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Nabu-Vortrag: Lösung liegt im Konsumverhalten jedes Einzelnen

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Viele Menschen sitzen in Stühlen in einem Raum. Ein Teil hebt die Hände.
Mehr als 100 Gäste trafen sich im Lintler Krug zum Vortrag von Nico Paech. Die Hälfte bekannte sich auf Nachfrage zur Nabu-Mitgliedschaft. © Schiller

Prof. Dr. Niko Paech spricht auf Einladung des Nabu Kirchlinteln in einem Vortrag über die Zukunft und mahnt, dass die Lösung im Konsumverhalten jedes Einzelnen liege.

Kirchlinteln – Wieviel Luxus darf sich jeder Mensch angesichts der aktuellen Klima- und Artenkrise erlauben? Diese zentrale und durchaus provokante Frage stand im Vordergrund des Vortrages von Niko Paech, Professor für Plurale Ökonomik an der Universität Siegen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Nabu Kirchlinteln, gut 100 Gäste waren der Einladung gefolgt.

Hinter dem etwas sperrigen Begriff der Postwachstumsökonomie verbirgt sich eine mögliche Antwort auf die drängende Frage, wie eine Gesellschaft angesichts des übermäßigen Verbrauchs endlicher Ressourcen und viel zu hoher Treibhausgasemissionen der absehbaren Zerstörung der menschlichen Lebensgrundlage begegnen kann.

Der Referent ging in seinem Votrag davon aus, dass Deutschland bereits Anfang Mai sein Kontingent an nachwachsenden Rohstoffen für das Jahr verbraucht hat. Übermäßiges Konsumverhalten und Energieverbrauch führen dazu, dass das Land vom Tag an sozusagen „auf Pump“ lebt.

Niko Paech entwickelte eine Strategie, wie nachhaltiges Leben im moderaten Wohlstand gelingen könnte. Kritik übte er dabei an der gegenwärtigen technischen Fortschrittsgläubigkeit, die alle Probleme vermeintlich zu lösen vermag. Er stellte dem einen kulturellen Wandel der Gesellschaft gegenüber, nach dem in der Verantwortung für die Erde als Lebensgrundlage, aber auch das persönliche Wohlergehen die Leitlinien des Handelns darstellen. Einem jährlichen maximalen Verbrauch von eine Tonne CO2, um den Klimaschutz nachhaltig sicherstellen zu können, steht ein tatsächlicher Verbrauch von zwölf Tonnen CO2 pro Kopf gegenüber. Urlaubsflüge und Kreuzfahrten wären aus ökologischen und gesellschaftlichen Aspekten also nicht oder nur eingeschränkt möglich.

Kritisch bewertet Paech auch grüne Technologien, die zwar in Deutschland zu einer Reduzierung der klimaschädlichen Gase führt, das Problem der Ressourcenausbeutung jedoch nur in andere Länder verlagert. Am Beispiel der seltenen Erden für den Bau von Windrädern und Photovoltaikanlagen verdeutlichte der Referent dieses Problem, dass mit dem künftigen Wachstum bei E-Mobilität auch der Energieverbrauch weiter ansteigen wird. Ähnliches gelte für den Export von energieintensiven und umweltbelastenden Produktionsschritten ins Ausland.

Paech warb für einen maßvollen Wohlstand, der gekennzeichnet ist von Verantwortung für das eigene Konsumverhalten, aber auch mehr Lebensqualität durch verringerte Arbeitszeit verspricht. Er umriss die Vision, dass die Nutzung freier zeitlicher Kapazitäten für die Eigenversorgung durch Gemüseanbau, Reparatur und dadurch längere Lebensdauer von Geräten, aber auch regionaler Wertschöpfungsketten die Erhöhung des individuellen Wohlbefindens fördert. Gemeinschaftsprojekte wie Reparaturcafés würden helfen, Ressourcen zu schonen und die Nutzungsdauer von Geräten zu verlängern. Die gemeinsame Nutzung von Geräten verbessere somit die Geräteauslastung und vermeidet Überproduktion. Regionalisierung trete an die Stelle von Globalisierung. Dabei werde weder medizinischer Versorgung noch das Bildungsangeboten abgebaut.

Die Lösung liege, laut Paech, im Konsumverhalten jedes Einzelnen: „Lebenskunst heißt, jenen Ballast abzuwerfen, der zur Überforderung und somit der Lebensqualität abträglich wird.“

Paech hat die Zuhörer laut Mitteilung des Nabu mit seinem mitreißenden Vortrag eindrücklich motiviert, ihr eigenes Leben zu hinterfragen, nach Möglichkeiten für eine maßvolle Reduzierung des Konsumverhaltens zu suchen anstatt auf die Politik zu warten. Seiner Philosophie zufolge kann die Veränderung nur von der Basis, von jedem Einzelnen, ausgehen.

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