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